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Geplanter Karstadt-Neubau in BerlinAbriss-Gegner organisieren sich

Das Karstadt-Gebäude am Hermannplatz soll abgerissen und neugebaut werden. Doch bei einem Planungstreff der Anwohner formiert sich Widerstand.

Grünes Licht für den Neubau? Anwohner wollen das unbedingt verhindern Foto: dpa

Berlin taz | Auf dem Tisch einer Ferienvilla auf Ibiza stehen Wodka, Energy Drinks und Weißwein. Dazwischen weißes Pulver, Gläser und Zigaretten. „René Benko, der die ÖVP und uns zahlt …“, sagt ein Mann, Heinz-Christian Strache. Er ist zum Zeitpunkt der Aufnahme Vorsitzender der rechtspopulistischen Partei FPÖ aus Österreich. René Benko sei illegaler Spender seiner Partei, will er ausdrücken – was dieser dementiert. Benko gehört die Signa Holding, eine Immobilienfirma, die das Karstadt am Berliner Hermannplatz besitzt. Die Firma möchte das Gebäude abreißen und neu bauen.

Am Samstag, Monate nach Erscheinen des Ibiza-Videos, sitzen 36 Menschen im Neuköllner Nachbarschaftstreff im Schillerkiez. Es gibt keinen Alkohol, keine Energy Drinks und kein Koks. Stattdessen stehen Karaffen mit Wasser, Kannen mit Kaffee und Tee sowie eine Spendenbox auf einem großen Tisch. Die Stühle rundherum sind knapp, mehrere Personen müssen im Türrahmen stehen. Zwölf Textmarker liegen bereit. Es soll gearbeitet werden, die Anwesenden möchten den Karstadt-Abriss unbedingt verhindern.

Viele von ihnen sind bereits Mitglied in zivilgesellschaftlichen Initiativen, in der Kiezversammlung 44 etwa. Andere noch nicht, sie fühlen sich und vor allem ihren Kiez aber akut bedroht. „Es ist Wahnsinn, was gerade passiert. Das ist jetzt der letzte Warnschuss“, sagt eine junge Frau in der Vorstellungsrunde.

Die Pläne für das neue Gebäude sehen eine Hommage an den ursprünglichen Karstadt-Tempel vor, der 1929 an derselben Stelle errichtet wurde. „Architektur ist nie ideologiefrei“ sagt dazu Niloufar Tajeri der taz. Sie ist Architektin, Anwohnerin und eine der Wortführerinnen beim Planungstreff. Tajeri findet es höchst problematisch, ein Gebäude zu errichten, das an einen monströsen Palast Nazi-Deutschlands erinnert. „Die Pläne haben nichts mit einer Erinnerung an die Goldenen Zwanziger zu tun.“

Ein von den Nazis gern genutzter Ort

Tatsächlich entließ das Warenhaus am Hermannplatz noch im Jahr 1933 nahezu alle jüdischen Mitarbeiter. 1936 wurde die Fassade des Gebäudes zur Großwerbefläche für die Olympischen Spiele. Und als sich das Ende des Zweiten Weltkriegs abzeichnete, sollte das Gebäude keinesfalls in die Hände der Roten Armee fallen – es wurde 1945 zerstört.

Neben ideologischer Bedenken werden im Nachbarschafts­treff am Samstag weitere Argumente gegen den Neubau ausgetauscht: Ökologische Gesichtspunkte werden angesprochen, außerdem die Einschränkungen, die durch eine Großbaustelle am Hermannplatz entstehen würden. Und überhaupt: Kleingewerbe würde verdrängt, Kaufkraft flösse ab.

Architektur ist nie ideologiefrei

Niloufar Tajeri, Architektin und Anwohnerin

„Wir zeigen Signa: Eure Strategie funktioniert in Berlin nicht“, ruft eine der Anwesenden. Erste Pläne werden geschmiedet: Eine große Unterschriftensammlung könne helfen, dann natürlich eine Kundgebung. Und eine Aktionswoche im Vorfeld der Kundgebung, um aktiv auf die Menschen im Viertel zuzugehen, sie auf all die negativen Aspekte hinzuweisen.

