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Geheimdienst-Enthüller SnowdenEhren für Edward

Jetzt also doch: Edward Snowden soll die Ehrendoktorwürde der Uni Rostock erhalten. Auch die FU Berlin will den Whistleblower auszeichnen.

In Deutschland beliebt, selbst bei Wissenschaftlern: Edward Snowden. Bild: reuters

ROSTOCK/BERLIN dpa/epd | Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden soll nun doch Ehrendoktor der Universität Rostock werden. Der Rat der Philosophischen Fakultät beschloss am Mittwoch mit großer Mehrheit, die Beanstandung des Rektors Wolfgang Schareck zurückzuweisen. Das teilte der Dekan der Fakultät, Hans-Jürgen von Wensierski, am Donnerstag mit.

Auch die Freie Universität Berlin (FU) will laut Medienbericht den US-Whistleblower auszeichen. Er soll Ehrenmitglied werden. Wie der Tagesspiegel berichtet, hat der Akademische Senat der FU einem Antrag der Studierendenvertreter zugestimmt.

In der Begründung heißt es demnach, dass Snowden sich „außergewöhnlich für Transparenz, Gerechtigkeit und Freiheit eingesetzt“ habe. Dies sei eine „in höchstem Maße mit den Grundsätzen der FU (Veritas, Iustitia und Libertas) konforme Haltung“.

Vor rund einem Jahr hatte Snowden Dokumente über die Überwachungspraktiken des US-Geheimdienstes NSA an die Presse gegeben. Die Veröffentlichungen hatten weltweit eine Debatte über den Umgang mit Daten ausgelöst. Snowden befindet sich derzeit im russischen Asyl.

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3 Kommentare

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  • Ein Zeugnis jahrelangen fehldiskurses. Gerade für die Universität als authentische Institution. Ich hätte zu dem Thema eigentlich nicht mehr viel zu sagen, würde es nicht um mehr gehen, als um meinen Ehrendoktor, den mir Hochwürden ihrer verpflichtung zur Rechtstaatlichkeit gegenüber versagen musste, da so Gott weiß, dass gute nicht immer schlecht und das schlechte nicht immer Gut sein kann, solange es Konformität auch im privaten und keineswegs politischen (!) sinne gibt.

  • Hoffentlich kann sich Edward Snowden über diese Ehrungen freuen. Die größte Freude wäre zweifellos für ihn, derartige Würdigungen aus seiner Heimat zu erhalten, womöglich mit Einsicht und überzeugendem Gesinnungswandel und auf solider gesetzlicher Grundlage. Auf all das wird er wohl leider noch lange warten müssen. Desto wertvoller ist er für die Gemeinschaft der seine Leistung Wertschätzenden, für die er so viel aufgegeben hat.

     

    Es ist schwer zu fassen, dass die USA ihre eigenen Werte so mit Füßen treten. All das, was einmal mit gutem Glauben positiv gestartet wurde, entwickelt(e) sich über kurz oder lang in eine mehr und mehr perverse Richtung - und das weltweit. Ob das der Kapitalmarkt, die Gesundheits- oder Sozialpolitik, Nahrungs- und Landwirtschaft, die Gentechnik oder der Arbeitsmarkt eines Landes war oder ist. Aus jedem einigermaßen positiven Ansatz gelingt es uns Menschen, diesen zum Nutzen weniger zu pervertieren und nichts als tote Erde zu hinterlassen.

     

    Warum sind wir so? Was sind wir für eine Spezies? Wohin treibt uns unsere grenzenlose Gier und Sucht, andere zu unterdrücken oder zu übertreffen noch? Weshalb sind wir eigentlich so stolz auf diese viel zu dünne Schicht an Zivilisation, die an allen Ecken und Enden bröckelt und uns darunter als das entblößt was wir eigentlich sind: ein Teil dieser Erde, der ganz besonders entwickelte Gaben und Möglichkeiten hat und die Verantwortung dafür nicht zu übernehmen bereit ist - bis auf Wenige, wie z.B. Edward Snowden.

    • @noevil:

      Auf jedenfall sind das starke Botschaften: Führende deutsche Universitäten ehren ein Verhalten, für das Snowden in den USA mit langjährigen Haftstrafen, ja sogar mit dem Tode bedroht wird. Ich finde das mutig und wichtig. Es wird ihm zumindest den Rücken stärken und den öligen Bücklingen in unserer eigenen Regierung zumindest ein bisschen zu denken geben. Warum müssen ausgerechnet WIR so zurückhaltend sein? Darf das Ausspähopfer den Täter nicht verärgern? Vielleicht sind wir ja auch verärgert ... .