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Gaulands Text in der „FAZ“Zwei Volksschützer

Hat Alexander Gauland in einem Gastbeitrag für die „FAZ“ eine Hitler-Rede zitiert? Möglicherweise nicht. Aber das macht die Sache keineswegs besser.

Gruselig, aber noch kein Hitler: Alexander Gauland Foto: dpa

Am 10. November 1933 stand die NS-Herrschaft noch an ihrem Anfang. Schon war der Reichstag entmachtet und alle politischen Parteien außer der NSDAP verboten worden. Tausende Regimegegner saßen in Konzentrationslagern ein. Der aggressiv-antisemitische Charakter des neuen Staates hatte sich vier Monate zuvor beim „Boykotttag“ gegen die Juden ungeschminkt gezeigt.

Aber das NS-Regime war noch nicht der allumfassende Mörderstaat, der Millionen Juden planmäßig vernichtete und die ganze Welt in den Krieg zog.

An diesem 10. November 1933 hielt Adolf Hitler vor Siemens-Arbeitern in Berlin eine Rede, die in diesen Tagen eine bemerkenswerte Aktualität gewonnen hat. Er sagte dort laut Abschrift des Bundesarchivs:

„Es ist ein kleine wurzellose internationale Clique, die die Völker gegeneinander hetzt, die nicht will, daß sie zur Ruhe kommen. Es sind das die Menschen, die überall und nirgends zuhause sind, sondern die heute in Berlin leben, morgen genauso in Brüssel sein können, übermorgen in Paris und dann wieder in Prag oder Wien oder in London, und die sich überall zu Hause fühlen.“ (Zuruf aus dem Publikum: „Juden!“) „Es sind die einzigen, die wirklich als internationale Elemente anzusprechen sind, weil sie überall ihre Geschäfte betätigen können, aber das Volk kann ihnen gar nicht nachfolgen, das Volk ist ja gekettet an seinen Boden, ist gekettet an seine Heimat, ist gebunden an die Lebensmöglichkeiten seines Staates, der Nation. Das Volk kann ihnen nicht nachgehen.“

Die Analogien sind auffällig

85 Jahre später verfasst der AfD-Bundesvorsitzende und Fraktionschef im Deutschen Bundestag, Alexander Gauland, einen Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine. Die Kernsätze seines Textes lauten:

„Diese globalisierte Klasse sitzt in den international agierenden Unternehmen, in Organisationen wie der UN, in den Medien, Start-ups, Universitäten, NGOs, Stiftungen, in den Parteien und ihren Apparaten, und weil sie die Informationen kontrolliert, gibt sie kulturell und politisch den Takt vor. Ihre Mitglieder leben fast ausschließlich in Großstädten, sprechen fließend Englisch, und wenn sie zum Jobwechsel von Berlin nach London oder Singapur ziehen, finden sie überall ähnliche Appartements, Häuser, Restaurants, Geschäfte und Privatschulen. Dieses Milieu bleibt sozial unter sich, ist aber kulturell ‚bunt‘. (…)

Der globalistischen Klasse gegenüber stehen zwei heterogene Gruppen, die in der AfD eine Allianz eingegangen sind: zum einen die bürgerliche Mittelschicht, zu der auch der wirtschaftliche Mittelstand gehört, der nicht einfach seine Unternehmen nach Indien verlagern kann, um dort besonders billig zu produzieren; zum anderen viele sogenannte einfache Menschen, deren Jobs oft miserabel bezahlt werden oder nicht mehr existieren, die ein Leben lang den Buckel krumm gemacht haben und heute von einer schäbigen Rente leben müssen.“

Nein, es ist kein Plagiat, was Gauland hier aufgeschrieben hat. Aber die Analogien sind auffällig. Beide Autoren konstruieren Gesellschaften so um, wie es ihren politischen Ambitionen entspricht. Weder bei Hitler noch bei Gauland existieren Gesellschaftsklassen oder Schichten. Die Welt ist nicht zwischen oben und unten gespalten, nicht zwischen Besitzenden und Besitzlosen. Vielmehr wird eine Gruppe von Landfremden eingeführt, derer es sich zu erwehren gilt. Diese Kosmopoliten, die „nirgends zu Hause sind, sondern die heute in Berlin leben, morgen genauso in Brüssel sein können“ (Hitler) beziehungsweise die „fast ausschließlich in Großstädten [leben], fließend Englisch sprechen, und zum Jobwechsel von Berlin nach London oder Singapur ziehen“, werden zur eigentlichen Bedrohung für das schützenswerte Volk erklärt. Einem Volk, das „gekettet an seinen Boden [ist], gekettet an seine Heimat“ (Hitler) oder wahlweise ein Leben lang den Buckel krumm gemacht [hat] und heute von einer schäbigen Rente leben“ muss (Gauland).