Auf Benko und die Gerüchte um seine Parteispenden beispielsweise. „Es ist doch ein wichtiges Argument, zu zeigen, welcher Vogel uns hier ins Nest scheißen will“, ruft einer der Anwesenden. Ein Neubau, architektonisch an die NS-Zeit erinnernd, im migrantisch geprägten Viertel um den Hermannplatz – von dem finanziell vor allem René Benko profitieren würde. Das will sich hier niemand gefallen lassen.

Anmerkung der Redaktion: Text wurde am 16.7. nachträglich geändert.

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31 Kommentare

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  • Verstehe ich hier die Diskussion nicht? Warum Karstadt abreißen und neu bauen? Scheint doch trotz der Veränderungen der letzten Jahre immer noch ein " Konsumtempel" für alle zu sein? Auf jeden Fall besser als die x.te Mall.

  • " an einen monströsen Palast Nazi-Deutschlands erinnert. „Die Pläne haben nichts mit einer Erinnerung an die Goldenen Zwanziger zu tun.“

    Geballter Unsinn. Bau 1927 bis 1929 durch P. Schaefer. Übrigens gibt es die Station am Hermannplatz auch nur wegen dem Karstadt.

  • Ich möchte klarstellen, dass ich nicht davon gesprochen habe, dass es sich um einen "Palast Nazi-Deutschlands" handelt. Das hat der Autor geschrieben.

    Faktisch stand das Gebäude 4 Jahre in der Weimarer Republik und 12 Jahre im Dritten Reich. Das Gebäude wurde nicht in der Nazi-Zeit gebaut, aber dass es "nichts mit Nazis zu tun hat", stimmt nicht ganz. Es wurde von den Nazis angeeignet. Weil es monumental war, weil es groß war, symbolischen Wert hatte und auch weil es eben nicht dem Stil des Neuen Bauens entsprach, das die Nazis als "jüdisch-bolschewistischen" Bauhaus-Stil diskreditierten. Diesen Umstand zu ignorieren/auszublenden finde ich hochproblematisch. Das Gebäude kommt mit einer Geschichte der Appropriation daher, ist nicht einfach nur ein unberührtes Art Deco Gebäude der Weimarer Republik.

    Die architektonische Strategie des Investors ist insofern wichtig, als dass er sich nicht entschieden hat, eine 08/15 neoliberale, postmoderne Mall zu planen - das würde nämlich auf einen Schlag sehr viel Widerstand an dieser Stelle säen. Warum? Weil dann jede Person direkt sehen könnte, worum es ihm geht: Profitmaximierung durch Flächenmaximierung. Stattdessen versteckt er seine seine finanzspekulative Agenda hinter einer historisierenden Fassade. Viele denken: ach, ist doch schön so ein Gebäude, Medien sprechen von der "Wiederherstellung des alten Glanzes", des "echten Neukölln" etc. DAS ist, was ich mit ideologischer Auswirkung von Architektur meine - hier ist sie Augenwischerei, Blendwerk, Ablenkungsmanöver. Sie erschwert die kritische Argumentation. Denn indem man das alte Karstadtgebäude "wiederherstellt", suggeriert man, Karstadt als Warenhaus würde gestärkt werden. Dabei wird es hinter der geplanten Fassade einen kleineren Karstadt als heute geben und viele andere Gewerbemietparteien für mehr Profit - insgesamt 100.000 m2! Das alte Gebäude hatte 70.000... D.h. es handelt sich wirklich um eine Fassade, die dahinter ganz anders räumlich organisiert ist.

    • @Niloufar Tajeri:

      Genau das ist aber doch gut. Es sieht doch jeder, dass der Karstadt nicht mehr funktioniert und es werden dringend Gewerbeflächen und Wohnraum gebraucht in Neukölln. 100.000 m2 - sehr gute Sache!

      Der Architekt Schäfer steht in der Tradition des Neuen Bauens.

      "Das Gebäude kommt mit einer Geschichte der Appropriation daher"

      Warenhäuser als Approbation?

