Genehmigung für Max-Planck-Institut: Möge die Kernfusion beginnen
Das Verfahren ist umstritten – trotzdem dürfen ForscherInnen in Greifswald Experimente zur Kernfusion durchführen.
Der Direktor des Greifswalder Instituts, Thomas Klinger, zeigte sich zufrieden. „Das war ein langer, intensiver und arbeitsreicher Prüfprozess“, sagte er. In der eine Milliarden Euro teuren Anlage werden mithilfe von Magnetfeldern Gase auf Temperaturen erhitzt, die höher als die der Sonne sind.
So entsteht ein Plasma, mithilfe dessen später in Kraftwerken Atomkerne verschmolzen und Energie erzeugt werden könnten. Die Kernfusion auf der Sonne ist auch Vorbild für das Experiment. Sie verläuft dort allerdings unter wesentlich höherem Druck, weshalb die Temperaturen nicht so hoch sein müssen.
Streit um radioaktive Strahlung
Doch das Verfahren ist umstritten. Denn bei der Fusion des für die Energiegewinnung notwendigen Wasserstoffisotops Deuterium werden geringe Mengen an Radioaktivität frei. In Greifswald soll deshalb zunächst mit Helium gearbeitet werden, das keine Strahlung freisetzt. „Die Erzeugung des Helium-Plasmas ist unsere Generalprobe“, sagte Klinger. Mit Deuterium will das Institut frühestens ab 2018 arbeiten. Dazu seien laut Klinger noch weitere technische Voraussetzungen zu erfüllen.
Der BUND Mecklenburg-Vorpommern hatte das Strahlenschutzgutachten, das der TÜV Süd im Auftrag des Landesamts im vergangenen Jahr angefertigt hatte, kritisiert. Bei der Herstellung des Schutzbetons für die Anlage habe es Fehler gegeben, weshalb Radioaktivität austreten könne. Landesamt und Max-Planck-Institut wiesen die Vorwürfe zurück.
Zu lange, zu teuer
Wann die Kernfusion als alternative Energiequelle tatsächlich in Betracht kommt, ist unklar. Nach Institutsangaben ist Wendelstein 7-X zwar die weltweit größte Anlage dieses Typs, für eine tatsächliche Fusionsreaktion müsste sie aber noch größer sein. „Wir rechnen damit, dass wir Anfang der 2030er Verfahren entwickelt haben, bei der so viel Energie entsteht, dass sich die Produktion lohnt“, sagte Sibylle Günter, wissenschaftliche Direktorin des Max-Planck-Instituts.
Dann erst kann mit dem Bau der Kraftwerke begonnen werden – wenn es sich finanziell lohnt. Der Bau eines einzigen Kraftwerks kann laut einer Studie von McKinsey, die der taz vorliegt, mehrere Milliarden Euro kosten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“