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Gewalt gegen FrauenEuropa hat die Schnauze voll

Tausende Menschen protestierten in ganz Europa gegen Gewalt gegen Frauen. Doch in den einzelnen Staaten tut sich offenbar nur wenig.

Nie mehr Gewalt gegen Frauen: Demonstrant*innen in Málaga, Spanien, machen ihrem Ärger Luft Foto: dpa

Berlin taz | Zu Tausenden sind sie am Wochenende auf die Straße gegangen. In Rom, Paris, in Genf, Athen oder Madrid protestierten vor allem Frauen gegen Gewalt und sexuelle Belästigung. Die Französ*innen demonstrierten mehr oder minder zeitgleich mit den „gilets jaunes“, den „gelben Westen“, die ihre Stimme gegen die Steuerreform des französischen Präsidenten Emmanuel Macron erheben, gegen die hohen Spritpreise und soziale Ungerechtigkeit.

Während die „gelben Westen“ auf wenig Verständnis bei Macron stießen, sagte der französische Präsident den vorwiegend weiblichen Demonstrant*innen seine Unterstützung zu. Jede*r müsse gegen Gewalt gegen Frauen kämpfen, erklärte Macron über Twitter anlässlich des Internationalen Tags zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Das Thema gehe jede*n an.

Die #NousToutes-Bewegung brachte rund 30.000 Menschen in Frankreich auf die Straße. Mit Sprüchen wie „Schnauze voll von Vergewaltigung“, „Schluss mit der Straflosigkeit für Angreifer“ und „eine Frau ist niemals selbst Schuld an der Gewalt gegen sie“ machen sie ihrer Wut Luft. Nach Angaben der Regierung ist die Zahl angezeigter sexueller Übergriffe in Frankreich innerhalb eines Jahres um rund ein Viertel gestiegen. Insgesamt wurden 225.000 Fälle von Gewalt gegen Frauen offiziell gezählt.

Die französische Regierung hat zugesagt, sich mehr zu engagieren. Am Dienstag soll ein neues Online-Portal starten, über das sexuelle Gewalt und sexistische Übergriffe gemeldet werden können. Die digitale Plattform unterstützt Opfer oder Zeug*innen und vermittelt ihnen einen Kontakt zu speziell geschulten Polizist*innen.

Frauenrechtsaktivist*innen fordern mehr Unterstützung

Frankreichs Premierminister Edouard Philippe lobte das Angebot als Meilenstein, um Gewalt an Frauen auszumerzen. Sie könne dabei helfen, Schlimmeres künftig zu verhindern, schrieb Philippe auf Facebook. Allerdings haben Frauenrechtsaktivist*innen bereits gekontert, dass eine Online-Plattform allein nicht ausreicht, um das Thema in den Griff zu bekommen und Frauen besser zu schützen.

Für Prävention und Hilfsprogramme müsse die Regierung mehr Geld bereit stellen. Präsident Macron hatte Geschlechtergerechtigkeit und mehr Unterstützung für Frauen ausdrücklich als Ziele seiner Präsidentschaft deklariert.

Auch in Italien formiert sich neuer Widerstand gegen sexuelle Gewalt. Unter dem Hashtag #nonenormalechesianormale (es ist nicht normal, dass es normal ist) bekunden etliche Italiener*innen ihren Unmut und ihre Wut. Das Erkennungszeichen der Unterstützer*innen: ein roter Strich unter dem Auge. Tausende haben bereits ein Selbstportrait über Twitter veröffentlicht. Der Protest erreichte bereits höchste politische Reihen.

Einer der prominentesten Unterstützer*innen ist EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani. Beim Brexit-Gipfel in Brüssel an diesem Wochenende hat er sich mit Lippenstift einen roten Halbkreis unter das linke Auge gemalt – und trat so vor die Presse. Als ein Journalist nachfragte, erklärte Tajani er unterstütze die italienische Kampagne gegen Gewalt an Frauen. Dies sei eine der schlimmsten Taten, die ein Mann begehen könne, sagte Tajani. Kein menschliches Wesen sei einem anderen überlegen oder unterlegen.