      • @Ansgar Reb:

        Selbst der Projektmanager der Signa hat zugegeben, dass Karstadt z.Zt. schwarze Zahlen schreibt und gut funktioniert. Daher behauptet der Investor, dass sie den Betrieb fortlaufen lassen wollen - während des Abrisses. Das kann man glauben, wenn man den gläubig ist. Funktionieren kann das wohl kaum. Das Argument, Karstadt funktioniere nicht, ist nicht wahr. Zudem: in Zeiten der starken Konkurrenz mit Online-Versandhändlern wie Amazon, schliesst man ein funktionierendes Warenhaus nicht einfach mal für 5-10 Jahre. AUSSER: es geht einem um die Immobilie und um das Geschäft mit der Miete. Und genau das ist der springende Punkt - wir sprechen hier über Immobilienspekulation, und was daran gut sein soll, müssten sie mir als Neuköllnerin mal erklären. Wir bekommen gerade nämlich in aller Härte die Auswirkungen dessen zu spüren: 146% Mietsteigerungen in den letzten Jahren, massives Gewerbesterben und Verdrängung.

        • @Niloufar Tajeri:

          Das Problem dabei ist, dass der derzeitige Stummel eine echte Wunde markiert. Karstadt war früher modern, hatte den ersten direkten Zugang zur U-Bahn, war technisch auf dem höchsten Niveau (Rolltreppen, Lichtwerbung, usw.) und war das Tor zur Stadt.

          Die Bewirtschaftung nach dem Krieg im Bestandsgebäude hinterließ beim Kunden stets das Gefühl eines Provisoriums. Daran konnte auch der letzte Umbau nichts ändern.

          Meine Großmutter (geb. in Neukölln im Jahr 1913 gelebt in Neukölln bis anno 2010) sprach stets in großer Erfurcht vom alten Gebäude. Soll es doch bitte wieder in altem Glanz auferstehen (einschließlich Dachterasse und Türmen). Ist doch egal, wer davon wirtschaftlich profitiert, wenn es den gut aussieht.

          Übrigens Karstadt liegt in Kreuzberg.

          • @DiMa:

            Ja, die Bezirksgrenze liegt direkt vor dem Gebäude - verwaltungsrechtlich ist FH-KB (aka Florian Schmidt) dafür zuständig. Er hat aber die Neuköllner Kolleg_innen ins Boot geholt, da das Großprojekt massive Auswirkungen auf beide Kieze haben würde. Aber was die Gewerbesituation betrifft, v.a. für Neukölln große Veränderungen bedeuten würde.

            Mag ja sein, dass es für Ihre Großmutter und andere Leute aus dieser Generation schön gewesen war, Ehrfurcht vor einem Gebäude zu verspüren. Ich und ich denke da spreche ich nicht nur für mich, finde ein solches Gefühl einem Großprojekt gegenüber überaus problematisch. Ich möchte vor nichts Ehrfurcht haben, was ein Immobilienhai baut, der in Bozen inzwischen die wichtigsten Immobilien der ganzen Stadt besitzt (inkl. Parks und bald womöglich auch den Flughafen), alle Kritiker verklagt und mundtot gemacht hat (inkl. von Journalisten, Politker_innen und der Zivilgesellschaft).

            Ein Gebäude ist niemals nur ein Gebäude. Es kommt mir einer Struktur, einem System und Finanzströmen daher. Es kommt mit Ideen und Handlungen daher, die von Ideologie durchsetzt sind. Meinen Sie wirklich, Benko will wirklich nur ein schönes, erhabenes Gebäude da hinstellen und das war's? Nein. Er wird die Leute aus der Initiative verklagen, er wird die Baustadträte unter Druck stellen, die Presse beeinflussen wollen, Sozial- und Marktforschungsstudien beauftragen, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen.. Woher ich das weiss? Das ist seine Strategie und er hat sie schon oft durchgeführt. Für mehr Infos einfach hier schauen: www.addendum.org/benko/bozen/

            • @Niloufar Tajeri:

              Mich müsste Herr Benko nicht überzeugen. Es ist sein Grundstück und der bisherige Bestand ist eher ein Schandfleck. Wenn es ihm gelingt etwas besseres zu errichten, dann soll er halt auch die Früchte tragen. Die bisherigen Eigentümer sind an dieser Aufgaben alle gescheitert.