Die Demokratie dekonstruieren beide

So entsteht ein Gegensatzpaar zwischen dem beschützenswerten und verratenen Heimatlichen einerseits und den herumreisenden Volksfremden auf der anderen Seite.

Hitler verweist in seiner Rede an keiner Stelle auf die jüdische Minderheit als vermeintlichen Träger des Kosmopolitischen, die Zuhörer interpretieren seine Worte aber schon von selbst genauso: „Juden“, so lautet der Zwischenruf in seiner Rede. Auch Gauland benennt seine als „Weltbürger“ apostrophierten Gegner nicht näher, und es wäre eine bösartige Unterstellung anzunehmen, er habe dabei an Juden gedacht.

Gaulands Rechtfertigung, er kenne die Hitler-Rede vom 10. November 1933 überhaupt nicht, lässt sich nicht überprüfen, aber sie kann durchaus der Wahrheit entsprechen. Aber das macht die Angelegenheit keineswegs erträglicher.

Denn seine Konstruktion des nicht überbrückbaren Gegensatzes zwischen einer „globalistischen Klasse“ einerseits und dem Mittelstand und den Armen andererseits dekonstruiert die Demokratie ebenso wie Hitlers Schmähungen. Sie hebt die Gegensätze zwischen links und rechts scheinbar auf und setzt ihr das Bild von Geknechteten entgegen, die sich des Bösen erwehren müssen, das, kaum fassbar und privilegiert, zwischen Weltstädten hin und her jettet.

Wer würde heute schon Adolf Hitler wählen?

Wie aber sollte sich die Bevölkerung gegen eine solche globale Bedrohung anders wehren als mit einer reaktionären Revolution, einem Umsturz also, der diese Elite hinwegfegt? Die Möglichkeiten der Demokratie erscheinen bei diesem übermächtigen Gegner jedenfalls völlig unzureichend.

1933 ging es Adolf Hitler darum, den Siemens-Arbeitern ein neues Feindbild zu präsentieren. Als Ersatz für den Klassenkampf, den zu führen eine Inhaftierung im KZ nach sich bringen konnte, empfahl er, sich auf einen neuen Feind zu konzentrieren, den zu nennen er gar nicht nötig hatte.

2018 braucht Alexander Gauland keine Juden als Feindbild. Der Klassenkampf ist ohnehin out. Seine „globalistische Klasse“ hat sich überall auf der Welt eingenistet und macht dabei fette Beute. Hakennasen für ihre Charakterisierung sind da gänzlich überflüssig.

Die AfD ist keine Nazi-Partei, und Alexander Gauland ist schon gar nicht ein Adolf Hitler. Solche Vergleiche entsprächen nicht nur einer Banalisierung der NS-Herrschaft und des Holocaust. Sie sind auch schlicht falsch. Weder plant die AfD eine „Machtergreifung“, noch will sie alle anderen Parteien verbieten oder Konzentrationslager einrichten.

Aber ja, diese Partei will eine andere Gesellschaft und einen anderen Staat. Ihre ideologische Grundausstattung ähnelt in vielen Bereichen völkischen Versatzstücken aus den Tagen der NSDAP. Das aber macht die Angelegenheit umso gefährlicher – denn wer würde heutzutage schon einen Adolf Hitler wählen?

Das Wort „Demokratie“ fällt übrigens in keinem der besprochenen Texte.

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28 Kommentare

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  • Das habe ich gerade auch gedacht - welche Parallelen, sowohl das Geld betreffend als auch die bürgerliche Fassade.



    Es gibt wohl doch an der Bewegung interessierte Kreise.Man muss wachsam bleiben.

