Gefahren für Kinder auf Plattformen: Dutzende US-Staaten verklagen Meta
41 Bundesstaaten werfen dem Facebook- und Instagram-Mutterkonzern Meta vor, Jugendliche zu manipulieren und zu schädigen – für Screen-Time und Daten.
Das Internet versaut die Jugend! Sagen zumindest viele. Neuerdings in leicht abgewandelter Form auch 41 US-Bundesstaaten und der District of Columbia. Sie haben den Meta-Konzern, zu dem unter anderem auch die Social-Media-Plattformen Facebook und Instagram gehören, am Dienstag beim Bundesgericht im kalifornischen Oakland wegen Gefährdung der seelischen und körperlichen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen verklagt.
In der Klageschrift heißt es, Meta nutze „mächtige und beispiellose Technologien, um Kinder und Jugendliche anzuziehen“. Diese würden abhängig und ihr Selbstwertgefühl verlieren. In einer Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft von Kalifornien heißt es, Facebook und Instagram hätten Funktionen entwickelt und eingesetzt, „die Kinder und Jugendliche süchtig machen und ihnen geistigen und körperlichen Schaden zufügen“. Die Nutzung der Plattformen störe Lern-, Schlaf- und Essverhalten. In den USA nutzen 95 Prozent der 13- bis 17-Jährigen mindestens einen Onlinedienst, zeigt eine Studie des Pew Research Center.
Für die klagenden Bundesstaaten ist vor allem der Umgang der Plattformen mit ihren jungen User*innen das Problem, oder wie sie es formulieren: „manipulative Taktiken“. Damit sind Funktionen wie etwa das Liken von Beiträgen auf Facebook und Instagram und Benachrichtigungen über neue Beiträge gemeint, die dafür sorgen, dass Menschen auf den Plattformen gern mehr Zeit verbringen.
Genau darauf basiert das Geschäftsprinzip vieler Angebote: Zeit und Aufmerksamkeit (für Werbung) und Daten. Das haben nun auch die 41 Bundesstaaten verstanden. Mit ihrer Klage fordern sie nun, dass Meta die manipulativen Taktiken einstellt und das Bundesgericht eine Geldstrafe und Entschädigung verhängt.
„Meta hat unsere Kinder und Jugendlichen süchtig gemacht“
Grundlage sind Ermittlungen, die Generalstaatsanwalt Rob Bonta im November 2021 eingeleitet hatte, nachdem die ehemalige Facebook-Angestellte Frances Haugen Tausende Seiten interner Facebook-Dokumente veröffentlicht hatte. Damit wollte sie zeigen, dass die Gesundheit von Minderjährigen für den Konzern weniger wichtig sei als Gewinne. Facebook, das kurz darauf in Meta umbenannt wurde, wies die Vorwürfe zurück. Bonta äußerte in der Pressemitteilung zur Klage, die parteiübergreifende Untersuchung sei zu einem „ernsten Schluss“ gekommen: „Meta hat unsere Kinder und Jugendlichen geschädigt und süchtig gemacht, um die Unternehmensgewinne zu steigern.“
In der Klage selbst heißt es, Meta habe mehrere Gesetze gebrochen, unter anderem das Bundesgesetz Coppa (Children’s Online Privacy Protection Act), das die Online-Privatsphäre von Kindern unter 13 Jahre schützen soll, indem es verbietet, deren Daten zu sammeln. Eine Nutzung der Dienste ist für unter 13-Jährige nur nach ausdrücklicher Erlaubnis der Sorgeberechtigten zulässig. Die kann bisher jedoch nicht überprüft werden. Laut der Klage greifen deshalb auch jüngere Menschen auf die Dienste zu.
Meta reagierte auf die Klage und die Vorwürfe abweisend. Man sei „enttäuscht“, erklärte das Unternehmen. Und man teile das Engagement der Generalstaatsanwälte, Jugendlichen sichere und positive Online-Erfahrungen zu bieten. Zudem gäbe es über 30 Maßnahmen, um Jugendliche und Familien zu unterstützen.
Die Klage gegen Meta ist Teil einer Gesamtentwicklung in den USA. Dort versuchen Behörden momentan stark, gegen Social-Media-Plattformen vorzugehen. Im Frühling erst brachte der Bundesstaat Montana ein Gesetz auf den Weg, um Tiktok zu verbieten.
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