Getöteter Jugendlicher bei Gezi-Protesten: Polizisten müssen zehn Jahre in Haft
Ali Islaim Korkmaz war am Rande der Gezipark-Proteste von Polizisten zusammengeschlagen worden und starb. Nun müssen zwei Beamte zehn Jahre in Haft.
KAYSERI afp | Weil sie am Rande der Gezipark-Demonstrationen einen 19-Jährigen totgeschlagen haben, sind in der Türkei zwei Polizisten zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Zwei weitere beschuldigte Polizisten wurden freigesprochen, wie das Gericht in Kayseri am Mittwoch mitteilte. Die Angehörigen reagierten mit Wut. Das Urteil sei ein „Witz“, vor allem, weil das Gericht bei den Tätern keinen Vorsatz erkannte, sagte ihr Anwalt Ömer Kavili. Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haftstrafen gefordert.
Ali Ismail Korkmaz war am 2. Juni 2013 in der westlichen Stadt Eskisehir von Polizisten in Zivil und Händlern mit Latten und Baseballschlägern niedergeschlagen worden. Er erlitt Hirnblutungen und fiel ins Koma, 38 Tage später starb er. Es war einer der schlimmsten Fälle von Polizeigewalt gegen Demonstranten, die gegen die Regierung des damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auf die Straßen zogen.
Drei der beteiligten Händler erhielten Haftstrafen von sechs Jahren und acht Monaten, ein vierter von drei Jahren und vier Monaten. Bei keinem von ihnen sah das Gericht Vorsatz am Werk, wodurch die Urteile deutlich milder ausfielen als von der Staatsanwaltschaft gefordert. „Die Menschen, die einen 19-Jährigen ermordeten, haben keine Gnade verdient“, sagte Alis Mutter Emel Korkmaz am Mittwoch. „Ihr seid alle Mörder, der Mörderstaat wird zur Rechenschaft gezogen“, riefen Unterstützer der Familie im Gerichtssaal.
Bei den landesweiten Massenprotesten gegen Erdogan, die sich an einem Bauprojekt im Gezipark in Istanbul entzündet hatten, waren vor anderthalb Jahren insgesamt acht Menschen getötet worden. 8000 Menschen wurden verletzt und tausende Demonstranten festgenommen.
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