              Irgendwelche Wechselwirkungen sehe ich nicht. Ein neues möglicherweise größeres Karstadt hätte sicherlich keine Folgen für die ganzen Pfennigläden, Shishabars, Bioläden oder Brautmodengeschäfte drum herum. Das sind dann wohl eher andere Kundenkreise.

              Wenn dadurch die Hasenheide, der Hermannplatz und die umliegenden Straßen etwas sauberer werden, um so besser.

              Vor ein paar Jahren sah es noch so aus, dass Karstadt pleite geht. Was dann mit solchen Gebäuden passiert hat man bei Herti, Ansons und C&A gesehen. Dann bitte doch lieber ein prosperierendes Geschäft.

              Ich finde vor einem schönen Gebäude kann man auch ein wenig Ehrfurcht haben. Da das in Berlin seit dem Krieg nicht gelungen ist, müssen halt die alten wiederauferstehen. Wer das dann macht, ist mir egal.

              • @DiMa:

                "Wenn dadurch die Hasenheide, der Hermannplatz und die umliegenden Straßen etwas sauberer werden, um so besser."

                Was heisst für Sie denn "sauber"?

                • @Niloufar Tajeri:

                  Die Verbesserung des optischen Gesamterscheinungsbildes, welches mit einer generellen Aufwertung einer Gegend einhergeht (hier insbesondere Karl-Marx-Str., Hermannstr. und Sonnenallee). Ferner Beseitigung des Drogenhandels und der Junkie- und Trinkerszene am und um den Hermannplatz. Nord Neukölln ist seit der Grenzöffnung heruntergekommen und die Substanz zerschlissen worden.

                  Gegenfrage, was heisst für Sie denn "Kaufkraftabfluss". Die in ihrem Beispiel "Bozen" genannten Folgen sind in Neukölln spätestens mit der Errichtung der Gropius-Passagen (Huth-Konzern) eingetreten. Die nächsten echten Konkurrenzen für ein größeres Karstadt wären allenfalls die jeweils mehrere Kilometer weit entfernten Shopping Malls (Gropiusstadt, Potsdamer Platz East-Side und Schlossstr.).

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Das hat nichts mit Nazis zu tun, aber gar nichts. Langsam wird die Argumentation in einigen Richtungen absurd.



    Die gründe warum nicht, wurden hier schon aufgeführt.

  • Die Nazis lebten in ihrer Zeit. D.h. ihre Architektur lässt sich von der Architektur ein paar Jahre davor nicht immer messerscharf abgrenzen. Auch die Hochhäuser in den USA zu dieser Zeit haben Ähnlichkeiten.



    Aber es geht hier doch um etwas anderes. Ein Investor will etwas verändern. Egal welche Architektur er gewählt hätte, das wird abgelehnt. Ein neuer Bau - wenn erfolgreich - bindet Kaufkraft und erzeugt Verkehr. Zwar schafft er auch Arbeitsplätze - aber die Angst vor Veränderung dominiert und der Nazi-Vergleich sitzt locker. "Architektur sei nie ideologiefrei" wird zum Argument gegen den Nachbau jüdisch geprägter Warenhausarchitektur. Warenhäuser hatten in der NS-Zeit keinen guten Ruf. Sie galten als jüdisch, auch wenn die Firmen enteignet oder "freiwillig" arisiert worden waren.



    Die Nazis sprengten das Gebäude, weil sie den Sowjets die Lebensmittelvorräte nicht in die Hände fallen lassen wollten und nicht weil sie das Gebäude so toll fanden.



    Es geht hier um den Kampf gegen kaptialistisch motivierte Änderungen. Das muss "Nazi" sein, auch wenn diese mehr jüdisch als nazionalsozialistisch sind.

  • 1927 (Beginn des Baus) war an die Nazis in Berlin noch nicht zu denken. Ideologisch ist daher lediglich die Denke der Architektin.

    Wird Zeit, dass der hässliche Stummel wegkommt und die alten schönen Türme wieder erreichtet werden. Sollte es bedenken wegen der Kaufkraft geben, kann das Gebäude ja alternativ auch als reines Bürogebäude errichtet werden.