  • Unser Autor, empfiehlt seinen Lesern in Querschnittsprofession aus Kabarettist, Comedian rasender Politik-Reporter mit Schalck im Nacken, zu lernen mit dem AfD Vorsitzenden Aexandr Gauland nass im Regen zu stehen, weil der das in eigentümlicher Poesie beschieden als Heimat empfindet. Das kann aber nicht gelingen, denn Gauland sitzt lieber trocken im Konferenzraum Foyer im Blitzlichtgewitter der Medien des Kreuzfahrtschiffs AfD fein betucht, weil er des Regens Nässe flieht, wie der Teufel dem Weihwasser. Denn Regen lässt seinen Tweed zusammenschnurren, dass er als Schrumpfgermane mit zerzauselt letzten Haaren in der Stirn in der politischen Landschaft steht.



    Nein, von taz Autor Klaus Hillenbrand kann hier nicht die Rede sein der liefert Fakten Hintergrund. Es geht um den Freitag Autor Jakob Augstein, der, anders als Hillenbrand die AfD im Spiegel, im Freitag zur Rechts Revolution hochschreibt, als werde er vom Stockholm Syndrom geschüttelt, sich mit dem Aggressor AfD zu identifizieren, diese milde zu stimmen? Nun lässt sich trefflich streiten, ob der anschwellende Kreuzfahrtschiff Boom; einhergehend mit Schweröl Abgas Emissionen im Regen zu einem Rechtsruck namens Kirchturmpolitik mit dem Begriff Heimat im Zentrum führt oder nicht.Dass von der AfD ein Rechtrsruck, eine Revolution von Rechts ausgeht, den Augstein unabweisbar nennt, gibt die AfD nicht her, weshalb sie sich ja auch nicht Revolution für Deutschland (RfD) sondern r Alternative für Deutschland (AfD) nennt.



    Fpr mich scheint Gauland dem Links von der Mitte Spektrum Futter zu geben, damit sich der Kassandra Rud von Hannah Arendt zu Protokoll bei Günter Gaus 1964 erfülle: "In der NS-Zeit habe ich nicht meine Freinde gefürchtet, die wusste ich einzuschätzen, sondern meine intellektuell linken Freunde, weil denen zu Adolf Hitler Phantastisches einfiel.



    Welches Traumata treibt Linke, dass sie AfD Meinungen als rechte Revolution empfinden? Geht es darum, abhanden gekommen heroisches Weltgefühl zu aktivieren?

  • Gauland ist indiskutabel mit seinem Gerede, das bei gewissen Menschen, die sich schwer tun, sich eine eigene Meinung zu bilden, wie Brandbeschleuniger wirkt – genau in die rechte Richtung, weil die Feinheiten besser: Grobheiten des Textes oder der Rede nicht alle mitbekommen.



    Oder so blöde Aussagen wie AfD wählen, „die großen Parteien brauchen mal einen Denkzettel“. Das ist brandgefährlich. Dieser verharmlosende „Denkzettel“ fällt uns allen als rassistische, totalitäre Politik auf die Füße! 1933-1945?

    Dieser Mann kann so etwas nur schreiben|sagen, weil alle anderen pennen!



    Die Ungerechtigkeiten, die hier im Kapitalismus (und weltweit) gang und gäbe sind, müssen bekämpft, das Wirtschaftssystem umgestellt werden.



    Und dafür müssen die Reichen (Bertelsmann, Mohn, Springer, und wie sie alle heißen und deren Lobbyisten [abschaffen!]) in ihrer Macht deutlich beschnitten werden, die sollen endlich die Steuern zahlen, zu denen sie per Gesetz verpflichtet sind – ohne (pseudolegale Tricks).

    Gerechtigkeit & Freiheit sind die großen Themen.



    Nicht "she said, he said".



    Diese „Schein“-Diskussion überdeckt, dass genau unter diesem Radar das bestehende System schön unauffällig weiter betrieben wird|betrieben werden kann.

    Wenn alle sagen, „weiter so“ mit dem „allein“ seligmachenden Kapitalismus, und nichts anderes zu tun haben, als auf die Themen dieses Herren anzuspringen, um sich zu echauffieren, dann brauchen wir uns nicht wundern.



    Das ist dann ein Streit über Richtung und über Wortklauberei im selben zerstörerischen System – dem Kapitalismus.