Ein roter Strich unter dem Auge als Erkennungszeichen

Das habe ihn seine Mutter gelehrt und das bringe er auch seinen Kindern bei. Zu den bekanntesten Figuren der Kampagne gehört Mara Carfagna. Sie war im Kabinett von Silvio Berlusconi Ministerin für Gleichstellung. Während in den europäischen Großstädten die Demonstrant*innen meist unbehelligt auf die Straße gehen konnten, wurde in Istanbul ein Protestmarsch mit Tränengas gestoppt. Etwa tausend Menschen hatten sich im Zentrum der türkischen Metropole versammelt.

„Wir werden nicht schweigen, wir haben keine Angst, wir werden nicht gehorchen“, riefen die Demonstrant*innen. Dann wurden sie von Polizist*innen auseinandergetrieben. Auch in den Kurdengebieten im Norden Syriens protestieren hunderte Frauen am Sonntag gegen sexuelle Gewalt. Die Demonstrant*innen in Kamischli hielten Schilder mit der Aufschrift „Kinderehen sind ein Verbrechen“ und Fotos von Gewaltopfern in die Höhe.

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5 Kommentare

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  • Es ist gut zu sehen, dass es hier auch in einigen Staaten Unterstützung seitens der Politik gibt.



    Als negativbeispiel in Europa wird aber ausgerechnet nur die Türkei und das kurdengebiet erwähnt. Das ist zu einseitig.



    Was ist mit den ganzen rechten Regierungen in Europa (Ungarn, Österreich, Dänemark, Polen). Dort kann ich mir eine Unterstützung der Politik nur schwerlich vorstellen. So fördert der Artikel einseitige Betrachtungsweise und Vorurteile.

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Europa hat die Schnauze voll?



    Wohl kaum! Ansonsten würde Europa handeln.



    Gerade heute hat ein Gericht die Männer sanft verurteilt, die mehrere Frauen vergewaltigt haben. Sanft heisst in diesem Fall, das Gericht blieb unter der Forderung der Staatsanwaltschaft.



    6 Jahre für lebenslanges Leid.



    So sieht es aus und es ist beschämend, dass es immer wieder diese Demos gibt und sich nichts tut.



    www.waz.de/staedte...s-id215874357.html

    Wie sagte der Richter so schön, es handle sich nicht um Monster sondern um Menschen.

    Mir als Frau, wird kotzübel.

  • Gewalt gegen Frauen ist kein politisches Problem. Es ist ein gesellschaftliches Problem und es wird wohl mind. noch 1-2 Generationen brauchen, bis es auch in jeder Ecke der Gesellschaft ankommt, dass Gewalt keine geeignete "Kommunikationsform" ist, um Interessen durchzusetzen.

    • @rujex:

      Vor allen Dingen, da die meisten gesellschaftlichen Prozesse mittels



      Gewalt durchgesetzt werden. ...



      Ihre Aussage ist leider falsch: Gewalt ist ein sehr gut geeignetes Mittel, um Interessen durchzusetzen.

  • 9G
    97684 (Profil gelöscht)

    Zig Tausende gehen auf die Straße und haben die Schnauze voll.



    Gut so. Es gibt ein paar MENSCHEN.



    Sich aber irgendwas erhoffen davon halte ich für ziemlich naiv.Es ist die Minderheit einiger Menschen mit etwas mehr Herz und Hirn, die auf die Strasse geht.Die reisst nix angesichts der tumben Massen

    Das reicht aber nicht.Europa hat 700 Mio Einwohner, die E U ca 500Mio.



    Die Hälfte davon wohl Frauen. Solange es nicht heisst: Zig Mio gehen auf die Strasse und haben die Schnauze voll, ist das so interessant, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt.



    Man kann einen Bericht schreiben und zur Tagesordnung übergehen.