    • @DiMa:

      Achso. Die Nazis kamen gaaaaaanz plötzlich und völlig überraschend an die Macht! Also selbst ein paar Jährchen vor 1933 gab's niemanden, der irgendwie faschistisch orientiert war... Also wurde die Mehrheit der deutschen Gesellschaft auf einen Schlag "infiziert" oder so...

      Diese Behauptung ist ein Schlag ins Gesicht aller Historiker, die die Zeit der Weimarer Republik untersucht haben. Ich würde ihnen ganz dringend die Lektüre von Eberhard Kolb empfehlen: "Die Weimarer Republik".

      Die Gesellschaft war polarisiert, die junge Demokratie stand immer wieder auf der Kippe, es gab Straßenkämpfe, Putschversuche (Kapp-Putsch, anyone?!)... Die Nationalsozialisten als solche, ja die gab es 1927 nicht. Aber ihre Vorreiter, durchaus organisiert und vernetzt, und diejenigen, die dann übergangslos ins faschistische System ideologisch reinpassten. Ja, die gab es schon und sie waren aktiv, bis sie ihr Ziel erreichten.

      Ich lasse mich von Menschen, die nicht einmal über ihre eigene Geschichte Bescheid wissen, nicht belehren :-)

      Do your historical homework und überlassen sie die architektonische Debatte den Experten. Denn wer von einem denkmalgeschützen Bauwerk der Nachkriegszeit, das sich, übrigens ganz anders als die meisten Nachkriegsbauten, in die Umgebung einpasste, den Blockrand schloss, die Berliner Traufhöhe einhielt und die Materialität des ursprünglichen Gebäudes (Muschelkalk) übernahm, als "hässlichen Stummel" spricht hat ganz offensichtlich keine Ahnung und v.a. keine Argumente.

      • @Niloufar Tajeri:

        In Berlin Neukölln gab es 1927 nicht viele Nazis. In Berlin generell nicht. Die Stadt galt als das "rote Berlin".

      • @Niloufar Tajeri:

        Natürlich gab es bereits Nationalsozialisten 1927. Hat aber null mit diesem Gebäude zu tun.

        In der Kategorie ist der Karstadt wie das Kaufhaus am Ostbahnhof, das gerade neu umgebaut wird. Hat sich in dieser Form überlebt.

        Der Nachkregsaufbau war Provisorium. Jetzt kann es der Investor mal richtig nachholen.

  • Für mich hat das Kaufhaus am Hermannplatz geschichtlich- biografische Bedeutung. Meine erste Begegnung mit dem Karstadt am Hermannplatz fand vor knapp 30 Jahren am Sonntag den 12.11.1989 statt. Das war für mich der erste Tag, an dem ich als damaliger DDR-Bürger meinen ersten "Ausflug" gen Westen - Berlin - gemacht habe.

    • @Fattyman:

      Ich finde es auch wichtig immer wieder zu wiederholen: das jetzige Gebäude ist seit 67 Jahren da. Es ist Teil unserer Erinnerung, viele verbinden etwas mit dem Gebäude. Und es steht für einen Geschichtsabschnitt - der Nachkriegszeit -, die für etwas stand. Seine Errichtung war auch ein Zeichen: wir bauen unser Warenhaus wieder auf. Ein Neuanfang, eine Aufarbeitung, die Migrationsgesellschaft... Viele wissen es nicht, aber das Warenhaus wurde in mehreren Abschnitten errichtet. Der erste Abschnitt war an der Ecke Hasenheide –erst dann entstanden die anderen Abschnitte. Das alleine - die Art, wie das Gebäude erbaut wurde - ist erhaltenswert, erzählt es uns doch etwas über die Nachkriegszeit, den Geld- und Ressourcenmangel und die Fähigkeit, es dennoch zu schaffen, das Gebäude wieder zu erbauen.

      Alles was nach 1945 passierte: dieses Gebäude war Zeuge und Hintergrund, es war da. Es abzureissen macht vieles unsichtbar, fast schön rückgängig.