    Wenig fruchtbar m. E..

    Dieser Herr erhält viel zu viel Aufmerksamkeit.



    Durch Taten gegensteuern – Zustände der Menschen verbessern, Pflege wirklich gerecht bezahlen, Reiche gerecht besteuern, Steuerschlupflöcher schließen. Usw. – es weiß doch jedes Kind, was GETAN und UMGESETZT werden müsste.



    Durch Wählen gegensteuern.

    Denken hilft auch (manchmal). Mut schadet auch nicht. Das lässt sich doch machen – oder etwa nicht?!

  • Es ist doc völlig egal, ob der Gauland nun bei Hitler abgeschrieben ha, oder bei einem Anderen. Die Aussage seiner Rede ist das, was uns irritieren sollte, denn diese Aussage zeigt deutlich auf, dass Gauland zwar nicht unrecht hat, aber eben alles zu seiner Passion macht, ohne auch nur de kleinsten Ansatz einer Lösung für die Probleme zu benennen!



    Drauflos zu poltern, wir müssen uns wieder auf die nationalen Territorien besinnen und alles was uns die Globalisierung gebracht hat Rückbauen ist doch keine Lösung, sondern ein Mittel sich wieder auf engstem Raum Geltung zu verschaffen!

    Das große Problem unserer jetzigen Regierung ist, dass sie die Globalisierung gegenüber der Wähler schlecht aussehen lässt, in dem sie international agierende Konzerne bevorteilt, gegenüber der Bevölkerung und den kleineren Mittelständlern!



    Bestens zu sehen an der Dieselkrise und dem Verhalten Deutschlands bei der Verhandlung über die CO2 Ausstoßwerte von Fahrzeugen in der EU.



    Hier hat Merkel sich wieder einmal über die Koalition hinweggesetzt und Fr. Schulze musste einen sehr vielniedrigen Wert propagieren, als notwendig wäre den Klimawandel zu beeinflussen!



    Scheuer, der CSU Mann der Lobbyisten, hält Fr. Schulze tatsächlich vor, es nicht geschafft zu haben ganz Europa mitzuteilen, dass Deutschlands Werte für alle zu gelten haben, als ob es die deutschen Aussagen wären, die EU Gesetze machen!



    Diese Überheblichkeit der Politik, z.B. im Dieselskandal, ist der Grund weshalb die AFD überhaupt einen so großen Zulauf hat!



    Keiner glaubt mehr, dass die etablierten Parteien für den Wähler Politik machen wollen, sondern nur noch ihr Klientel befriedigen!

    Die Wähler sind derart aufgebracht, das leider viele nicht mehr die Demokratiefeindlichkeit der AFD erkennen und deren Ziele auch nicht Objektiv hinterfragen!

    Politiker wie Merkel und Scheuer machen nicht mal mehr ein Hehl daraus, dass sie sich nur noch der Wirtschaft, der Industrie und des Aktienkapitals verpflichtet fühlen, nicht dem Wähler!!

  • Meine Güte, die AfD muss mächtig viel Geld und einflussreiche Freunde haben, soviel wie über diese Partei geredet und geschrieben wird, das geht doch nur mit Geld und Einfluss.

    • @Lara Crofti:

      Ne ne ne das ging bei Trump auch ohne Geld. Die Medien sind geil auf Klicks und damit verbundene Werbeeinnahmen und wird erbarmungslos auf Reizthemen eingeschlagen.

    • 9G
      98589 (Profil gelöscht)
      @Lara Crofti:

      Wenn dies nur mehr bemerken würden!



      Braun ist angesagt, nicht nur bei den Volkspöblern. Die wahren Nazis verstecken sich gut hinter ihrer bürgerlichen Fassade.

  • Wir wissen gar nicht was die AFD nach ihrer Wahl als stärkste Partei täte. Im Gegensatz zum verblödeten Jakob Augstein sind aber wenigstens der Tat die Parallelen zu Hitlers rede aufgefallen...

    • @Reisehank:

      Das ist in der TaT nicht der TaZ aufgefallen, sondern Leuten wie Wolfgang Benz.

  • Die Analogien sind auffällig...



