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Geplanter Berlin-Besuch von David IrvingDie Freiheit, die er meint

Der Holocaustleugner David Irving will nach 20 Jahren Einreiseverbot wieder in Berlin auftreten. Der Hotel-Verband will ihm keinen Raum bieten.

In der internationalen rechtsextremen Szene populär: David Irving. Bild: ap

BERLIN taz | Fast zwanzig Jahre währte sein Einreiseverbot in Deutschland, bevor es im März erlosch. Nun will der britische Holocaustleugner David Irving wieder vorbeischauen – und im September in Berlin auftreten.

Ein „einmaliges Erlebnis“, verspricht die Einladung zu Irvings Vortrag am 10. September. Sprechen will der 75-Jährige über „Meinungsfreiheit und die Gefährdung wahrer Geschichtsschreibung“. Umgerechnet 91 Euro soll der Abend kosten. Wo genau dieser stattfindet, bleibt offen. „Im Herzen Berlins“, heißt es nur. Offenbar erwartet man Protest. „Aus bestimmten Gründen“ sei der Vortrag nur im Voraus zu buchen.

Irving ist Historiker und Hitler-Biograf. Ende der achtziger Jahre gesellte er sich ins Lager der Holocaustleugner, nannte die Judenvernichtung „eine Propagandalüge“. Er erhielt in mehreren Ländern Einreiseverbot, 1993 auch in Deutschland. Im Oktober 2012 hob das Münchner Verwaltungsgericht den bis 2022 geltenden Bescheid auf und legte das Ende des Einreiseverbots auf Mitte März fest.

In der rechtsextremen Szene genießt Irving international Popularität. Vor seinem Berlin-Besuch bietet er eine einwöchige Tour durch Polen an, mit Besuch von Hitlers „Wolfsschanze“. Irvings Vortragsplan sei bekannt, sagte ein Sprecherin des Berliner Verfassungsschutzes. Irvings Publikum erwartet der Geheimdienst im „revisionistischen Spektrum“.

Ulli Jentsch vom Antifaschistischen Pressearchiv Berlin vermutet „sich bürgerlich-intellektuell gebende Rechtsextreme“ als potenzielle Zuhörer. Wahrscheinlich kämen die Organisatoren des Vortrags aus dem Milieu rechter Thinktanks oder der Burschenschaften.

Der Berliner Hotel- und Gaststättenverband appellierte bereits an seine Mitglieder, Irving abzuweisen. „Bitte geben Sie keinen ’Raum‘ für rechtsextreme Propaganda“, heißt es in einem Schreiben. Zuvor hatte Grünen-Geschäftsführer Volker Beck den Verband angeschrieben: „Senden Sie schon jetzt ein unmissverständliches Signal an David Irving, dass er und seine hasserfüllten Anhänger in Berlin nicht erwünscht sind.“

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13 Kommentare

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  • RD
    Rainer David W. Früh

    Herr Beck ist ein unerträglich Wichtigtuer, der jetzt eine wunderbare Gelegenheit gefunden hat, das Sommerloch damit zu füllen, dass er ganz viel Empathie für tote Juden entwickelt.

    Damit haben er und seine grünen Freunde sich wieder zum Nulltarif Freiräume erkauft, in Gegenwart und Zukunft lebenden Juden zwischen die Oberschenkel zu treten.

    Ohne solche Wichtigtuer hätte keiner das arme Würstchen Irving wahrgenommen. Aber so hat er noch kostenlose Werbung für Irvings 91-Euro Vortrag gemacht. denn für die Annahme, dass Irving weder ein Bett noch einen Raum in Berlin bekommt, um seinen Dreck vor einem Publikum von ohnehin schon gleichgesinnten Holocaustleugnern abzusondern, dafür halte ich sogar den Herrn Beck für nicht einfältig genug!

  • K
    Karina

    ha, ha, ha ist das blöde. Wasser auf die Mühlen.

  • FF
    Fred Ferington Frost

    @ georg:

    Und die gesamte Leserschaft ist dankbar, dass Sie keine "Leitartikel" schreiben. Wieder etliche Sätze darauf verschwendet um gegen Linke und Grüne zu hetzen (dass es im linken Spektrum Antisemitismus gibt hat niemand bestritten. Hier geht es aber um David Irving).

     

    Wunderbar zusammenhangslos sind auch wieder Ihre Seitenhiebe auf Volker Becks angeblich "antidemokratisches Verhalten".

