Gescheiterte Tarifgespräche beim RBB: Freie machen Urlaub
Die Tarifgespräche der freien Mitarbeitenden beim RBB sind gescheitert. Sie kündigen einen Streik an: 350 von ihnen gehen in den Spontanurlaub.
Das Radio- und Fernsehprogramm beim RBB könnte in den nächsten Tagen auffällig anders aussehen. Denn rund 350 der 1.500 freien Mitarbeitenden beim Sender haben sich in einen „Spontan-Urlaub“ abgemeldet. In den kommenden Tagen stehen sie dem Sender somit nicht zur Verfügung.
Die Aktion der Freien trägt den Titel „Wir sind nicht da“. Damit reagieren sie auf die gescheiterten Tarifgespräche zwischen den Gewerkschaften DJV, Verdi und der Interimsintendantin Katrin Vernau. In einem offenen Brief schreiben die Organisatoren der Aktion, dass durch den Streik in den nächsten Tagen „statt eines aktuellen regionalen Vorabendprogramms Konserven“ gesendet werden. Mit Wiederholungen müsse unter anderem beim Radiosender RBBKultur gerechnet werden. Zudem könnten Beiträge fehlen, weil „weniger Reporter:innen unterwegs sind“. Die Aktion ist für eine Woche angesetzt.
Stimmung im Sender auf dem Tiefpunkt
Bereits am vergangenen Samstag gab es einen Vorgeschmack des Streiks. Das wöchentlich erscheinende Medienmagazin war linear zu hören, nicht aber nachträglich als Podcast. In den jeweiligen Podcast verwies Moderator Jörg Wagner stattdessen in einem dreiminütigen Beitrag auf die Aktion und ließ den offenen Brief von RBB-Freiensprecher Christoph Reinhardt im Wortlaut vorlesen: „Liebe Podcastnutzerinnen und -nutzer, seit 24 Jahren gibt es zum ersten Mal in seiner Geschichte keine Möglichkeit; das Radioeins-Medienmagazin zeitsouverän zu hören. Auch entfällt diesmal der Podcastbonus. Die Hintergründe zu dieser Entscheidung wurden von der RBB-Freienvertretung in einem offenen Brief […] veröffentlicht“, so Wagner.
Die Stimmung im Sender habe einen neuen Tiefpunkt erreicht, heißt es in dem Brief, der an die neu gewählte Intendantin Ulrike Demmer adressiert ist. Und weiter: „Hören und sehen Sie in der kommenden Woche genau hin, was der rbb zustande bekommt, wenn sich 350 Freie zugleich abmelden. Setzen Sie die richtigen Prioritäten, damit wir nicht nur die Krise in der rbb-Bilanz, sondern auch die Vertrauenskrise in der Belegschaft bewältigen können.“
Am Donnerstag hatten DJV und Verdi verkündet, dass sie die Tarifgespräche mit Katrin Vernau nicht weiterführen wollen. Laut Mitarbeitervertretung hat Vernau die Auszahlung der Inflationsausgleichsprämie an die verbindliche Zusage geknüpft, dass die Mitarbeitenden für die Jahre 2025 und 2026 Nullrunden zustimmen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“