G-7-Protestcamp verboten: Der Kampf um die Wies’n
Hochwassergefahr nennen die Behörden für ihr Verbot des G-7-Protestcamps als Begründung. Der Wiesenbesitzer hatte schon vorher Ärger.
Rund 1.000 Gegner des G-7-Gipfels wollten auf der Wiese ihre Zelte aufschlagen. Monatelang waren die Protestler durch die Gemeinde gezogen, um nach Campflächen zu suchen: Einzig Herr R. sagte zu. Mit der Absage der Gemeinde wegen angeblicher Hochwassergefahr stehen die Protestler nun wieder am Anfang – nur anderthalb Wochen vorm Gipfelstart.
Herr R., 48 Jahre, lebt seit Langem im Ort. Oberhalb von Garmisch betreibt der dreifache Familienvater einen Berggasthof, die Gamshütte. Der Kaiserschmarrn soll köstlich sein. Am Dienstag weist R. Anfragen ab: Man solle sich in Sachen Camp-Absage an das Protestbündnis wenden.
Seinen vollen Namen will R. nicht mehr in der Zeitung lesen. Denn seit durchsickerte, dass er den Gipfelgegnern seine Wiese verpachtete, steht er im Ort unter Beschuss – und Polizeischutz. Benachbarte Landwirte befürchten das Zertrampeln ihrer Felder, Anwohner die Randale der Protestler. Die Behörden sollen im Vorfeld Bauern nahegelegt haben, den Gegner keine Felder zu überlassen: So könne man zur Gipfelzeit etwa Gülle auf die Wiesen schütten. R. aber sagte zu.
Ort „möglicherweise falsch gewählt“
Die Gemeinde stoppte ihn nun formell. Die Wiese liege im Überschwemmungsgebiet der Loisach, erklärte Sprecher Florian Nähbauer der taz. „Bereits bei verhältnismäßig kleinen Ereignissen ufert der Fluss aus.“ Teilweise betrage die Flusstiefe nur zehn Zentimeter. Nähbauer verweist auf Hochwasser in den letzten beiden Jahren. Aktuell seien Überschwemmungen „von bis zu einem halben Meter“ möglich.
Jörg Jovy, Grünen-Chef in Garmisch-Partenkirchen, hält das nicht nur für einen Vorwand. „Die Wiese liegt tatsächlich in der Hochwasserzone.“ Völlig unklar aber sei, ob in anderthalb Wochen tatsächlich eine Gefährdung vorliege, so Jovy. „Das Amt hätte daher doch erst mal genehmigen können und nur bei wirklich akuter Gefährdung absagen müssen.“ Wenn es anderweitig keinen Ort für demokratische Proteste gebe, kritisiert der Grüne, sei die Region für den Gipfel „möglicherweise falsch gewählt“.
Wiesenverpachter R. hatte den Gipfel als „größenwahnsinnige“ Inszenierung kritisiert. Er gebe „den anderen Leuten eine Bühne“. Möglicherweise hatte R. aber noch ein anderes Motiv: Revanche. Denn gerade erst ließen die Bayerischen Staatsforste den Pachtvertrag seiner Gamshütte auslaufen.
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