      • @Niloufar Tajeri:

        Und jetzt wird es eben wieder in der vom Architekten vorgesehen Anmutung wiedererbaut, weil wir nicht mehr in den miefigen Zeiten von gestern sind und außerdem dringend Raum brauchen.

  • Ich halte alle Daumen, dass diese Nazi-Re­mi­nis­zenz verhindert werden kann!



    GröFaz aus Österreich auf kapitalistisch im Jahr 2019. Geht's eigentlich noch?!

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Frau Kirschgrün:

      Nazi-Remineszenz? Wohl eher Art Deco und Stil der New Yorker Hochhäuser der damaligen Zeit.

      Nur wenn man etwas nicht mag, muss man doch nicht gleich mit einem Nazi-Vergleich kommen.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Definition des Wortes Reminiszenz: "Erinnerung von einer gewissen Bedeutsamkeit" und "ähnlicher Zug, Ähnlichkeit; Anklang"

        Frau Kirschgrün hat damit durchaus recht. Sie schrieb ja nicht: "Das ist Nazi-Architektur".

        Sie meinte das Gebäude ERINNERE an die Nazi-Zeit - 12 der insgesamt 16 Jahre der Lebenszeit dieses Gebäudes befand es sich in der Nazi-Zeit, also ist das ein durchaus legitimer Punkt. Zumal: das Gebäude war damals groß genug, um andere Filialen zu schliessen. Das Karstadt am Alex zog in das Gebäude mit ein - und was passierte dann mit ihrem Gebäude am Alex: das Statistische Reichsamt zog dort ein, zu dessen Aufgaben die Zählung der jüdischen Einwohner Berlins und die Sammlung von zentralen Informationen für die Kriegsführung zählte. Man kann das Gebäude schwierig nicht nur von der Erinnerung an die Nazi-Zeit trennen, sondern auch von den tatsächlichen Geschehnissen in dieser Zeit.

        Und ja: das Gebäude ist Art Déco, im Chicagoer Stil zwar, aber dennoch: richtig, es geht um eine US-Amerikanische Stilrichtung. Stimmt, die Amis sind ja keine Nazis! Der Staat war damals für die Ausrottung von zwei Dritteln der Ureinwohner verantwortlich, der Internierung von Japanese-Americans in Konzentrationscamps im zweiten Weltkrieg, etc. Kurz: ob amerikanisch oder deutsch, Art Déco oder Speer-Style, das Gebäude hat eine Ausdrucksform und einen Stil, die politische, koloniale und wirtschaftliche Macht repräsentieren. Das wollen wir in Kreuzberg und Neukölln nicht.

        • @Niloufar Tajeri:

          Was soll Ihre unsinnige Argumentation mit der Nazizeit? Das ist doch völlig absurd! Konsequenterweise müssten Sie dann auch alle anderen alten Gebäude, die die 12 Jahre Nationalsozialismus überstanden haben, diskreditieren und ihren Abriss fordern. Diffuse Konstruktionen mit dem Nationalsozialismus und der Nutzung von Gebäude lassen sich im Nachhinein bestimmt mit vielen alten Gebäuden spinnen. Das Karstadtgebäude wurde in der Weimarer Republik als modernes zukunftsweisendes Kaufhaus in einem international geläufigen Stil errichtet. Sein Ruf als fantastischer Konsumtempel hat die Zeiten bei den Berlinern überdauert. Er wird bis heute vom allgemeinen gebildeten Verkehr weder in seiner Nutzung noch in seiner Architektur in Verbindung mit dem Nationalsozialismus gebracht. Mit Sicherheit wären weitere Hochhäuser in diesem Stil in Berlin entstanden, hätte es keine Weltwirtschaftskrise und Nazizeit gegeben. Die Nationalsozialisten haben dieses fantastische und damals Berlin architektonisch bereichernde Gebäude in ihrem Vernichtungswahn gesprengt. Neben den anderen großen Konsumtempeln, wie Hermann Tietz oder Wertheim, ein weiterer schmerzhafter Verlust für Berlin. Was nach dem Krieg als Ersatz errichtet wurde, ist nur ein schwacher Abglanz, der nicht annähernd an die Bedeutung des Vorgängerbaus herankommt. Dass dieses Gebäude unter Denkmalschutz steht, ist überhaupt nicht nachvollziehbar und eher bezeichnend für die sehr fragwürdigen Denkmalschutzrichtlinien. Und wenn Sie als selbsternannte Expertin anderen die Diskussionsteilnahme verwehren wollen, ist dies wiederum bezeichnend für Sie! Was Sie hier betreiben, ist reine Diffamierung, wohl weil Sie Veränderungen, die Ihnen nicht passen, ablehnen. Für Berlin wäre diese Rekonstruktion eine weitere architektonische Bereicherung! Ein würdiges Abbild eines Vertreters der Berliner Konsumtempelzeit, in der der Kunde noch König war, bevor der Nationalsozialismus alles zerstörte!

