Gespräche zwischen Nord- und Südkorea: Ein Minimaldialog, immerhin
Die erneute Kommunikation zwischen Nord- und Südkorea gibt den Menschen eine kleine Hoffnung. Und sie drosselt die Gefahr einer Eskalation.
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un bei einem Raketentest 2019 Foto: KCNA/imago
Nordkorea mag bei seinem Annäherungsversuch an Südkorea vieles im Sinn haben: Vielleicht geht es um kurzfristige Hilfslieferungen für das wirtschaftlich desolate Land, das sich durch Isolation, Misswirtschaft und Missernten in einem katastrophalen Zustand befindet. Nichtsdestotrotz wird Kim Jong Un nicht an dem grundsätzlichen Problem rütteln: seinem Atomprogramm.
Dafür hat der Machthaber durchaus Gründe: Denn der US-Regierung kann Pjöngjang nicht über den Weg trauen. Das hat Washington in seinem Umgang mit Libyen und dem Iran genügend unter Beweis gestellt. Gleichzeitig weiß das Kim-Regime auch, dass in acht Monaten in Südkorea Präsidentschaftswahlen anstehen. Jede Annäherung mit einem konservativen Staatschef in Seoul wäre ohnehin null und nichtig.
Natürlich ist es dennoch erfreulich, wenn die beiden Staaten wieder direkt miteinander kommunizieren. Die letzten militärischen Auseinandersetzungen liegen nur wenige Jahre zurück. Die angespannte Situation hätte jederzeit kippen können. Die Gefahr einer Eskalation ist deutlich größer, solange keine direkte Kommunikation stattfindet.
Der große Leidtragende in diesem Konflikt ist zweifelsohne das koreanische Volk, welches – als Spielball der Großmächte – seit Jahrzehnten in Trennung leben muss. Doch während Südkorea sich zu einer hochmodernen Wirtschaft mit dynamischer Demokratie und kultureller Anziehungskraft entwickelt hat, leben die Nordkoreaner in einem diktatorischen Schurkenstaat, in bitterer Armut und intellektueller Einöde.
Die Chance, dass sich ihre Situation schon bald verbessern könnte, ist überaus gering: Sowohl China als auch die Vereinigten Staaten und Japan haben durchaus Interesse an diesem tragischen Status quo, der immerhin Stabilität verspricht.
Peking kommt der Pufferstaat vor Südkorea gelegen, wo schließlich dort auch US-Soldaten stationiert sind. Washington hingegen wird keine Zugeständnisse machen, solange Diktator Kim sein Atomarsenal – und damit seine Lebensversicherung – nicht aufgibt. Und Tokio hat kein Interesse am Wettbewerb mit einem vereinten und wirtschaftlich erstarkenden Korea. Für die Menschen ist der neue Gesprächsfaden zwischen Seoul und Pjöngjang dennoch ein Hoffnungsschimmer. Mehr ist derzeit nicht machbar.
Gespräche zwischen Nord- und Südkorea: Ein Minimaldialog, immerhin
Die erneute Kommunikation zwischen Nord- und Südkorea gibt den Menschen eine kleine Hoffnung. Und sie drosselt die Gefahr einer Eskalation.
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un bei einem Raketentest 2019 Foto: KCNA/imago
Nordkorea mag bei seinem Annäherungsversuch an Südkorea vieles im Sinn haben: Vielleicht geht es um kurzfristige Hilfslieferungen für das wirtschaftlich desolate Land, das sich durch Isolation, Misswirtschaft und Missernten in einem katastrophalen Zustand befindet. Nichtsdestotrotz wird Kim Jong Un nicht an dem grundsätzlichen Problem rütteln: seinem Atomprogramm.
Dafür hat der Machthaber durchaus Gründe: Denn der US-Regierung kann Pjöngjang nicht über den Weg trauen. Das hat Washington in seinem Umgang mit Libyen und dem Iran genügend unter Beweis gestellt. Gleichzeitig weiß das Kim-Regime auch, dass in acht Monaten in Südkorea Präsidentschaftswahlen anstehen. Jede Annäherung mit einem konservativen Staatschef in Seoul wäre ohnehin null und nichtig.
Natürlich ist es dennoch erfreulich, wenn die beiden Staaten wieder direkt miteinander kommunizieren. Die letzten militärischen Auseinandersetzungen liegen nur wenige Jahre zurück. Die angespannte Situation hätte jederzeit kippen können. Die Gefahr einer Eskalation ist deutlich größer, solange keine direkte Kommunikation stattfindet.
Der große Leidtragende in diesem Konflikt ist zweifelsohne das koreanische Volk, welches – als Spielball der Großmächte – seit Jahrzehnten in Trennung leben muss. Doch während Südkorea sich zu einer hochmodernen Wirtschaft mit dynamischer Demokratie und kultureller Anziehungskraft entwickelt hat, leben die Nordkoreaner in einem diktatorischen Schurkenstaat, in bitterer Armut und intellektueller Einöde.
Die Chance, dass sich ihre Situation schon bald verbessern könnte, ist überaus gering: Sowohl China als auch die Vereinigten Staaten und Japan haben durchaus Interesse an diesem tragischen Status quo, der immerhin Stabilität verspricht.
Peking kommt der Pufferstaat vor Südkorea gelegen, wo schließlich dort auch US-Soldaten stationiert sind. Washington hingegen wird keine Zugeständnisse machen, solange Diktator Kim sein Atomarsenal – und damit seine Lebensversicherung – nicht aufgibt. Und Tokio hat kein Interesse am Wettbewerb mit einem vereinten und wirtschaftlich erstarkenden Korea. Für die Menschen ist der neue Gesprächsfaden zwischen Seoul und Pjöngjang dennoch ein Hoffnungsschimmer. Mehr ist derzeit nicht machbar.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Fabian Kretschmer
Korrespondent in Südkorea
Seit 2024 Korrespondent für die koreanische Halbinsel und China mit Sitz in Seoul. Berichtete zuvor fünf Jahre lang von Peking aus. Seit 2014 als freier Journalist in Ostasien tätig. 2015 folgte die erste Buchveröffentlichung "So etwas wie Glück" (erschienen im Rowohlt Verlag), das die Fluchtgeschichte der Nordkoreanerin Choi Yeong Ok nacherzählt. Betreibt nebenbei den Podcast "Beijing Briefing". Geboren in Berlin, Studium in Wien, Shanghai und Seoul.
Themen