Gedenk-Diskussionen um Arthur Menge: Einer von vielen
Ambivalent waren andere auch. Umso wichtiger wäre, dass über die Ehre von Hannovers Ex-OB Arthur Menge nicht nur die Täter-Nachkommen entscheiden.
D ie 300 Euro können nicht das Problem sein: Darauf beläuft sich der jährliche Betrag, den die Stadt Hannover für die Grabpflege übernähme – wenn sie ihren Oberbürgermeister der Jahre 1925 bis 1937 dieser Ehre für würdig erachtete.
Schwerer als dieser verschwindende Posten wiegt an der Diskussion um Arthur Menge das Symbolische: Darf man so einen ehren? Einen Mitläufer? Einen Mann aber auch, den andererseits die Attentäter des gerade sich jährenden 20. Juli in Erwägung für höhere Aufgaben zogen – wenn Adolf Hitler erst beseitigt gewesen wäre?
Eigentlich sind die, die darüber zu befinden haben, in einer vergleichsweise komfortablen Lage. Denn mit der Kategorie der „bedeutenden Grabstätte“ kann sich die niedersächsische Landeshauptstadt herumschummeln um die Peinlichkeit, dubiose Figuren der Geschichte persönlich zu ehren. Bezeichnenderweise resultierte diese Konstruktion aus der Beschäftigung mit einem anderen, mindestens so problematischen ehemaligen Leistungsträger, dem früheren Ministerpräsidenten Hinrich Wilhelm Kopf.
Dass es sich aber beim ambivalenten Menge um einen für die Stadt bedeutenden Mann handelte, steht außer Frage; Bedeutung fußt halt nicht immer auf Erfreulichem, zu dem wir bis heute stehen mögen. Und so schlecht steht er gar nicht da – verglichen mit vielen, die im NS-Regime etwas waren und später auch, die weitermachen durften, weil man sie brauchte und schon mal opportunistisch hinweg sah übers unmittelbar Zurückliegende.
Was sagen eigentlich die Überlebenden? Was die Nachkommen derer, die nach 1933 in Hannover Gängelung und Ausschluss erlitten, aus der Stadt gejagt wurden oder gleich ermordet?
Auch in dieser Hinsicht lassen sich solche Entscheidungen ja besser oder schlechter treffen: Indem man nicht mehr als nötig für jene spricht, die die besten Gründe hätten, sich zu stoßen am Blumenschmuck auf Kosten der Steuerzahler*innen; sondern sie selbst zu Wort kommen lässt – und ihnen dann auch noch zuhört.
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