Geschlossene Schulen im Lockdown: Die Homeschooling-Profis

Es ist wieder so weit: Schule ohne Schule, gelernt werden muss zu Hause. Vier Berliner Grundschulkinder erzählen, wie das so läuft.

Wo sind denn alle? Na, im Internet! Foto: Rolf Kremming/imago

Wie Whatsapp zum Lernen

„Ich finde es nicht so schlimm, dass wir jetzt wieder zu Hause lernen müssen. Zu Hause komme ich auch gut zurecht. Ich bin in der letzten Klasse auf der Grundschule und möchte danach aufs Gymnasium. Mein Durchschnitt im letzten Halbjahr war 1,0.

Meine Schule hat uns Material zum Lernen mit nach Hause gegeben und manche Lehrer schicken uns die Aufgaben auch über Schulcloud. Das ist so etwas wie Whatsapp zum Lernen, da können wir den Lehrern auch Fragen stellen.

Layla, 11 Jahre, 6. Klasse

„Ich habe drei Schwestern, das finde ich schön, dann bin ich nicht alleine beim Lernen und wir helfen uns gegenseitig“

Mit meinen Freunden und meinen Lehrern in der Schule zu lernen ist aber trotzdem schöner. Das macht mehr Spaß. Ich vermisse meine Freundinnen aus der Schule, die kann ich jetzt ja gar nicht treffen. Aber wir telefonieren auch oft und helfen uns bei den Aufgaben und machen manchmal Facetime.

Ich habe drei Schwestern, die jüngste geht noch nicht zur Schule, aber die anderen beiden lernen jetzt auch zu Hause und das finde ich schön, dann bin ich nicht allein beim Lernen. Wir helfen uns gegenseitig, und meine Mutter hilft uns auch, die arbeitet auch als Hausaufgabenhilfe in meiner Schule in der Parallelklasse.

Gerade lerne ich Mathe, wir machen Bruchrechnen. Mir macht das Spaß, ich bin gut in dem Fach. Dann muss ich noch etwas über die Alpen lernen.

Blöd ist, dass wir jetzt keinen Sport und keinen Musikunterricht mehr haben, das fehlt mir. Ich würde auch gerne mal wieder schwimmen oder in den Turnverein gehen oder zu Lasertag. Das ist so ein Ort, wo man besondere Westen anzieht und dann schießt man mit Laserstrahlen aufeinander.“

Layla (11) geht in die 6. Klasse einer Grundschule in Neukölln

Endlich der Lockdown

„Ich bin froh, dass der Lockdown endlich begonnen hat, weil die Ansteckungszahlen in letzter Zeit so schnell nach oben gegangen sind. Ich hatte das Gefühl, dass die Leute nicht genug aufeinander aufpassen. Zuerst fand ich es komisch, dass wir jetzt plötzlich Onlineunterricht haben sollten. Aber dann habe ich mich darauf gefreut.

Ich bin ja auf einer Montessorischule. Also hatten wir heute morgen zuerst eine Videokonferenz für unsere Lernfamilienzeit, in der wir immer mit unseren Lernbegleitern besprechen, was wir heute machen und ob wir noch irgendwo Hilfe brauchen und so. Das war zuerst chao­tisch, aber nach einer Weile haben das die Lernbegleiter ganz gut geordnet und wir konnten alles besprechen.

In der zweiten Lernzeit habe ich ein Projekt, das ich mit meiner Freundin zusammen anbiete, einen Leseclub. Wir lesen das Buch „Feo und die Wölfe“ von Katherine Rundell. Eine Lernbegleiterin hatte eine Konferenz für uns eingerichtet. Alle fünf Mädchen, die kommen wollten, waren auch da. Zwei der Mädchen konnten ihr Mikrofon nicht einschalten, aber sie konnten meine Freundin und mich hören. Dadurch konnten wir abwechselnd aus dem Buch vorlesen und das Diskutieren haben wir dann im Chat erledigt.

Mei, 12 Jahre, 7. Klasse

„Ich hoffe, dass wir morgen früher aus den Konferenzen rauskönnen und mehr Stoff schaffen“

Ansonsten hatte ich noch Mathe und Deutsch und ich bin nicht so zum Arbeiten gekommen wie sonst, weil es viele technische Probleme gab. Aber weil wir alle versucht haben, uns gegenseitig zu helfen, hat uns das sehr zusammengeschweißt.

Insgesamt fand ich den Tag ganz schön, es war lustig. Ich hoffe, dass wir morgen auch mal früher wieder aus den Konferenzen rauskönnen und mehr Stoff schaffen. Die Lernbegleiter haben uns versprochen, dass sie nach den Ferien viele kleinere Konferenzen für uns einrichten, in denen man sich besser austauschen kann.“

Mei (12) besucht die 7. Klasse einer Montessorischule in Pankow

Nur mittelbegeistert

Homeschooling Seit Mittwoch wird wegen der Coronapandemie wieder zu Hause gelernt. Die Schulen schließen bundesweit, als Teil des am Sonntag beschlossenen „harten Lockdowns“. Nach den Weihnachtsferien ab Montag bleiben die Schulen eine weitere Woche vom 4. bis 8. Januar geschlossen.

