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Gastkommentar von Hermann Ernst über Diskriminierung bei der WohnungssucheErschreckende Bestätigung

Nikolai Wolff

Hermann Ernst

57, ist seit mehr als vier Jahren Vorsitzender des Bremer Sinti-Vereins. Mit einem offenen Brief wendet er sich direkt an den Aufsichtsrat der Brebau, deren Vorsitzender Finanzsenator Dietmar Strehl (Grüne) ist.

Der Landesverband deutscher Sinti und Roma in Bremen/Bremerhaven fordert eine transparente, von unabhängigen Gutachtern durchgeführte Untersuchung über die Vorgänge systematischer Kennzeichnungen bei der Wohnungssuche.

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden (Grundgesetz, Artikel 3).

Seit Jahrzehnten machen viele deutsche Sinti oft die Erfahrung, dass es für sie sehr schwierig ist, eine Wohnung zu bekommen. Auch wir in der Beratungsstelle des Bremer Sinti-Vereins haben große Probleme, Wohnungen für Sinti und Roma zu finden, die sich hilfesuchend an uns wenden. Auf Nachfragen bei den Wohnungsgesellschaften wurden wir meist auf die allgemeine Wohnungsnot in Bremen verwiesen.

Unsere Vermutung, dass die Angehörigen unserer Minderheit aufgrund von diskriminierenden Zuschreibungen bei der Wohnungssuche benachteiligt werden, finden wir durch die nun bekanntgewordene Praxis bei der Brebau auf erschreckende Weise bestätigt und dokumentiert.

Die Brebau lässt demnach von ihren Kundenberaterinnen und Kundenberatern Vermerke mit bestimmten Kennzeichen wie Hautfarbe, Religionszugehörigkeit oder die vermeintliche Abstammung anfertigen. Unter dem Kürzel „E40“ sollten so auch Menschen erfasst und von Wohnungen ferngehalten worden sein, die den Sinti und Roma zugeordnet werden.

Die seit mehr als 600 Jahren in Deutschland lebenden Sinti sowie die aus anderen Staaten Europas eingewanderten Roma werden durch diese menschenverachtende Praxis einmal mehr systematisch ausgegrenzt, diskriminiert und der Chance auf gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft beraubt.

Dabei sollten doch auch die Mitarbeitenden der Brebau, die diese Praxis angeordnet oder offenbar widerstandslos vollzogen haben, aus der Geschichte gelernt haben, wohin Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung führen.

Vor 78 Jahren wurden die Sinti und Roma aus Bremen von der Bremer Polizei ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Jeder und jede Angehörige unserer Minderheit hat dort Familienangehörige verloren. Es ist umso beschämender, dass die heutige diskriminierende Behandlung durch eine städtische Wohnungsgesellschaft erst jetzt an die Öffentlichkeit gekommen ist.

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