piwik no script img

Gesetzliche LebensmittelüberwachungZwangsouting für Pferdeverarbeiter

Neuer Gesetzesentwurf: Die Koalition will schneller über Lebensmitteltäuschungen informieren und mehr gegen Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung tun.

Ob das neue Lebensmittelgesetz ihrem Image hilft? Rumänische Pferde in Rumänien. Bild: dpa

BERLIN taz | Nach dem Pferdefleischskandal will die schwarz-gelbe Koalition die Verbraucher schneller über Täuschungen mit Lebensmitteln informieren lassen. Die Behörden sollten Produkte- und Herstellernamen auch dann veröffentlichen, wenn die Waren nicht die Gesundheit gefährden, heißt es in einem Gesetzentwurf, den CDU/CSU und FDP am Donnerstag im Bundestag beschließen wollten.

Der Skandal um als Rind deklariertes Pferdefleisch hatte Mitte Januar gezeigt, dass die bisherigen Regelungen nicht ausreichten: Die für die Lebensmittelüberwachung zuständigen Bundesländer erklärten, sie dürften keine Produkte nennen, weil Pferdefleisch keine Gefahr für die Gesundheit sei.

In dem neuen Passus des Lebens- und Futtermittelgesetzbuchs heißt es allerdings, dass die Behörden informieren „sollen“ – nicht: „müssen“. Voraussetzung ist ein „hinreichend“ begründeter Verdacht, dass eine Firma „in nicht nur unerheblichem Ausmaß“ gegen das Gesetz verstoßen hat. „Der Ermessensspielraum wird zu Zögern und Zaudern bei den Behörden führen“, sagt die Lebensmittelexpertin des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Jutta Jaksche.

Auch eine Änderung des Arzneimittelgesetzes stieß auf Kritik. Sie verpflichtet Landwirte, an eine zentrale Datenbank zu melden, wie häufig sie wie vielen Tieren Antibiotika geben haben. Wer, gemessenen am Bundesdurchschnitt, besonders häufig therapiert, muss einen Plan aufstellen, um den Einsatz der Medikamente zu verringern. Der Verbrauch von Antibiotika in Ställen trägt dazu bei, dass immer mehr Keime auch bei Menschen resistent werden.

„Das Gesetz wird am massiven Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung nichts ändern“, sagte der agrarpolitische Sprecher der Grünen, Friedrich Ostendorff. Die Landwirte müssten weniger Tiere pro Fläche halten. In Außenklimaställen gehaltene Schweine würden robuster. Die Gesetze müssen noch durch den Bundesrat.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!