Geflüchtete in Dänemark: Bloß schnell weg
Bespuckt und drangsaliert: Dänemark zeigt, dass Flüchtlinge nicht willkommen sind. Es gibt aber auch private Hilfe.
![Eine Gruppe Flüchtlinge auf der Autobahn Eine Gruppe Flüchtlinge auf der Autobahn](https://taz.de/picture/638951/14/14293354.jpg)
Stattdessen sind die Menschen wild entschlossen, die 195 Kilometer nach Malmö einfach zu Fuss zu laufen. Während die Frau den sich nähernden Flüchtlingstrupp, aus dem heraus einige „Malmö, Malmö“ skandieren, mit ihrem Smartphone fotografiert, spuckt der Mann plötzlich hinunter und ruft dann, sie sollten sich nach Hause machen.
Das Spuck-Bild wurde am Dienstag Tausendfach in den sozialen Medien geteilt, nachdem die linke Tageszeitung Information es am gleichen Tag im Zusammenhang mit einer Reportage über die Vorgänge in Rødby veröffentlicht hatte. Dort sind seit Sonntag über Deutschland mehr als Tausend vorwiegend syrische Flüchtlinge angekommen, die eigentlich keinen anderen Wunsch haben, als Dänemark so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Die meisten mit den Zügen aus Hamburg und mit Bahntickets ins südschwedische Malmö.
In Dänemark will kaum jemand bleiben, eher scheinen sie Angst vor diesem Land zu haben. Sie haben gehört, wie Flüchtlinge hier behandelt werden und wissen, dass sie allenfalls eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis für ein Jahr erhalten. Die kann dann zwar verlängert werden, aber ihre Familien dürfen sie im ersten Jahr nicht nachkommen lassen. Anders ist es in Schweden, das syrischen Flüchtlingen schon seit 2 Jahren gleich automatisch ein dauerhaftes Bleiberecht gewährt und wo es kaum Hindernisse bei der Familienzusammenführung gibt.
Vor der Registrierung verschwunden
Doch obwohl sich das offizielle Dänemark ansonsten mit Händen und Füssen gegen Flüchtlinge wehrt und die Regierung ausgerechnet gerade an diesem Montag wieder eine neue Abschreckungskampagne mit Annoncen in libanesischen Zeitungen gestartet hat, scheint die Polizei jedenfalls in Rødby die Anweisung bekommen zu haben, den aus Deutschland Ankommenden die Fingerabdrücke zu nehmen und sie als Asylsuchende in Dänemark zu registrieren.
Am Dienstag meldete die dänische Polizei, dass mehrere Hundert Flüchtlinge, die die deutsch-dänische Grenze überschritten hätten und die eigentlich registriert werden sollten, „verschwunden“ seien. Offenbar schafften es viele mit Regionalzügen nach Kopenhagen oder wurden von hilfsbereiten Autofahren mitgenommen. Ein Verstoss gegen das Ausländergesetz, der mit Geldbusse und Haft bis zu zwei Jahren bestraft werden könne.
Kristian Thulesen Dahl, Vorsitzender der rechtspopulistischen Fortschrittspartei spricht von „unhaltbaren Zuständen“. Es gehe nicht an, dass sich „Illegale“ einfach so in Dänemark bewegen könnten. Und er fordert die Wiedereinführung lückenloser Grenzkontrollen. Die gibt es nicht und nach Aussagen von Flüchtlingen, die es nach Schweden schafften, scheint vor allem der Weg über die deutsch-dänische Grenze zwischen Flensburg und Padborg bislang relativ unproblematisch zu sein. Dort sei auch in Zügen nicht kontrolliert worden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören