@ Palü:
(...) "eine Gruppe von Individuen, die gemeinsame, vererbliche und deutlich ausgeprägte Eigenschaften teilen" - die würde ich einfach Menschen nennen. Denn das äußere Erscheinungsbild (Pigmentierung, Haarfarbe- und struktur) ist nur ein minikleiner Bereich auf unserer DNA, warum also sollten wir es uns (mal ganz abgesehen von anderen schlagenden, humanistischen Argumenten) nicht einfach endlich abgewöhnen, diesem minikleinen DNA-Teil so viel Macht zu geben? Etwas wissenschaftlicher ausgedrückt: "Es ist leicht, zwischen Menschen aus verschiedenen Teilen der Erde Unterschiede in der äußeren Erscheinung (Hautfarbe, Morphologie des Körpers und des Gesichts, Pigmentierung etc.) zu erkennen, aber die zugrundeliegende genetische Variation selbst ist viel weniger ausgeprägt."
Es ist doch toll, dass sich ein Land in der Formulierung seiner Gesetze von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen leiten lässt - das würde Deutschland auch mal sehr gut tun. Menschliche "Rassen" gibt's nicht - das müssten doch so langsam alle wissen! Insofern ist es schlichtweg rational, wenn "Rasse" dem Begriff "Rassismus" (also der fehlerhaften Sicht auf die Evolutionsgeschichte und die Menschheit) weicht - wer aber für den Rassenbegriff plädiert, verhält sich irrational.
Und zum zweiten Teil des Zitats: "(...) und untereinander im Mittel näher verwandt als mit den Individuen außerhalb der Gruppe"
Es ist doch schon lange bekannt, dass z.B. weißer ein Mensch, der in Irland lebt, genetisch potentiell mehr mit einem Schwarzen Menschen gemein hat, der im Kongo lebt, als mit seinem weißen Nachbarn in Irland. Etwas wissenschaftlicher ausgedrückt: "Die genetischen Unterschiede zwischen Menschen innerhalb einer „Rasse“ sind im Durchschnitt quantitativ größer als die genetischen Unterschiede zwischen verschiedenen „Rassen“." Dies widerlegt das von dir angeführte Zitat nicht nur, es beweist genau das Gegenteil.
Was für einen Sinn hat also der Begriff "Rasse"? Die Antwort ist hier klar: Er erfüllt einen rein kulturimperialistischen - eben rassistischen - Zweck und ist insofern ein Instrument, um sich über andere Menschen zu erheben.
Wenn dir das nicht einleuchtet, dann mach dich bitte schlau im Bereich Genetik bevor du hier Dinge postet, die rein wissenschaftlich Quatsch sind und viele unserer Mitmenschen in Lebensgefahr bringen (siehe NSU-Morde, Oury Jalloh, Christie Schwundeck, Rostock-Lichtenhagen und so weiter und so fort).
Hier ein Lesetipp (die moderne Genetik widerlegt den Rassismus): http://www.akdh.ch/ps/ps_82Ausnahmen-Rgel.html
Und nun noch eine Ansage an all diejenigen, die nicht verstehen, warum bestimmte Begriffe (z.B. das N-Wort oder das Z-Wort) nicht benutzt werden sollten. Mir fällt nämlich auf, dass hierauf immer wieder rekurriert wird, wenn in der taz irgendetwas über Rassismus geschrieben wird. Sofort ist jemand auf dem Plan, der noch mal stark dafür plädiert, dass N-Wort auch weiterhin zu nutzen.
1. Das N-Wort verletzt Menschen. Verboten werden kann es natürlich nicht; aber man wird ja wohl noch sagen dürfen: Bitte bezeichne mich nicht als N-.! Ob die Person, die gebeten wurde, beleidigende Worte nicht zu verwenden, dann auch tatsächlich nicht mehr N-. sagt, bleibt ja sowieso ihr überlassen.
2. Political correctness ist sinnvoll, da diese eine Schutzfunktion erfüllt, die so in etwa mit der FSK bei Filmen zu vergleichen wäre. Es geht also um Selbstzensur: Ich zensiere mich selbst, da ich weiß, dass ich Menschen verletzen könnte, wenn ich bestimmte Begriffe verwende. Dies, nicht mehr und nicht weniger, ist political correctness. Sie macht Sinn, damit z.B. eine schwarze Person nicht ständig mit bestimmten Begriffen umgehen und diese verarbeiten muss. Dass political correctness alleine nichts an der allgemeinen Sachlage "Rassismus" verändern kann, ist klar, aber dafür ist sie auch nicht gedacht.
4. Es gibt immer etwas "wichtigeres". Aber vielleicht könnte man ja mal darüber nachdenken, dass das Wichtigere (also z.B. ein tatsächliche physischer Angriff mit rassistischer Motivation) mit dem angeblich nicht so wichtigen (wie bezeichne ich Menschen? Inwiefern ist mein Gebrauch bestimmter Begriffe verletzend?) Hand in Hand geht. Wenn ich sprachlich in Bezug auf Rassismus sensibilisiert bin, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich jemandem physisches Leid aufgrund rassistischer Motive zufüge, sicherlich geringer, denn ich hatte ja Zeit, meinen eigenen Rassismus in Bezug auf meinen Sprachgebrauch zu überdenken. Dass dies hier überhaupt erwähnt werden muss, ist schockierend, aber der Zusammenhang zwischen Denken, Sprechen und Handeln scheint ja vielen überhaupt nicht bewusst zu sein. In diesem Sinne: Wie im Kleinen, so im Großen.
3. Eine Frage: Warum besteht ihr auf der Nutzung eines Wortes, das schlichtweg eine Beleidigung ist? Warum ist es euch so wichtig, dieses Wort zu verwenden? Um was geht es euch eigentlich?
So viel für heute.
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Fortschrittsinfluencer über Zuversicht
„Es setzt sich durch, wer die bessere Geschichte hat“