Geflüchtete Rohingya in Seenot: UNO ruft zur Rettung auf
Etwa 400 Menschen treiben derzeit auf zwei seeuntüchtigen Schiffen im Indischen Ozean. Die Vereinten Nationen ruft die umliegenden Staaten auf, zu helfen.
Das UNHCR teilte unter Berufung auf verschiedene Quellen mit, dass die beiden überfüllten Boote mit insgesamt rund 400 Passagieren an Bord einen Motorschaden erlitten hätten und nun in der Andamanensee trieben. „Es besteht ein erhebliches Risiko, dass in den kommenden Tagen Menschen ums Leben kommen, wenn sie nicht gerettet und in Sicherheit gebracht werden“, warnte die Organisation.
Nach ihren Angaben war die genaue geografische Position der Schiffe nicht bekannt. Unklar war demnach auch, von wo aus sie gestartet waren.
Bewohner in Indonesien lehnen Geflüchtete ab
Derweil erreichte UN-Angaben zufolge ein weiteres Boot mit mehr als 100 Geflüchteten eine Insel im äußersten Westen Indonesiens. Laut dem Bürgermeister des Dorfes Ie Meulee, Dofa Fadhli, kam das Boot am frühen Samstagmorgen in der Provinz Aceh an. Unter den 139 Geflüchteten befanden sich demnach „Kinder, Frauen und erwachsene Männer“.
Der Bürgermeister betonte, dass die Bewohner des Dorfes die Aufnahme der Rohingya-Geflüchteten ablehnten. Sollten die Menschen nicht bis zum Nachmittag umgesiedelt werden, würden sie zurück auf ihr Boot gebracht, sagte er.
Der Beauftragte des UNHCR, Faisal Rahman, erklärte, dass die Organisation die Situation mit den örtlichen Behörden regeln werde. Ihm zufolge sollten die Menschen zumindest eine Nacht auf der Insel verbringen. „Wir tun unser Bestes, um einen Platz für die Geflüchteten zu finden“, betonte er.
Im vergangenen Monat waren mehr als 1.000 Rohingya-Geflüchtete in der westindonesischen Provinz Aceh angekommen. Es war die größte Zahl an Flüchtlingen, die Indonesien seit 2015 erreicht hatte.
Eine Million Rohingya in Bangladesch
Indonesien ist eines der Ziele, welches die Rohingya von Bangladesch aus ansteuern, wo sich etwa eine Million Geflüchtete aufhalten. Die meisten von ihnen waren 2017 aus ihrer Heimat Myanmar geflüchtet, nachdem das dortige Militär gewaltsam gegen diese überwiegend muslimische Minderheit vorgegangen war. Aufgrund der prekären Lebensbedingungen in den überfüllten Geflüchtetenlagern in Bangladesch treten jährlich tausende Rohingya die teure und gefährliche Überfahrt in Richtung Malaysia oder Indonesien an.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen rief die beiden südostasiatischen Länder dazu auf, den Rohingya-Geflüchteten Schutz zu gewähren. „Es ist Boot-Saison, daher werden weitere ankommen“, sagte der Regionaldirektor der Organisation, Paul Brockmann, der Nachrichtenagentur AFP in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur.
„Die Menschen machen diese Reisen nicht aus Abenteuerlust. Sie machen diese Reisen aus einem Gefühl der Verzweiflung heraus und in der Hoffnung auf eine Zukunft“, betonte Brockmann. UN-Angaben zufolge versuchten im vergangenen Jahr mehr als 3.500 Rohingya, in südostasiatische Länder zu gelangen. Bei den gefährlichen Überfahrten starben demnach 350 Menschen – oder sie werden seither vermisst.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen