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Gentrifizierung in Berlin-FriedrichshainMinimarkt trotzt der Verdrängung

Ein kleiner Laden in Friedrichshain sollte zu Ende Oktober dicht machen. Eine Initiative von An­woh­ne­r*in­nen stemmte sich dagegen – mit Erfolg.

Friedrichshain – seit vielen Jahren ein Epizentrum der Gentrifizierung Foto: Imago/Westend61

BERLIN taz | Eine gelbgestreifte Türkise, darunter Kisten voller Obst und Gemüse in allen Größen und Farben, drinnen das Übliche: Auf den ersten Blick unterscheidet sich Loan’s Supermarkt in der Grünberger Straße 22 in Friedrichshain wenig von anderen kleinen inhabergeführten Läden. Und noch etwas hatte er bis vor kurzem mit vielen Minimärkten in Berlin gemeinsam: Er war akut von Verdrängung bedroht.

Seit 25 Jahren betreiben Frau Loan und Herr Son ihren Laden. Und alles sah danach aus, als wäre zu Ende Oktober Schluss mit dem Einzelhandel an diesem Standort. Der Gewerbemietvertrag von Loan's Supermarkt lief aus und wurde nicht verlängert. Nach geltendem Gewerbemietrecht braucht es dafür nicht einmal eine Begründung – ein massives Problem für viele Gewerbetreibende. Doch in diesem Fall gab es Protest.

Als die Initiative „Weberwiese – das Milieu sind wir“ von dem Aus für Loan's Supermarkt Wind bekam, startete sie einen Aufruf zur Rettung des Ladens und sammelte Unterschriften. Mit Erfolg. Der Eigentümer des Hauses lenkte ein.

Die Initiative wehrt sich gegen die Verdrängung von Alt­mie­te­r*in­nen in den Quartieren zwischen Warschauer Straße, Frankfurter Tor und Ostbahnhof. Dass sie sich beim Kampf gegen die weitere Gentrifizierung des Kiezes auch für das Geschäft in der Nachbarschaft einsetzen, sei selbstverständlich gewesen, sagt ein Sprecher: „Es handelt sich um einen der wenigen Läden, wo wir die Dinge des täglichen Bedarfs kaufen können.“

„Das wäre in einer Kaufhalle undenkbar“

Dazu gehört auch Erika Fischer, die mit mehreren vollgepackten Beuteln unter der Markise steht und gerade zur Kasse will. Sie kaufe hier jeden Tag frisches Obst und Gemüse, sagt sie. „Hier kann ich mir die Ware selbst aussuchen, und die Verkäuferin ist immer so freundlich“, fügt sie noch hinzu, bevor sie im Laden verschwindet.

Bruno hat etwas mehr Zeit. Er hat gerade mehrere Flaschen Bier gekauft. „Ich wohne ganz in der Nähe und komme manchmal mehrmals am Tag in den Laden, wenn ich sehe, dass Getränke oder Tabak fehlen“, sagt der Mittdreißiger. Er wolle nicht erst zum nächsten Supermarkt laufen. Der sei zwar auch fußläufig erreichbar. Allerdings dauere ihm der Einkauf dort wegen der Schlangen an den Kassen viel zu lange.

Tina, eine Freundin von Bruno, stimmt ihren Nachbarn zu. „Frau Loan hier an der Kasse kennt mich als Kundin, und einmal, als ich meine Geldbörse vergessen hatte, konnte ich meine Waren mitnehmen und am nächsten Tag zahlen. Das wäre doch in der Kaufhalle undenkbar“, sagt sie über ihren „Lieblingssupermarkt“. Wie Bruno hat auch Tina den Aufruf der Initiative sofort unterschrieben.

Unterstützung von den Grünen

Unterstützung für den Erhalt des Standorts kam auch von den Grünen. So hatte Katrin Schmidberger, die Sprecherin für Mieten und Wohnen der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, in einem Brief an den Hauseigentümer um ein Gespräch gebeten, um Möglichkeiten für den Erhalt des Supermarkts auszuloten. Schmidberger sagt: „Ich finde es enorm wichtig, dass sich auch An­woh­ne­r*in­nen hier engagieren.“

Die Antwort des Eigentümers war nicht sonderlich ermutigend. Die Räumlichkeiten bedürften einer Renovierung, damit sie weiter vermietet werden können, schrieb er. Auf die Forderung nach Verlängerung des Mietvertrages für die bisherigen Be­trei­be­r*in­nen sei er gar nicht eingegangen, so Schmidberger.

Nun also die Kehrtwende. Für Frau Loan und Herrn Son geht es dabei nicht zuletzt um ihre Altersversorgung. Denn die beiden Betreiber*in­nen planen schon länger, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Das Inventar sollte an einen Nachfolger verkauft werden. Bei einer Vertragskündigung inklusive anschließender Sanierung hätten sie keinen Nachfolger und damit auch keinen Cent gesehen. Inzwischen wird der Nachfolger von der Eigentümerseite akzeptiert.

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2 Kommentare

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  • Hier wird (mit ungenauen, widersprüchlichen Worten) etwas idealisiert, was letztendlich doch keine idyllischen Züge trägt.

  • "Das Inventar sollte an einen Nachfolger verkauft werden." Ein paar Regale und Kühlschränke und der Wert der vorhandenen Waren ergeben normalerweise keine Altersversorgung. Soll hier der neu abgeschlossene Mietvertrag zu Lasten des Nachfolgers kapitalisiert werden?