Geplante Zwangsabgabe in Zypern: Ein Herz für Zyprioten
Deutsche Politiker fordern einen Freibetrag für die Menschen in Zypern – und beteuern, dass Spareinlagen hierzulande weiter sicher sind.
BERLIN taz | In Deutschland ist die geplante Zwangsabgabe auf Spareinlagen in Zypern über Parteigrenzen hinweg auf Kritik gestoßen. Neben CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble, der sich von dem unter seiner Mitwirkung entstandenen Vorschlag nachträglich distanzierte, gab es auch vom Koalitionspartner und aus der Opposition die Forderung nach einem Freibetrag für Kleinsparer.
Sparguthaben unter 20.000 oder 25.000 Euro sollten in die geplante Zwangsabgabe nicht mit einbezogen werden, forderte FDP-Chef Philipp Rösler am Montag. Auch Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin und SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles plädierten für einen Freibetrag von 25.000 Euro, um Kleinsparer zu entlasten.
Generell ablehnend zur Heranziehung von Spareinlagen äußerte sich Sahra Wagenknecht. „Die Einlagensicherung in Europa ist damit hinfällig“, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken. „Nun droht ein Run auf die Banken in den Krisenstaaten.“ Die deutschen Verbraucherzentralen sehen durch die geplante Regelung in Zypern auch in Deutschland das Vertrauen der Kunden in die Sicherheit ihrer Ersparnisse gefährdet.
Diesen Eindruck bemühte sich die Bundesregierung nach Kräften zu zerstreuen. „Die Situation in Zypern ist absolut einmalig“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Es gebe keinen Anlass, „Unruhe in anderen Ländern zu verbreiten“. Das Versprechen von Kanzlerin Angela Merkel, dass deutsche Spargelder sicher seien, gelte weiter, so Seibert. „Es ist das Merkmal einer Garantie, dass sie gilt.“
Eine solche Garantie für die Spareinlagen gilt allerdings in ganz Europa. Dass die zyprischen Sparer nun dennoch zur Kasse gebeten werden, begründete Wolfgang Schäubles Sprecher damit, dass diese Garantie nur dann gelte, wenn eine Bank insolvent werde – was in Zypern wegen des beschlossenen Rettungspakets voraussichtlich nicht der Fall ist.
Der Bundestag wird sich voraussichtlich zweimal mit dem Rettungspaket für Zypern beschäftigen. Die entscheidende Abstimmung wird für Ende April erwartet. Die Linke kündigte bereits ihre Ablehnung an. SPD, Grüne und FDP wollen ihr Votum noch offenhalten, bis mehr Details feststehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahl in den USA
Sie wussten, was sie tun
Obergrenze für Imbissbuden
Kein Döner ist illegal
CO₂-Fußabdruck von Superreichen
Immer mehr Privatjets unterwegs
Regierungskrise in Deutschland
Ampel kaputt!
SPD nach Ampel-Aus
Alles auf Olaf
Kritik an der taz
Wer ist mal links gestartet und heute bürgerlich?