Lernraum Berlin heißt die Lernplattform der Bildungsverwaltung, sie zählt inzwischen 108.000 Accounts. Am Mittwochmorgen kam es zu „Verzögerungen bei der Anmeldung“, man arbeite aber „mit Hochdruck“ daran, hieß es am Mittag aus der Bildungsverwaltung.(akl)

„Als ich gehört habe, dass ich wieder zu Hause lernen soll, war ich nur so mittelbegeistert. Meine Freunde auch. Manche haben sich gefreut, weil sie gerne morgens länger schlafen, die haben gesagt: Yeah! Aber ich finde es einfach blöd, dass ich meine Freunde nicht mehr in der Schule sehe. Jetzt sitze ich wieder zu Hause.

Es ist aber schon alles viel organisierter als im Frühjahr. Ich weiß jetzt, wie die Lernplattform funktioniert, und vor allem weiß ich schon ein bisschen, wie ich den Tag angehen kann. Ich mache mir morgens immer einen Plan, was ich schaffen will, das hilft mir.

Und das geht jetzt auch leichter, weil unserer Klassenlehrerin uns am Dienstag noch einen genauen Plan mitgegeben hat, welche Fächer wir wann bis Freitag machen sollen. Die Aufgaben stehen dann auf der Lernplattform im Internet. Und bis Freitag muss ich alles abgeben, also hochladen.

Moritz, 11 Jahre, 6. Klasse

„Ich habe das Gefühl, die Lehrer wissen jetzt viel besser, was sie machen sollen“

Bei uns ist jetzt jeder auf der Lernplattform. Es haben auch alle Tablets. Unsere Schule hat eine Umfrage gemacht, da kam raus, dass keiner ein Tablet braucht, weil alle zu Hause mindestens eins haben, die meisten zwei.

Ich habe auch das Gefühl, die Lehrer wissen jetzt viel besser, was sie machen sollen. Sogar in Sport haben wir eine Aufgabe bekommen: Ein Mini-Workout, da müssen wir Rumpfbeugen und Kniebeugen und so machen. Mache ich aber erst am Freitag.

Heute morgen ist dann allerdings gleich mal unser Drucker kaputtgegangen, na super, habe ich gedacht, das auch noch. Aber auch nicht so schlimm, weil ich die Englischaufgaben dann einfach in meinen Hefter geschrieben habe statt auf das Arbeitsblatt, und dann fotografiere ich das mit Mamas Handy und lade es hoch.

Ob unsere Klassenlehrerin sich bei uns meldet? Keine Ahnung, sie hat nichts gesagt. Ich glaube nicht.

Was ich wirklich schade finde: dass es jetzt nicht mehr den Moment gibt, wo am Freitag nach der letzten Stunde die Lehrerin ‚Schöne Ferien!‘ sagt. Jetzt sitze ich hier und Mama sagt wahrscheinlich: ‚Ist auch okay jetzt.‘“

Moritz (11) geht in die 6. Klasse einer Grundschule in Pankow

Hoffentlich antwortet jemand

„Wir hatten eigentlich noch viel Programm für diese letzte Woche. Aber weil die Schule ja schon am Dienstag endete, wurde alles auf Montag und Dienstag vorgezogen. An den beiden Tagen haben wir insgesamt vier Tests geschrieben. Uff!

Rosa, 10 Jahre, 5. Klasse

„Wir haben jede Menge Hausaufgaben bekommen“

Ich bin ein bisschen traurig, dass der Unterricht in der Schule früher aufhört und wir jetzt erst mal Homeschooling machen müssen, weil ich meine Klasse und meine Lehrerinnen nicht sehe. Aber sie haben uns immerhin gut vorbereitet: Wir haben jede Menge Hausaufgaben bekommen in Mathe, Deutsch, Englisch und sogar in Kunst! Dafür sollen wir online ein Hörspiel hören und danach eine Szene daraus zeichnen. Und wenn ich mal nicht weiterweiß, kann ich meinen Lehrerinnen eine Mail schreiben. Probiert habe ich das noch nicht; ich hoffe also mal, dass das dann auch klappt und jemand antwortet.

Wie lange wir noch zu Hause unterrichtet werden, wissen wir nicht. Eine Lehrerin hat gesagt, es wird wohl noch bis Mitte Januar andauern. Mal sehen, ob das stimmt.“

Rosa (10) geht in Prenzlauer Berg in die 5. Klasse

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