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Siehe Artikel.

        • @Frau Kirschgrün:

          Wenn Sie solche Maßstäbe anlegen, dürften sie praktisch bei keinem Kaufhaus Deutschlands einkaufen.

          Kaufhof Familie Tietz, Adolf Jandorf KaDeWe, Wertheim Kaufhäuser und die gleichnamige Familie, Hermann Wronker und seine Warenhauskette Wronker, Geschwister Knopf und so weiter.

          Mal "Der große Bellheim" gesehen, die Kulisse des Viertels ist das Kaufhaus Kortum, gegründet von den Gebrüdern Alsberg. Alles Kaufhäuser die arisiert wurden weil die Besitzer nicht als Arier zählten.

          Und die nichtjüdischen Kaufhäuser haben alle ihre jüdischen Angestellten rausgeworfen, da ist Karstadt kein negatives Beispiel.

          Und das ist auch keine Nazi Architektur, siehe Jim Hawkins und so sieht es in alten Teilen von New York noch heute aus.

          • @Sven Günther:

            Dann kritisieren Sie doch die Autor*in des Artikels, wenn das alles nicht stimmt, was da steht.



            Ich kann mich nur wundern, wer alles plötzlich "Nazis beschützen" will…



            Es geht um Großkapital, dessen Gewinne ins Ausland fließen werden. Wahrscheinlich wird nicht einmal Gewerbesteuer erhoben, weil ja "Arbeitsplätze" geschaffen werden.



            Großkapital hat auch und gerade den Faschismus in Deutschland befördert.







            Wohl nur einen Grund gesucht, um auf mir rumzuhacken… viel Spaß dabei.

            • @Frau Kirschgrün:

              Ich hack nicht auf Ihnen rum, das hab ich auch nicht nötig. Regel meiner Großmutter, frei auf Deutsch übersetzt, respektiere immer eine andere fundierte Meinung auch wenn es nicht deine ist.

              Ich empfinde die Argumente der Gegner als nicht stichhaltig, aber das ist meine Meinung.

              Ich verkünde aber auch nicht das Wort G'tt und darum Leben wir auch in einer Demokraten.

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @Frau Kirschgrün:

              "Es geht um Großkapital, dessen Gewinne ins Ausland fließen werden. "

              Wäre es denn besser die Gewinne des "Großkapitals" würden in Deutschland bleiben?

              • @88181 (Profil gelöscht):

                "Wäre es denn besser die Gewinne des "Großkapitals" würden in Deutschland bleiben?"



                Dann bestünde wenigstens eine kleine Chance, dass es versteuert wird… sprich, dass etwas, in irgendeiner Form, mit viel Glück, der Allgemeinheit zu gute käme…



                Das machen Starbucks, IKEA, u. a. ja leider auch so, dass hier keine Steuern bezahlt werden.

                • 8G
                  88181 (Profil gelöscht)
                  @Frau Kirschgrün:

                  Und die deutschen Konzerne, die im Ausland agieren, zahlen dort brav ihre Steuern?

                  Also ich weiß das gerade wirklich nicht, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass Siemens dümmer ist als Ikea.

                  • @88181 (Profil gelöscht):

                    Ach jeeeh, ist doch klar, dass das für alle gelten muss. Die Gesetze gibt's – machen. 🚧. 🚧. 🚧. 🚧 .