Genkartoffel erlaubt: Ministerin Aigner zeigt Stärke
Die Kartoffel Amflora von BASF darf in Deutschland angebaut werden. Gut für den Forschungsstandort, jubelt die Union. Umweltschützer befürchten aber Gesundheitsrisiken.
BERLIN taz/dpa | Die Genkartoffel Amflora von BASF darf in Deutschland angebaut werden. Agrarministerin Ilse Aigner hat nach Gesprächen mit dem Chemiekonzern einen 20 Hektar großen Freisetzungsversuch der stärkereichen Kartoffel in Mecklenburg-Vorpommern erlaubt, sagte eine Sprecherin des Agrarministeriums am Montag in Berlin. Es seien keine Gefahren für Umwelt und Gesundheit erkennbar. Ursprünglich geplant war der Amflora-Anbau auf einer Fläche von 150 Hektar. Die grundsätzliche Zulassung der Kartoffel als Futtermittel durch die EU-Kommission steht derzeit noch aus.
Die Grünen haben die Genehmigung von Amflora scharf kritisiert. Nicht nur beim Mais, auch bei der Kartoffel müsse ein klares Nein gelten, sagte Parteichefin Claudia Roth am Montag in Berlin. Auch Greenpeace kritisierte die Entscheidung. "Genpflanzen, welche die menschliche Gesundheit gefährden können, sollten nicht angebaut werden", sagte Stephanie Töwe, Gentechnik-Expertin der Umweltorganisation. Die Genkartoffel enthalte ein Antibiotikaresistenzgen, das die Wirksamkeit von lebenswichtigen Antibiotika gefährden könne. "Ministerin Aigner sollte diese Gefahren ernst nehmen und nicht versuchen, auf diesem Weg die Wogen in der CDU zu glätten, die ihr Verbot des Genmaises verursacht hat", so Töwe.
Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) hingegen begrüßte die Zulassung des Versuchsanbaus. "Hinter der Amflora stehen hohe Forschungsinvestitionen des Unternehmens und eine hohe Verantwortung der Forscher", sagte Schavan dem Mannheimer Morgen. Es gehe um eine Industriekartoffel, die Stärke liefere, und nicht um Lebensmittel. "Und deshalb bin ich froh, dass dieses Signal gesetzt ist", sagte Schavan.
Aigners Amtsvorgänger, der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), fühlte sich bemüßigt zu betonen, er habe in dieser Frage keinerlei Druck auf Aigner ausgeübt. "Das ist eine Entscheidung, die allein die Bundeslandwirtschaftsministerin zu fällen hat", sagte er am Montag in München. Beim Genmais MON 810 des US-Saatgutherstellers Monsanto hatte Seehofer hingegen Druck für ein Verbot gemacht.
Die Genkartoffel enthält eine veränderte Stärke. Normalerweise besteht dieser Speicherstoff in der Knolle aus Amylopektin und Amylose. BASF knipste das Gen für die Amylose aus, sodass die Stärke nur Amylopektin enthält. Damit sei die Kartoffel für den "industriellen Einsatz optimal abgestimmt", sagt BASF, und biete nach Angaben ihres Herstellers verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. So könne aus ihr reißfestes Garn und glänzenderes Papier hergestellt werden. HOL
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