Galerie: Museum für Design nicht sexy genug

Die Bremer Wirtschaftsförderung steigt aus dem Wilhelm-Wagenfeld-Haus aus. Es habe „eine gewisse Steifheit“ und sei für verrückte Projekte nicht so geeignet.

Stimmiges Design braucht sich kaum zu verändern: Schreibtischlampen aus den Jahren 1930 bis 1965 im Wagenfeld-Haus Bild: dpa

BREMEN taz | Julia Bulk war schon ein bisschen überrascht: Im Juni vergangenen Jahres war sie ganz frisch aus Stuttgart in Bremen angekommen, um die Geschäftsführung der Wilhelm-Wagenfeld-Stiftung zu übernehmen, die gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) das Wilhelm-Wagenfeld-Haus betreibt – und auf einmal kündigt die WFB an, zum 1. Januar 2015 nicht mehr mit von der Partie zu sein. Was nicht einfach nur bedeutet, dass die Wagenfeld-Stiftung das Haus nun für sich allein hat, sondern auch dass sie die Personal- und Betriebskosten allein tragen muss, die sie bislang zusammen mit der WFB gestemmt hatte, von der jährlich 180.000 Euro in den Haushalt flossen.

Seit 1993 hat die Wilhelm-Wagenfeld-Stiftung ihren Sitz in einer ehemaligen Polizeiwache am Bremer Ostertor, seit 1998 sind dort regelmäßig Ausstellungen mit Schwerpunkt Design zu sehen, darunter solche, die das Werk des gebürtigen Bremer Industrie-Designers und Bauhausschülers Wilhelm Wagenfeld in den Fokus rücken.

Aber auch der Nachwuchs kommt regelmäßig zum Zug. Studierende des Designstudiengangs an der Bremer Hochschule für Künste hatten dort regelmäßig Gelegenheit, ihre Abschlussarbeiten zu zeigen – ein gemeinsames Projekt von WFB und HFK.

„Wir würden das gern weiterführen“, sagt Bulk. Gespräche mit der Hochschule habe es bereits gegeben. Sie gibt sich optimistisch – auch was den Betrieb des Design-Museums ganz allgemein betrifft. „Natürlich hat es für uns finanzielle Nachteile, dass die WFB ihr Engagement aufgegeben hat. Wir haben uns die Personal- und Betriebskosten geteilt, die wir als Stiftung jetzt alleine tragen müssen.“

Immerhin habe die Kulturbehörde bereits reagiert und den jährlichen Etat von 325.000 Euro leicht aufgestockt, sodass immerhin die Personalkosten gedeckt sind. Die verbleibende Lücke will Bulk mithilfe von Sponsoren decken. Eine Herausforderung sei es aber doch, das Haus nun allein bespielen zu müssen. Die Wagenfeld-Stiftung war bislang nämlich nur für eine große Ausstellung im Jahr zuständig, den Rest bestritt die WFB.

„Man kann das auch als Chance begreifen“, sagt Bulk, die jetzt das Profil des Hauses schärfen, vielleicht auch mal einen anderen zeitgenössischen Designer ins Zentrum rücken will. „Ich glaube, das wäre durchaus im Geist Wilhelm Wagenfelds“, sagt sie. Im April geht es aber erst einmal wieder um den Hauspatron, dann eröffnet eine Ausstellung über Wagenfeld und Jenaer Glas. Für die Zeit danach hat Bulk schon einige Ideen.

Kai Stührenberg, als Innovationsmanager bei der Wirtschaftsförderung mit dem Wohl der Bremer Kreativwirtschaft betraut und auf der Internetseite des Wagenfeld-Hauses immer noch als Teil der Geschäftsführung gelistet, betont, dass die Veranstaltungen der WFB, die bislang im Wagenfeld-Haus stattfanden, im Prinzip nicht wegfielen. Das meiste davon findet allerdings zukünftig anderswo statt, der allergrößte Teil davon in der Schnapsfabrik in der Neustadt.

„Über 100 Kreative arbeiten dort in 20 Unternehmen in einer ehemaligen Brennerei“, erzählt Stührenberg, darunter die Projektionskünstler und Aushängeschilder der hiesigen Kreativwirtschaft, „Urban Screen“, diverse Agenturen und das Netzwerk Klub Dialog.

Die Schnapsfabrik entstand vor drei Jahren aus privatwirtschaftlicher Initiative und wurde 2012 als eins von acht förderungswürdigen Leuchtturmprojekten der Kreativwirtschaft auserkoren. Ein echter „Hotspot“, wie Stührenberg findet. Und weil parteienübergreifender Konsens ist, dass die Kreativwirtschaft wichtig für Bremen sei, geht es nun darum, die Förderinstrumente für die Branche neu zu justieren. In Workshops soll noch vor den Wahlen im Mai erarbeitet werden, wie das genau aussehen soll.

Dass das Engagement im Wilhelm-Wagenfeld-Haus schon jetzt nicht mehr Inhalt dieser Überlegungen ist, lässt sich natürlich auch als Statement lesen. Stührenberg konkretisiert auf Nachfrage: „Das Wagenfeld-Haus hat eine gewisse Steifheit und ist für verrückte Ideen nicht so gut geeignet wie die Schnapsfabrik. Und die Ausstellungen mit der Hochschule kann die Wagenfeld- Stiftung ebenso gut auch ohne uns veranstalten.“

Inwiefern die fürs Erste eingesparten 180.000 Euro dann in Zukunft in die Schnapsfabrik fließen, ist derweil noch nicht ausgemacht. Immerhin ist die WFB als Mieter schon vor Ort, mit dem Projekt „Brennerei – next generation lab“.

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