Fußballerinnen des FC Barcelona: Sparen für die Männer
Der FC Barcelona kürzt den Etat seiner Fußballerinnen, weil die Männer zu große Schulden machen. Dem Spitzenteam drohen prominente Abgänge.
E in gefährliches Gewitter zog auf im mexikanischen Monterrey und verzögerte den Anpfiff des Freundschaftsspiels zwischen Barcelona und einer All-Star-Auswahl der Liga MX. Die Katalaninnen bereiteten sich vergangene Woche zum dritten Mal in Folge in Mexiko auf die neue Saison vor und gewannen diese Partie erst im Elfmeterschießen.
Leichtfüßig lief es gegen die gerade zur teuersten Spielerin der Welt gewordene Lizbeth Ovalle und ehemalige Mitspielerinnen wie Jennifer Hermoso nicht. Ob auch sie sich vorstellen könne, in die Liga MX zu wechseln, wurde Alexia Putellas gefragt. Die ehemalige Weltfußballerin bekräftigte ihre „kurzfristige Zukunft“ mit Barcelona, ihr Vertrag läuft nur noch bis 2026, hielt sich für die Zukunft aber alle Türen offen.
Aufhorchen lässt das Interview, weil gerade alles möglich scheint. Barcelonas erste Frauschaft besteht eine Woche vor Ligastart nur aus 17 Spielerinnen, über den Sommer gab es sechs namhafte Abgänge, bei acht Profis läuft wie bei Putellas der Vertrag aus. Auch die Reserve ist ausgedünnt, hohe Belastung für den kleinen Kader vorprogrammiert. Drei Champions-League-Titel, mehrere nationale Triple, vereinsintern als eine von wenigen Abteilungen ohne rote Zahlen und laut Deloitte 2023/24 mit 17,9 Millionen Euro die höchsten Einnahmen aller Teams im europäischen Fußball der Frauen: Wo liegt das Problem?
Herabgesetzter Etat für 2025/26
Der seit Jahren verschuldete Gesamtverein – 2021 waren es 1,35 Milliarden Euro – muss die Financial-Fair-Play-Regelung von La Liga einhalten, die eigentlich nur für den Fußball der Männer aufgestellt wurde. La Liga hat aber festgelegt, dass die Gehälter aller Abteilungen eines Vereins bei dieser Rechnung einbezogen werden.
Xavi O’Callaghan, Barcelonas Direktor der professionellen Sportabteilungen, bestätigte, dass die aktuellen Finanzprobleme „von der Männerfußball-Seite“ stammen. Obwohl also die Verantwortlichen des Männerfußballs diejenigen sind, die ihr Budget gesprengt haben, das 2024/25 bei 319 Millionen Euro lag, müssen auch alle anderen sparen. Für die Fußballerinnen sind diese Saison 13,75 Millionen vorgesehen.
Selbst eines der weltweit erfolgreichsten Teams der Frauen ist also nicht davor geschützt, am Ende die Rechnung für rücksichtslose Misswirtschaft des Fußballs der Männer zu tragen.
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