Gastkommentar: Kein Interesse an Bildungsgerechtigkeit
■ Warum die SchülerInnenvertretung gegen Schulsponsoring ist
Die Schulen haben kein Geld. Die Ausstattung ist miserabel, es gibt zu wenig LehrerInnnen... Es mangelt überall. Wir alle sehen und erleben das jeden Tag. Da kann man im ersten Moment denken, daß es ganz toll ist, wenn jemand bereit ist, uns zu sponsorn, also für Computer oder Tische, einen Satz Hefte oder ein Schulfest zu zahlen.
Aber das ganze ist ziemlich problematisch. Bildung ist bei uns Aufgabe des Staates. Das heißt, dass der Staat genug Geld für Bildung zur Verfügung stellen muß. Aber dieser Verantwortung versuchen sich die Politiker immer weiter zu entziehen. Das dürfen wir SchülerInnen nicht zulassen, denn nur durch staatliche Mittel können (annähernd) gleiche Bildungschancen garantiert werden.
Private Unternehmen haben kein Interesse an gleicher Bildung für alle. Durch Schulsponsoring wird die Qualität der Bildung und Ausbildung noch viel mehr als bisher vom Stadtteil, also vom Einkommen der Eltern, abhängen. Zum einen ist es für die Unternehmer viel „sinnvoller“, Schulen zu sponsorn und damit zu beeinflussen, an denen die Beteiligten (SchülerInnen und Eltern) mehr Geld haben, da diese auch dem Unternehmer größere Gewinne versprechen. Außerdem ist die Aussicht auf gute zukünftige Ingenieure, Manager etc. in manchen Schulen größer als in anderen. Das heißt: Durch Schulsponsoring werden Jugendliche „schlechter“ Herkunft noch weiter benachteiligt werden.
Alle Schulen werden sich sehr um Sponsoren bemühen müssen, um zu existieren, denn wenn Sponsoring erst normal geworden ist, wird das Geld vom Staat, das schon heute nicht langt, bestimmt nicht mehr reichen. Man könne sich ja einen Sponsor suchen, werden die Politiker dann sagen. Durch diese Abhängigkeit sind die Sponsoren in einer starken Position. Sie können Bedingungen stellen. Da ist es naheliegend, daß sie bald enormen Einfluß auf die Bildungsinhalte haben. Das würde heißen, daß ein „Herr Becks“ oder Mc Donald–s bald bestimmt, was wir lernen sollen.
Stell Dir einmal vor, Du kommst in die Schule, und auf einmal ist das Thema Umweltpolitik vom Lehrplan gestrichen. Du fragst warum, und man sagt Dir, da Mc Donald's ja die fünf neuen Tafeln gesponsort hat... – Nein Danke!
Ina Rengstorf, GesamtschülerInnenvertretung (GSV)
Dieser Text war gedacht als Beitrag für das gemeinsame Schüler-Extra von taz und GSV, das Anfang Dezember erscheint. Aus aktuellem Anlaß steht er jetzt hier als Gastkommentar
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