piwik no script img

Gelungener Auftakt des DFB-TeamsAus alt mach neu

Warum das DFB-Team der Männer nach dem 5:0 gegen Ungarn auf dem besten Weg nach New Jersey ist. Also zum WM-Endspiel 2026.

Auch er durfte jubeln: Aleksandar Pavlović vom FC Bayern München Foto: dpa

S ouverän ist gar kein Ausdruck. Gegen gut verteidigende, solide aber auch biedere Ungarn legten die Deutschen einen klaren 5:0-Sieg zum Auftakt der bislang eher unbeliebten Nations League hin. Und das in einem Spiel, das als Spiel 1 nach dem Umbruch, Spiel 1 nach dem Ende altgedienter Recken und Ex-Weltmeister galt. Deutschland ohne Neuer, Gündoğan, Kroos, Thomas Müller? Lange unvorstellbar. Nun war es am Samstagabend so, als ob nie was gewesen wäre.

Klar, Marc-André Ter Steegen hat lange genug ausgeharrt und stoisch auf seinen Moment gewartet wie ein batterieloser Teddybär. Gegen Ungarn war er nicht gefordert. Pascal Groß, der eine erstaunliche Spätkarriere hinzulegen scheint, verteilte die Bälle wie Kroos und Gündoğan zusammen, und dass es so still war auf dem Platz, wenn Radio Müller mal nicht läuft, wurde vielleicht sogar als recht angenehm empfunden.

Überhaupt wirbelte es auch so vorne mächtig, schneller und gleichzeitig verschnörkelter, Wusiala ließen grüßen. Nik­las Füllkrug passte ausnahmsweise gleich gut ins Gefüge und kam nicht erst als Brecher von der Bank. Kai Havertz, lange der Chancentod des Spiels, durfte am Ende noch den abschließenden Elfmeter versenken. So war alles eitel Sonnenschein. Jetzt kommen Wettersturz und die nassforschen Holländer, mal sehen, wie gut die Nagelsmann-Maschine dann läuft.

Aber ehrlich gesagt, braucht sich niemand Sorgen zu machen. Und zwar langfristig nicht. Die Generation 2024/26 steht. Auch das Fehlen der wankelmütigen Altlasten Sané und Gnabry, die bei den Bayern langsam wieder zu alter Form finden, fiel am Samstag in Düsseldorf überhaupt nicht auf. Es gibt andere Junge wie Beier oder die diesmal ausgelassenen Stuttgarter, die hungrig genug scheinen, und das ist es, was sich der DFB-Tross lange gewünscht hat. Ich will nicht voreilige Schlüsse ziehen, aber es zieht ein Gefühl auf, wie man es schon kennt, von lange, lange her, und das auf Gutes schließen lässt. Auch 2006 kam man neu und gleichzeitig lädiert wie ermutigt aus einem großen Turnier, und dann entstand aus diesem Spirit ganz allmählich das, was im 7:1 und 1:0 n. V. von Maracanã gipfelte.

Obwohl, zwischen 2006 und 2014 lagen acht Jahre; vielleicht braucht es auch dank der taktischen Finessen des Nagelsmann-Teams diesmal nicht ganz so viel Zeit. Die Nations League als Übungsfeld auf hohem Niveau gab es damals schließlich auch noch nicht. Insofern, von den „20 Spielen“, von denen Nagelsmann am Samstag sprach, on the Road to New Jersey, ist das erste rum. 5:0 ging es aus.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

René Hamann
Redakteur Die Wahrheit
schreibt für die taz gern über Sport, Theater, Musik, Alltag, manchmal auch Politik, oft auch Literatur, und schreibt letzteres auch gern einmal selbst.
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Es spricht für die Herren Gündogan, Müller und Neuer, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben.



    Wenn die junge Truppe noch zu einem Gesamtkunstwerk zusammenwächst, kann sie tatsächlich eine neue "goldene" Generation werden.



    Tempi passati: Leider gibt es immer weniger Spieler, die man einst als "Typen" bezeichnete. Der letzte war Th. Müller, der, wie gestern auch im ÖR festgestellt wurde, als Persönlichkeit nicht zu ersetzen ist. Die neue Generation sagt eben das, was sie zu sagen hat und wie sie es im Rhetorikkurs gelernt hat.

    • @Vigoleis:

      Komisch, im Fußball wollen alle immer Typen sehen, den qualmenden Basler, den mackerhaften Effenberg, natürlich den lotharnen Lothar.



      Was die Handballer, Basketballer, Volleyballer so neben dem Platz treiben und sagen interessiert irgendwie keinen.



      Vielleicht geht's vor allem ums Spiel? Aber hin und wieder wird schon mal wieder einer kommen, der den Mund aufmacht.