Gastgeber über neuen Roten Salon Hamburg: „Marxismus und Club-Musik“
Reden über linke Politik (und gleich noch ein paar Verlagen helfen): Mit-Gastgeber Michael Hopp über den erstmals eröffnenden „Roten Salon Hamburg“.
taz: Herr Hopp, welche Lücke soll der jetzt erstmals in Hamburg stattfindende Rote Salon schließen?
Michael Hopp: Es soll eine neue Plattform werden, auf der Autoren politischer Bücher Gelegenheit haben, diese vor Publikum vorzustellen. Dazu sind zweiteilige Veranstaltungen geplant: Zunächst die Buchvorstellung, entweder nur durch den Autor oder auch in Form eines Gesprächs. Dann können Fragen gestellt werden. Der Bedarf besteht schon wegen des Rückgangs der politischen, der linken Buchhandlungen in Hamburg. Und es gibt überhaupt zu wenige Locations, für die man nicht teuer bezahlen muss.
Sie machen das aber nicht alleine, wenn ich richtig verstehe, sondern haben Bündnispartner.
Genau: die Marxistische Abendschule Masch und den Hamburger Verband „Liste unabhängiger Verlage“ (LUV). Der Gedanke ist einerseits, sich mit der Entwicklung linker Politik zu beschäftigen – auf der anderen Seite fände ich es aber auch toll, wenn sich der eine oder andere linke Verlag unterstützen ließe.
Wann sind sie auf die Idee gekommen? Wie lange hat es gedauert bis zur Premiere?
*1955, war Redakteur und Autor unter anderem bei Wiener, Tempo und SZ Magazin sowie Wiedergründer der Kinderzeitschrift Fix und Foxi. Seit 1998 im Corporate Publishing, lebt und arbeitet Hopp in Hamburg.
Das ist eine persönliche Geschichte. In meinem, sagen wir: vorigen Leben, hatte ich eine Content-Marketing-Agentur. In dem Rahmen habe ich schon damit begonnen, Veranstaltungen zu machen, unter anderem den „Blattkritik Salon“.
Da wurden Print-, Online- und Hybridmedien „vorgestellt und im Hinblick auf medienübergreifende Strategien diskutiert“.
Das war noch die große Zeit der Magazine und Zeitschriften. Der „Content Haus Salon“, später, das war dann schon die Zeit, in der das Redaktionelle zum Content wurde. Ich habe mir gedacht: Es könnte doch interessant sein, wenn ich die Erfahrung, die ich in einem anderen, zugegebenermaßen kommerziellen Umfeld gemacht habe, anwende für das Thema linke Politik.
Die Abende selbst werden dabei flankiert von einem Online-Angebot.
Ja, die Veranstaltungen sind eigentlich nur ein, wenn auch der zentrale Punkt. Den möchte ich mit Inhalt begleiten. Da gibt es etwa vorab etwas in meinem Blog, drei, vier Wochen lang jeweils einen Beitrag; und Nachberichterstattung. Sodass wir das ganze Jahr hindurch eine Art Grundrauschen erzeugen.
Erster Gast ist Susan Neiman, Philosophin und zuletzt Verfasserin des Buchs „Links ≠ woke“. War diese Besetzung Ihr Wunsch oder hat sie sich einfach so ergeben?
Beides: Ich habe bei ihr angefragt, mit nur geringer Hoffnung. Aber dann haben wir sie erstaunlicherweise gekriegt. Ich meine: Ich bin ja noch völlig unbekannt als Veranstalter in diesem Sinne. Sie ist ja auch gar nicht bei einem der erwähnten unabhängigen Verlage.
Das Buch ist eine – nicht unumstrittene – Verteidigung eines linken Universalismus gegen, verkürzt gesagt, die Identitätspolitik.
Mal sehen, ob wir diese Flughöhe werden halten können, diese perspektivische Auseinandersetzung mit großen Themen und prominenten Autoren … Da hatte ich wirklich Glück.
Selbst wenn man ihr nicht durchweg zustimmt: Über Neimans Ansatz lässt sich bestens diskutieren. Wie könnte es weitergehen?
Was schon im Programm steht, ist ein Abend mit Achim Szepanski …
Buchvorstellung und Diskussion mit Susan Neiman, Moderation Michael Hopp und Tobias Reichardt (Marxistische Abendschule): Mo, 5. 2., 18.30 Uhr, Universität Hamburg, Von-Melle-Park 9, EG, Großer Hörsaal
Anmeldung – auch anonym – ist gerne gesehen
… einst Betreiber des experimentellen Techno-Plattenlabels Mille Plateaux …
… und seinem Buch „Kapital und Macht im 21. Jahrhundert“ im Pudel Club. Das wäre dann ein etwas anders gelagerter Abend, auch mit höherem Risiko behaftet: ob das wirklich funktioniert – die Mischung aus Marxismus und Club-Musik.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Diskussion um US-Raketen
Entscheidung mit kleiner Reichweite