    ... und zwar zu diesem Text:

    mspr0.de/?p=4696

  • Tatsächlich hat Gauland einen Text aus dem Tagesspiegel von 2016 plagiiert.

    Während es bei Gauland heißt: "Diese globalisierte Klasse sitzt in den international agierenden Unternehmen, in Organisationen wie der UN, in den Medien, Start-ups, Universitäten, NGOs, Stiftungen, in den Parteien und ihren Apparaten, und weil sie die Informationen kontrolliert, gibt sie kulturell und politisch den Takt vor." stand im Tagesspiegel "Diese neue globalisierte Klasse sitzt in den Medien, in den StartUps und NGOs, in den Parteien, und weil sie die Informationen kontrolliert („liberal media“, „Lügenpresse“), gibt sie überall kulturell und politisch den Takt vor.".

    Es ist bitter, dass die gesamte deutsche Medienlandschaft dem dämlichen Hitler-Vergleich eines Twitter-Nutzers hinterherrennt und offenbar niemandem diese Ähnlichkeit auffällt, die keine Zufall sein kann. Offenbar muss eine Meldung nur die eigenen Vorurteile bedienen, um kritisches Denken außer Kraft zu setzen. Dieser Vorfall sollte als Lehrstück in die Journalistenausbildung.

    Ansonsten kann man nur hinzufügen, dass die Kritik an den globalen Eliten keineswegs 'rechts' ist und auch keineswegs neu. Schon Ralf Dahrendorf beschreibt die „globale Klasse“. Der Tagesspiegel-Artikel bezieht sich sogar explizit darauf. Sicher zieht Gauland andere Schlüsse daraus als Dahrendorf, aber bei dem Vorwurf an Gauland ging es ja explizit um diese Passagen.

    • @lattichvogel:

      Man kann es positiv sehen, dass Gauland den Tagesspiegel liest und den einen oder anderen Artikel gutfindet.

  • Nein, die AfD möchte keine Machtergreifung - sie möchte "nur" die Regierenden jagen -, nein, sie möchte auch kein Parteienverbot und sie möchte auch keine Konzentrationslager einrichten.

    Sie möchte jedoch "aufräumen", was immer das auch heissen mag ...

  • Gauland braucht die Juden nicht als Feindbild, weil er uns nie so bezeichnet hat.

    Ich stimme mit seinen politischen Ansichten nicht überein oder würde seine Partei wählen, aber hier wird zweierlei Maß angesetzt.

    Die Taz wirft mit Frau Knaul jedes mal mit dem 50 kg Zementblock, wenn Sie Israel, auch oft völlig zurecht kritisiert.

    Aber wenn ein Palaraber zwei jüdische Israelis fesselt und in einer Wirtschaftszone wo Juden und Muslime zusammen arbeiten, hinrichtet, da höre ich hier nichts.

    „Die Hamas-Bewegung und das palästinensische Volk loben die heroische Aktion in der Nähe der Siedlung Ariel“, heißt es in einer Erklärung der Hamas. „Wir begrüßen diese heroische Operation und betonen, dass sie eine natürliche Reaktion auf die Verbrechen der israelischen Besatzung auf Kosten des palästinensischen Volkes ist."

    www.israelheute.co...34276/Default.aspx

    • @Sven Günther:

      Die Hamas spricht garantiert nur für einen Teil der Palästinenser. Sich nun aber ausgerechnet des extremistischsten Armes der Muslimbrüder als Zeugen zu bedienen zeigt dann natürlich auch nur deren extremistische Beurteilung, die man getrost als Propaganda ansehen kann. Warum versucht man hier immer ausgerechnet mit Schwarz weiß zu waschen?.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Sven Günther:

      Der Fairness halber muss man sagen, dass man auch sonst nirgendwo etwas davon lesen konnte.

      Außer eben in den einschlägigen Medien wie israelheute oder mena-watch.

      Hätten die Israelis den Terroristen erschössen, dann hätten wir diese Überschrift gehabt:

      "Israelisches Militär tötet Palästinenser."

  • Der Gauland tut etwas was auch in der taz (zurecht) schon häufig passiert ist. Er skizziert die Gewinnern der Globalisierung und stellt diese denjenigen gegenüber, die unter ihr leiden. Für gewöhnlich hat man hier doch deutlich mehr Mitgefühl für die Verlierer der Globalisierung über, doch wenn Gauland für sie streitet (oder sie instrumentalisiert) dann ist das auf einmal problematisch.

    Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mal einen Foristen gefragt ob er auch der Aussage 2+2=4 widersprechen würde, wenn Gauland diese behaupten würde und die Antwort war: Ja, man muss den Faschisten ja widersprechen. (Sinngemäß)

    Ein anderes Beispiel: Die politische Linke hat ewig und drei Tage gegen ungezügelten Freihandel gekämpft. Dann kommt Trump, keilt gegen “Globalisten” und auf einmal erkennen auch erbitterte Gegner des Kapitalismus das sie eigentich schon immer für Freihandel waren, sie wussten es nur bisher nicht!

    Um genau solch einen prinzipiellen Widerspruch handelt es sich auch hier, meiner Meinung nach. Ich sehe aber keinen Sinn darin, sowas ist kontraproduktiv. Man kann gegen Trump, Putin und Gauland ohne weiteres Abneigungen hegen aber wer sich seine eigenen Ideen durch einen Unliebsamen Anhänger dieser Idee kaputt machen lässt der lässt sich am Ende des Tages von seinem politischen Feind die Agenda diktieren.

    • @Januß:

      Hitler und Gauland sind vereint durch ähnlich fehlerhafte Analysen.



      Der weltweite Finanzkapitalismus ist zwar von Menschen geschaffen worden, und wird von ihnen unterhalten aber dies ist nicht bewusst einem Plan folgend geschehen sondern quasi hinter dem Rücken der Akteure. Deshalb ist die Konstruktion einer Gruppe von Menschen, die dieses System bewusst steuern wahnhaft. Dieses wahnhafte Konstrukt führt dann zwangsläufig zu einer wie auch immer verfehlten radikalen und völkischen Politik. Als Gegenmittel gegen völkische Politik und das System den Kapitalismus bleiben nur 4 Dinge



      1. Internationale Vernetzung und Rückbau der Nationalstaaten



      2.) Aufklärung über die tatsächliche Natur des Kapitalismus um gruppenbezogene Verschwörungstheorien wie sie die Gedanken Gaulands ansatzweise darstellen zurückzudrängen.



      3.)wichtige Lebensbereiche wie Wohnen, Infrakstrukturen, Gesundheitswesen und Nahrungmittelproduktion müssen weltweit nach und nach der kapitalistischen Verwertungslogik entzogen werden. Diese fragt nämlich nicht, nach den Bedürfnissen der Menschen sondern ihr einziges Ziel ist es aus Geld mehr Geld zu machen.



      4. Verteidigung der individuellen bürgerlichen Freiheiten.

      • @Thomas Dreher:

        Sie haben absolut recht, der Kapitalismus ist von Menschen geschaffen aber nicht bewusst, sondern als Beiwerk ihres natürlichen Verhaltens. Der Unterschied zwischen Gauland und Hitler besteht darin das Hitler der Idee einer jüdischen Weltverschwörung anhing. Gauland hackt auf Hipstern herum, die vom Kapitalismus profitieren und vermutlich die Grünen wählen.

        Das der Gauland wirklich was gegen Kapitalismus hat glaube ich kaum. Die AfD nutzt Kapitalismuskritik hier ja nur um auf dem Klientel des politischen Gegners herumzuhacken.

        Ich habe im Übrigen auch nichts gegen Kapitalismus, kann aber verstehen das sich viele Menschen von den immer höheren Anforderungen des Arbeitsmarktes abgehängt fühlen.

        • @Januß:

          Ich komme als Individuum zwar in diesem System gut klar, stelle mir aber die Frage wie wir das Menschheitsproblem Klimwandel mit einem System bekämpfen wollen des einzige Steuerungslogik ist aus Geld mehr Geld zu machen und das zur Zeit von den meisten seiner Insassen leider nicht verstanden wird.



          Es besteht natürlch ein gewaltiger Unterschied zwischen Hitler und Gauland. Die große verbindende Ählichkeit ist die wahnhafte personaliesierung struktureller Probleme. Dieser Wahn führt bestenfalls zu unguten Scheinlösungen und schlimmstenfalls in Menschheitskatastrophen

          Die Frage ob der Kapitalismus aus dem natürlichen Verhalten der Menschen entstanden ist, finde ich hoch spannend aber ich glaube sie sprengt diesen Faden.

          • @Thomas Dreher:

            Wir haben ja nicht nur ein System. Neben dem ökonomischen System gibt es ja auch noch ein politisches System. Das übernimmt in Deutschland auch relativ viele Funktionen, im Vergleich zu den meisten anderen Staaten. Man kann den Klimawandel durchaus auch mit kapitalistischen Mitteln bekämpfen. In einem Kapitalistischen System werd Nachfrage relativ zuverlässig befriedigt. Wenn nun also eine Nachfrage für besonders umweltschonende Energieerzeugung da wäre dann würde dies auch zu mehr Umweltschonung führen. Allerdings sind die meisten Menschen zu knauserig um im Monat auch nur 5€ mehr pro Person abzudrücken. Da klafft die Lüche zwischen Lippenbekenntnissen und Realität dann weit auseinander.

            Eine Alterntive wäre das der Staat diese Nachfrage erzeugt. Das wird ja in Deutschland teilweise auch bereits gemacht. Ich glaube aber am Ende des Tages würde ich eher auf Elon Musk, Boyan Slat und Co. vertrauen als verkalkten Institutionen oder aufgedrehten Aktivisten.

            "Die große verbindende Ählichkeit ist die wahnhafte personaliesierung struktureller Probleme."

            Das ist in der Tat ein Problem aber das Problem haben nicht nur Hitler und Gauland, sondern alle die Identitätspolitik spielen.

  • "Die AfD ist keine Nazi-Partei"

    Da kann man anderer Meinung sein

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Und beide Kommentare (1933 und 2018) verbindet, daß Fremde den 'an den Boden geketteten' Einheimischen bedrohen und ihm den Lebensraum (und im Fall Juden den Wirtschaftsraum) wegnehmen wollen.



    Funktioniert damals wie heute. Schrecklich.



    Nach Ursachen hat damals niemand gefragt und heute 85 Jahre später wieder nicht.



    Als hätte es nie einen Geschichtsunterricht gegeben.

  • Womöglich hat sich Gauland ja auch von dem 2015 verstorbenen Soziologen Ulrich Beck inspirieren lassen, der 2009 der «Zeit» sagte, zu den Verlierern zählten «die Beschäftigten in Branchen, die regional verhaftet sind und die durch die Globalisierung in die Defensive geraten», während Globalisierungsgewinner «gezielt Ländergrenzen überschreiten und mit grossen Vorteilen rechnen» könnten.

  • 'Globalisten' ist in rechten Kreisen ein gängiges Codewort, das verwendet wird, um staubige Hirngespinste von einer Weltverschwörung warm zu halten. Wer es sagt, spielt meistens ganz bewusst darauf an (siehe Trump und Bannon). Warum sollte Gauland da die Ausnahme sein?



    Auch 1933 wurde der - eindeutig implizierte - Bezug erst vom Publikum ausgesprochen.

    Es bleibt gerade genug plausible deniability, dass der Hitler-Vergleich in der Zeitung es vor Gericht schwer haben dürfte, aber trotzdem: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

    • @Euryale:

      Dazu angemerkt: Die Parallelen von Gaulands Rede hat der Autor im Rahmen der Möglichkeiten sehr schön dargelegt.

      Und diese Rede zu hören, wenige Wochen nach der Gründung der "Juden in der AfD", ergibt einen zynischen Beigeschmack: Moderate Töne für das bürgerliche Image - und extreme Implikationen für die, die es extrem haben möchten.



      Solche Doppelstrategien sind üblich bei modernen rechtspopulistischen Bewegungen - und es ist erschreckend, wie leicht sie damit davonkommen.

      • @Euryale:

        Es gab auch im dritten Reich jüdische deutsche im Exil die sich in der Botschaft das diskriminierende J absichtlich in den Pass stempeln liessen. Ein paar Idioten die ihre Schlächter nie erkennen wird es immer geben. So auch "Juden in der AfD".

  • Gar kein Hinweis darauf, dass es doch wahrscheinlicher ist, dass das ganze anderswo abgeschrieben wurde? (siehe bildblog.de/102620...mit-tagesspiegel/)