     

    Deshalb: @ Georg, Störtebekker, Tramp, Carll:

     

    Es ist kein undemokratisches Verhalten, wenn Volker Beck den Hotel- und Gaststättenverband darauf hinweist, dass David Irving demnächst ein Zimmer suchen wird und auf die Absichten dieses möglichen Gastes hinweist. Der Wunsch, man möge es ihm nicht ermöglichen ein Zimmer oder sogar einen Vortragsraum zu mieten, ist ebenfalls legitim. Der Verband schreibt seine Mitglieder auch aus eigenem Interesse an, denn die meisten Hotels und Gaststätten werden wohl für diese Information mehr als dankbar sein, denn wollen David Irving gar nicht als Gast und seine begeisterten Zuhörer wohl noch weniger. Es hat auch kaum etwas mit undemokratischem Verhalten zu tun, wenn Hotels oder Gaststätten David Irving als Gast ablehnen. Das sind nämlich private Betreiber, die sich ihre Gäste aussuchen dürfen. Einfach mal an Udo Voigt von der NPD denken, der ebenfalls aus einem Hotel geworfen wurde. Einen idiotischen Holocaustleugner als Gast zu beherbergen ist auch marktwirtschaftlich nicht clever, wegen des Imageverlustes. Wer möchte denn mit einem Arschloch wie Irving an der Hotelbar sitzen?

  • PP
    Pippi Prophetenschreck

    Kann der nicht einfach bei Bushido auf der Luftmatratze uebernachten? Die haetten sich doch sicher viel zu stammeln.

  • G
    Georg

    Wenn ich an antisemitische Ausfälle der letzten Jahre denke, dann fallen mir mehrheitlich Aussagen linksgerichteter Akteure ein. Also Vorsicht und nicht nur nach rechts schauen!

     

    Engstirnigkeit und Intoleranz sind wie Parasiten. Sie wechseln den Wirt und ändern ihre Form. Es gibt keine Rettung vor ihnen. Linke und grüne Ideologien sind keineswegs gefeit davor und sind schon gar kein Allheilmittel. Auch der Herr Beck ist schon dabei, die (durchaus schwierige und undankbare Staatsform) Demokratie abzuschaffen. Aber das soll hier kein Leitartikel werden..

  • S
    Störtebekker

    Einreiseverbot und kein Hotelplatz, dass wäre in einer echten Demokratie ein Unding.

    Wieso dürfen sich aber Salafisten bei uns tummeln?

  • P
    pedro

    Man sollte Nazis nicht mit Nazimethoden bekämpfen.

  • WR
    Weiße Rose

    Sieht unser Gesetz nicht die Sicherungsverwahrung solcher Intensivstraftäter vor?

    Bei der zu vermutenden stark verminderten Intelligenz Irvings, kommt sicherlich alternativ die geschlossene Abteilung der forensischen Psychatrie infrage!

  • R
    Rosa

    Volker Beck hätte keine Chance, in meinem Hotel unterzukommen.

    Hab nix gegen Schwule, aber gegen pädophile Klugscheisser.

  • G
    gerstenmayer

    einen verrückten wie den irving sollte man einfach ignorieren,der holocoust war eines der grössten verbrechen an der menschheit - ist das eine,das andere ist-diesen grünen-beck sollte man ebenfalls ignorieren,der gibt hier die intoleranz der grünen wieder-die deutschen haben die gesinnung der grünen (würg)zu haben-daher mache ich mein kreuz bei den schwarzen aber nur um nicht rotgrün zu bekommen

  • S
    Sabine

    Ein wenig naiv, die Aufforderung, kein Zimmer zu vermieten. Jemand anderes könnte es tun.

    Abgesehen davon: Ich gehöre zwar weder zur rechtsextremen Szene noch leugne ich den Holocaust, aber: Anhören würde ich mir diesen Mann schon gern einmal. Berlin sollte ihm gelassen Gelegenheit geben, seinen Vortrag zu halten. Eine Stadt wird sich doch wohl nicht verstecken müssen vor extremen Meinungen.

  • T
    Tramp

    Das ist relativ neu: Gesinnungsgastronomie.

  • C
    Carll

    Gibt es eigentlich eine Liste der Menschen, die in Berlin kein Hotelzimmer bekommen sollen?

    Und: Gibt es andere Hauptstädte, wo Menschen mit einer bestimmten Meinung kein Hotelzimmer bekommen sollen? Oder beweist damit Deutschland einmal mehr seine weltweite moralische Überlegenheit?