Gelöschtes iPhone-Spiel „Flappy Bird“: Kein Frieden für den Erfinder
Dong Nguyen löschte sein beliebtes Spiel „Flappy Bird“ um wieder Ruhe zu haben. Nun haben Fans eine Journalistin auf die Suche nach ihm geschickt.
BERLIN taz | „Das Spiel hat mein einfaches Leben zerstört“, schreibt Dong Nguyen am 8. Februar auf Twitter. „Also hasse ich es.“ Das war noch um 7 Uhr morgens, am Nachmittag verkündete er: „In 22 Stunden nehme ich 'Flappy Bird' runter. Ich halte das nicht mehr aus.“ Und damit verschwand das Spiel, das sich wenige Wochen zuvor an die Spitze des Apple-Store gearbeitet hatte. Das Spiel spielten zuletzt wohl 50 Millionen Menschen.
Worum es wirklich dabei ging, bleibt mysteriös. Seitdem hat sich Dong Nguyen kaum noch zu Wort gemeldet: In einem Interview sagte er, ihn habe der Suchtfaktor seines Spieles gestört. Es gibt die These, seine Aktion sei nur ein PR-Stunt oder er komme damit einer Klage zuvor, weil das Spiel von ihm nur kopiert worden sei. Oder es kann wirklich sein, dass ihn die plötzliche Beliebtheit gestört hat.
Klar ist aber: „Flappy Bird“ hat auch nach seinem Verschwinden noch immer viele, viele Fans. Sie alle haben das Smartphone-Spiel gespielt, bei dem man einen Vogel durch Antippen des Bildschirms durch Rohrpaare, die von oben und unten in den Bildschirm ragen, steuert. Wird ein Paar erfolgreich passiert, gibt es einen Punkt.
Die ruckeligen Bewegungen des Vogels und die kleinen Rohröffnungen machen das Ganze unheimlich schwierig. Und genau deshalb macht es wohl so süchtig: Man kann Stunden damit verbringen, auch nur eine einstellige Punktzahl zu erreichen.
Empfohlener externer Inhalt
Täglich 50.000 Dollar
Als Nguyen das Spiel zurückzog, war er schon reich. Einem Bericht zufolge soll er mit Werbung auf „Flappy Bird“ täglich 50.000 Dollar verdient haben – eine Zahl, die er nicht bestätigte. „Es ist aber auf jeden Fall eine ganze Menge,“ gab er preis. Kurz nachdem „Flappy Bird“ aus dem Netz verschwunden war, explodierten die Preise für Handys, auf denen das Spiel schon installiert war, und im Netz begann die Suche nach einem würdigen Nachfolger.
Es startete auch die Suche nach Dong Nguyen. Warum zog er das Spiel zurück, mit dem er noch mehr Profit hätte machen können als er schon anhäufen konnte? „Was er getan hat, erinnert mich an etwas, das ein buddhistischer Lehrer in Hanoi mir mal sagte: 'Du wirst nie dein Eigentum besitzen. Es wird am Ende immer dich besitzen“, schreibt die Technik-Journalistin Kim-Mai Cutler.
Auf der Crowdfunding-Plattform „Crowdtilt“ sammelte sie Geld um Nguyen in Hanoi aufzusuchen und ihn zu seiner Entscheidung zu befragen. Ein Experiment mit Journalismus und Crowdfunding soll das sein, schreibt sie. Das Geld ist inzwischen zusammengekommen.
Und Dong Nguyen? „Lasst mich in Frieden“, schrieb er vor wenigen Wochen. Das wird wohl nichts.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu