Gewalt in Birma: Angriff befeuert Hass auf Rohingya
Unruhen im Rakhine-Staat fordern mindestens 40 Tote. Die Lage bleibt angespannt, hunderte Rohingya sind auf der Flucht.
Alle fürchteten eine Wiederholung der verheerenden Unruhen von 2012. Damals metzelten sich über hundert Buddhisten und Muslime in Birmas (Myanmars) westlichem Teilstaat Rakhine gegenseitig nieder, nachdem das Gerücht kursierte, ein Buddhist hätte eine Muslimin vergewaltigt.
Inzwischen kamen seit dem jüngsten Angriff auf die drei Grenzschutzposten am Übergang zu Bangladesch in Maungdaw und Bhutidaung bei Auseinandersetzungen zwischen Militär und vermeintlich bewaffneten Angreifern mindestens 40 Menschen ums Leben. Mehrere Hundert sind auf der Flucht. Ein Ausmaß wie das von 2012 blieb bislang aus. Doch die Situation bleibt angespannt. „Hier steht weiter menschliches Leben auf dem Spiel“, fürchtet der politische Analyst Min Zin.
Birmas Regierung identifizierte inzwischen eine islamische Terrorgruppe als Täter. Die Gruppierung sei aus dem muslimischen Ausland finanziell unterstützt worden, der Anführer von pakistanischen Taliban trainiert worden.
Rohingya werden als illegale Einwanderer gesehen
Die muslimische Minderheit in Birma versetzen die tödlichen Unruhen in Alarmbereitschaft. Vorurteile gegenüber Muslimen, die landläufig als „Kalar“ (wörtlich: Dunkle) bezeichnet werden, sind verbreitet. Muslime machen in der früheren Militärdiktatur der Volkszählung von 2014 zufolge rund 2 Prozent der Bevölkerung aus.
Menschenrechtsgruppen und Beobachter warnen, die Attacken auf die Grenzschutzpolizei könnten als Vorwand dienen, dem Hass auf die Rohingya freien Lauf zu lassen. Matthew Smith von Fortify Rights sagt deshalb: „Das Militär hat die Verantwortung die Bürger zu schützen, egal welcher Religion oder Ethnie sie angehören.“
Oberst aus der Armee
Die Rohingya werden von einem Großteil der Birmesen als illegale Einwanderer aus Bangladesch angesehen. Seit den Unruhen von 2012 leben über hunderttausend von ihnen in Rakhine in Lagern, in denen sie nur beschränkten Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung und Arbeitsplätzen haben.
Für die demokratische Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi sind die Unruhen eine Bewährungsprobe. Wird sich das Militär, das seit der von ihm eingeleiteten Demokratisierung noch immer große Macht hält, im Zaum halten lassen? Dass bei einer Pressekonferenz ein Oberst aus dem Kreis des Armeechefs kürzlich sagte „Wir haben keine andere Wahl als zu schießen“, lässt wenig Hoffnung zu.
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