Gedenken an getöteten Imam in Belgien: Marsch für islamische Toleranz
Mit einem Trauermarsch gedenken Bürger des Brüsseler Stadtteils Anderlecht eines schiitischen Imams. Er war beim Brandanschlag eines Sunniten getötet worden.
BRÜSSEL taz | Ein Bild der Einheit und Versöhnung: Die Imame der sieben Anderlechter Moscheen gingen Sonntagnachmittag gemeinsam durch die Straßen des Brüsseler Stadtteils und gedachten dem Imam Abdullah Dahdouh. Er war am vergangenen Montag bei einem Brandanschlag auf seine Moschee ums Leben gekommen.
„Wir wollen zeigen, dass wir solch terroristische Akte nicht tolerieren. Der Islam predigt Nächstenliebe, keinen Terrorismus“, sagte der Teilnehmer Ahmed Matoug. Mehr als eintausend Menschen hatten sich zu der friedlichen Demonstration versammelt – vor allem Muslime der verschiedenen Glaubensrichtungen.
Ein 35-jähriger Marokkaner hatte letzten Montag kurz vor dem Abendgebet die schiitische Moschee im Brüsseler Stadtteil Anderlecht angezündet. Der Imam starb beim Versuch das Feuer zu löschen. Als Motiv gab der Täter nach seiner Festnahme an, die Ereignisse in Syrien hätten ihn zu der Tat gebracht. Er sei Sunnit, erklärte er, und wollte die Grausamkeiten des dortigen schiitischen Regimes rächen. Damit wollen die Muslime in Brüssel nichts zu tun haben.
Kurz nach der Tat hatten ihre Führer zur Ruhe aufgerufen. Tatsächlich blieb es in den vergangenen Tagen ruhig in Brüssel. „Natürlich gab es schon Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten in unserer Gemeinde. Aber es kam nie zu Gewalttaten. Und das wird sich auch nicht ändern. Wir glauben an ein friedliches Zusammenleben“, sagte Anderlechts Bürgermeister Gaëtan Van Goidsenhoven.
„Ich glaube nicht, dass es ein Einzeltäter war“
Mit weißen Luftballons und Rosen gedachten die Menschen des Imams, der als besonders tolerant galt. Ahmed Matoug ist überzeugt, dass ihn diese Offenheit das Leben kostete: „Ich glaube nicht, dass es ein Einzeltäter war. Er gehört garantiert einer radikalen Bewegung an. Sie wollen Hass schüren und akzeptieren tolerante Menschen nicht.“
Der Attentäter, dessen Identität noch nicht als sicher gilt, gab an, allein gehandelt zu haben. Die Polizei prüft das noch. Die Staatsanwaltschaft hat den Marokkaner bereits wegen Terrorismus angeklagt.
Die Muslime wollten gestern nicht nur ihre Trauer zeigen, sonder auch, dass sie solche Terrorakte nicht unterstützen. Zahlreiche Männer trugen belgische Flaggen. Nichtmuslime waren nur wenige zu dem Marsch gekommen. Genau das bedauerten viele Teilnehmer: „Es ist verständlich, dass nach dem Busunglück in der Schweiz viele Menschen vergessen, was hier passiert ist. Aber man darf das nicht vergessen. Ich will nicht wissen, wie die Reaktion gewesen wäre, wenn das Gleiche in einer Synagoge passiert wäre“, sagte ein Mittvierziger, der seinen Namen nicht nennen wollte. Er hofft, dass die Sicherheit für die Moscheen erhöht wird.
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