Gesundheitsreform in den USA: Obamacare bleibt erstmal
Die Abschaffung des Gesundheitsgesetzes ist vorerst vom Tisch. Eine dafür notwendige Mehrheit bekamen die Republikaner mal wieder nicht zusammen.
US-Präsident Donald Trump drohte am Dienstag, er wolle künftig mit den Demokraten zusammenarbeiten, wenn die Republikaner die Abschaffung nicht beschließen würden. „Man kriegt einen besseren Deal, wenn er überparteilich ist“, zitierte der Abgeordnete Richard Neal den Präsidenten.
Unklar ist, wie es mit Obamacare nun politisch weitergehen wird. Senator Lindsey Graham forderte zwar, nach den Steuerplänen solle das Thema wieder aufgenommen werden. Unter der optimistischen Annahme, dass die Republikaner dafür wenige Monate brauchen werden, dürfte der Zeitplan trotzdem ins Jahr 2018 hineinreichen – und damit in eine Wahlkampfphase für die Abgeordneten des Kongresses. Die Chancen eines Entwurfs dürfte das verschmälern.
„Von hier wenden wir uns der Steuerreform zu“, kündigte McConnell am Dienstag an. Einen entsprechenden Entwurf will das Weiße Haus an diesem Mittwoch vorstellen. Trump hat bereits erklärt, vor allem die Mittelschicht mit bedeutenden Steuerermäßigungen entlasten zu wollen. Das Steuersystem in den USA ist seit drei Jahrzehnten nicht umgebaut worden. Das Vorhaben gehört zu einem der wichtigsten Wahlkampfversprechen Trumps.
Ziel ist unter anderem eine Vereinfachung der Steuergesetze. Dies werde Arbeitsplätze zurückbringen, denn derzeit sei die Steuerstruktur nicht wettbewerbsfähig, sagte Trump, „und wir werden superwettbewerbsfähig werden“. Wie aus informierten Kreisen verlautete, soll unter anderem der Steuersatz für die wohlhabendsten US-Bürger von derzeit 39,6 Prozent auf 35 Prozent gesenkt werden.
„Sie wollen Steuererleichterungen für Menschen an der Spitze anbieten“, sagte der demokratische Senator Neal. Bei dessen Parteikollegen dürfte das sauer aufstoßen. Die Demokraten sind zwar generell auch dafür, das Steuersystem einfacher zu gestalten. Neben einer möglichen Entlastung für Reiche sorgen sie sich aber zudem um die Staatsschulden: Die dürften durch die Steuersenkungen nicht zusätzlich ansteigen, fordern sie. Ob Republikaner und Demokraten bei Steuerplänen anders als bei Obamacare langfristig zusammenarbeiten werden, bleibt damit vorerst offen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung