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Gestohlene FahrräderRad ist teuer

Fahrraddiebstahl verursacht in Deutschland immer höhere Versicherungsschäden. Dabei sinkt die Anzahl der Fälle sogar.

Parkplatz oder Diebstahlsicherung? Foto: Erwin Wodicka/imago

Berlin taz | In Deutschland werden zwar immer seltener Fahrräder gestohlen, die entwendeten Zweiräder sind dafür aber immer teurer, das zeigt eine Auswertung des Gesamtverbands der Versicherer (GDV). Demnach entstand 2024 ein Schaden von 160 Millionen Euro durch Fahrraddiebe – etwa 10 Millionen Euro mehr als noch im Vorjahr. „Das ist der höchste Stand der letzten 20 Jahre“, sagt GDV-Geschäftsführer Jörg Asmussen.

Dieser Kostenanstieg ist zunächst überraschend, denn seit vielen Jahren geht die Anzahl der Fahrraddiebstähle zurück. Während 2005 noch etwa 260.000 versicherte Räder entwendet wurden, hat sich diese Zahl bis heute etwa halbiert. Auch insgesamt, also auch in den unversicherten Fällen, sinkt die Anzahl vermisster Fahrräder.

Laut Kriminalstatistik waren es vergangenes Jahr 245.868 Zweiräder und damit etwa 7 Prozent weniger als noch 2023. „Das liegt daran, dass die Nut­ze­r:in­nen teurer Fahrräder auf die Diebstahlgefahr reagieren, vor allem durch die Verwendung besserer Schlösser“, sagt Roland Huhn vom Fahrradverband ADFC. „Sonst würden die Diebstahlzahlen langjährig steigen, so wie die Verkaufs- und Bestandszahlen.“

Während vor zehn Jahren ein gestohlenes Rad im Durchschnitt 500 Euro kostete, stieg dieser Wert bis 2024 auf 1.190 Euro an. „Die Täter gehen offenbar gezielter vor und stehlen vor allem hochwertige Räder und E-Bikes“, sagt Versicherungsverbandchef Asmussen. Aber auch Rennräder und Mountainbikes seien im Fokus der Diebe.

Fahrraddiebstahl wird vom Staat nicht ernst genommen

Der Eindruck, dass nur hochwertige Fahrräder gestohlen werden, täusche allerdings, so ADFC-Experte Huhn. Nur etwa die Hälfte der Fahrraddiebstähle würde überhaupt angezeigt. Der Rest fällt also aus der Statistik. „Einschließlich der Dunkelziffer berücksichtigt der GDV nur knapp 30 Prozent der Fahrraddiebstähle“, so Huhn.

Die Diebstahlzahlen sinken also, müssten aber doch höher liegen als angenommen. Schuld daran sei auch, dass zu wenig dagegen getan werde, sagt Huhn. Nur knapp 10 Prozent der Delikte werden aufgeklärt. „Fahrraddiebstahl ist leider ein Massenphänomen, das vom Staat nicht besonders ernst genommen wird.“

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1 Kommentar

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  • Wer in die Versicherung geht, begeht auch hier i.d.R. einen Fehler und finanziert v.a. dubiose Immobilienhäufungen der Versicherungen mit.



    Das Geld lieber ins Registrieren und ein halbwegs abweisendes Schloss zum Anschließen stecken. Obwohl nichts universal schützt.

    Vor allem Räder nicht mehr klauen (kein Kavaliersdelikt, sondern ärgerlich), sie dann auch nicht in den Fluss, Wald ... pfeffern. Aber auch Infrastruktur zum Anschließen bereithalten, statt platzfressender Auto-Zoo-Flächen.