Gewalt gegen Lesben: Angriffe sichtbar machen

Gewaltvorfälle gegen lesbische, bisexuelle und queere Frauen werden oft nicht gemeldet. Mit einem Clip macht L-Support nun aufmerksam.

Ampel in Brüssel Foto: dpa

taz: Frau Beck, Sie haben den neuen Trailer für L-Support auf dem Berlin Lesbian Non-Binary Filmfest am Wochenende gezeigt. Wie kam der Trailer an?

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Sabine Beck: Wir haben ausschließlich positive Rückmeldungen. Viele haben gesagt, dass es ein wichtiges Thema ist und diese Art der Sichtbarkeit wichtig für die Community ist. Wir haben den Eindruck, dass es sehr gut ankommt, ein schwieriges Thema in positive Bilder zu packen.

In dem Trailer werden Texttafeln eingeblendet, auf denen steht, dass homophobe Übergriffe für lesbische, bisexuelle und queere Frauen oft zum Alltag gehören, insbesondere verbale Gewalt, Anspucken oder sexuelle Belästigung. Dazwischen sind Frauen zu sehen, die sich umarmen oder küssen. Habt ihr darüber nachgedacht, ein Beispiel für einen Übergriff zu zeigen?

Wir haben uns lange überlegt, wie wir darstellen können, dass sehr viele Frauen von Übergriffen betroffen sind, ohne einen Übergriff zu reproduzieren. Denn es besteht die Gefahr, dass Leute so etwas nachahmen oder dass Betroffene an einen früheren Übergriff unangenehm erinnert werden. Deshalb haben wir uns entschieden, ein Video mit positiven Bildern zu machen und über die Texttafeln einzubringen, dass der Alltag nicht immer so harmonisch ist wie vermutet.

Warum dieser Trailer?

Bisher sind wir oft auf Lesbenpartys oder beim CSD mit einem Stand vertreten und stellen dort unsere Arbeit vor, aber wir sind immer auf der Suche nach Möglichkeiten, um auch Frauen zu erreichen, die nicht in den ­typischen Szenen unterwegs sind. Da ist ein Trailer eine gute Möglichkeit. Wir gucken jetzt für das kommende Jahr, wo wir ihn noch zeigen können, in Kinos oder im Berliner Fenster ­könnten wir uns das gut vorstellen. Das ist aber auch eine Geldfrage.

Wie viele Frauen sind von homophober Gewalt betroffen?

L-Support dokumentiert Gewalt gegen lesbische, bisexuelle und queere Frauen und unterstützt Betroffene dabei, mit solchen Vorfällen umzugehen. Die Initiative betreibt eine Hotline, die samstags und sonntags von 17 bis 19 Uhr unter 030-2 16 22 99 zu erreichen ist. Gewaltvorfälle können außerdem über die Webseite von L-Support gemeldet werden. Mit dem einminütigen Videoclip möchte das Projekt sein Angebot bekannter machen und Frauen ermutigen, über ihre Erfahrungen zu sprechen und sich nach Erlebnissen von homophober Gewalt Unterstützung zu holen. Der Clip von der in Berlin lebenden Regisseurin Mirella Pappalardo zeigt Paare in liebevollem Umgang miteinander. Dazwischen werden Texte mit Informationen über alltäglich vorkommende homophobe Gewalt eingeblendet. L-Support hat den Clip erstmals beim Berlin Lesbian Non-Binary Filmfest gezeigt. (usch)

Es ist schwierig, das zu sagen. Unsere Fallzahlen sind bisher wenig aussagekräftig. 2018 hatten wir zehn Meldungen, bei der Polizei sind 19 Anzeigen eingegangen, von denen drei auch bei uns gemeldet wurden. Wir merken, dass es mit der Zeit mehr Anrufe werden, weil wir auch bekannter werden. Und wir gehen von einem großen Dunkelfeld aus.

Können sich auch Transfrauen an euch wenden?

Ja natürlich.

Wie erklärt ihr es euch, dass nicht mehr Frauen homophobe Gewaltübergriffe melden?

Viele Frauen neigen dazu, die Schuld bei sich zu suchen. Es gibt auch oft eine Abwehrtendenz, dass betroffene Frauen Übergriffe so schnell wie möglich vergessen und keine große Sache daraus machen wollen. Viele besprechen es auch mit Freund*innen und wollen dann nicht weiter darüber nachdenken. Es ist ein großer Teil unserer Arbeit, Frauen zu ermutigen, Gewalterfahrungen ernst zu nehmen und zu melden.

Warum ist das wichtig?

Uns ist es wichtig, diese Form der Gewalt sichtbar zu machen, weil wir nur so Betroffene unterstützen können. Wir wollen ihnen vermitteln, dass sie etwas verändern können, Handlungsstrategien aufzeigen und Hilfe bei der emotionalen Bewältigung anbieten.

Sabine Beck geboren 1989, ist Projektlei­terin von L-Support. Die Initiative dokumentiert Gewalt gegen lesbische, bisexuelle und queere Frauen und unterstützt Betroffene dabei, mit solchen Vorfällen umzugehen.

Was empfehlen Sie betroffenen Frauen?

Das ist sehr individuell, und es kommt auch darauf an, um was für eine Art Übergriff es sich handelt. Generell kann es in der Situation gut sein, andere Menschen anzusprechen, dazuzuholen oder einfach laut zu sein.

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