Fußballerin Klara Bühl: Die neue Arjen Robben
Die 18-jährige Stürmerin des SC Freiburg zählt zu den größten Hoffnungen für die Zukunft des deutschen Frauenfußballs.
Zu viel Lob ist Klara Bühl immer ein bisschen peinlich. Sie wirkt dann leicht nervös, verdreht die Augen oder neigt den Kopf. Als die Stürmerin vom SC Freiburg nach ihrem ersten Dreierpack (7., 58. und 61.) für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft beim 8:0-Kantersieg gegen die Ukraine davon hörte, dass Lina Magull ihre Körpertäuschung beim Führungstor „besser noch“ als die Bewegung des einstigen Weltklasseaußen Arjen Robben fand, wusste sie ja nicht, wie viel Schalk im Nacken der Mitspielerin saß.
Verlegen lachte sie mit. Dann sagte sie: „Vom Männerfußball schaue ich mir gerne etwas ab. Wir haben alle gut nach vorne gespielt. Drei Tore geben mir Mut und Selbstvertrauen.“ Sie trägt die Nummer 19 auf dem Rücken, wird aber erst in zwei Monaten 19 Jahre alt. Sie zählt explizit zu den größten Hoffnungen für eine bessere Zukunft des deutschen Frauenfußballs, der spätestens zur EM 2021 in England zurück an der Weltspitze sein möchte.
Gemeinsam mit Magull, der Technikerin vom FC Bayern, verkörpert die Stürmerin des SC Freiburg den neu erweckten Tatendrang. Ihre Kombination aus Tempo, Tricks und Toren animierte die 5.504 Zuschauer am Aachener Tivoli immer wieder zu Applaus. Magull meinte danach, dass Bühl am besten den Spielball behalten sollte: „Ich war schon vor drei Jahren in Freiburg von ihr beeindruckt. Ein tolles Gesamtpaket.“ Vor einem Monat erhielt die aus Münstertal im Schwarzwald stammende Spielerin die Fritz-Walter-Medaille in Gold als beste U19-Juniorin.
Am vorderen Tisch im Hamburger Besenbinderhof platzte der neue DFB-Präsident Fritz Keller als Klubrepräsentant vor Stolz. Die 18-Jährige steht für all das, was die ganzheitliche Ausbildung in der Freiburger Fußballschule ausmacht: Bescheidenheit, Fleiß und Talent.
Bühl wertete ihre Länderspieltore drei bis fünf beim neunten Einsatz als Resultat eines Reifeprozesses. Zur WM in Frankreich, die mit dem Aus im Viertelfinale gegen Schweden (1:2) verfrüht endete, reiste sie ohne große Erwartungen. „Ich wollte da einfach die Atmosphäre mitnehmen.“ Reinschnuppern, dazulernen. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg setzte sie dreimal ein, gegen Spanien (1:0) und Nigeria (3:0) kam sie zur Halbzeit, gegen Südafrika (4:0) durfte sie beginnen.
Inzwischen scheint sie gesetzt. „Klara ist eine Spielerin für die Zukunft mit ganz viel Potenzial. Manchmal weiß sie noch gar nicht, was sie alles draufhat“, sagte Voss-Tecklenburg. Bei ihrer Beidfüßigkeit sehe sie nur noch die Weltklassespielerin Dzsenifer Marozsan vor ihr. „Wenn wir ihr jetzt noch die taktischen Laufwege und körperliche Robustheit beibringen, wird sie uns in Zukunft sehr viel Freude machen.“
Es deutet sich bereits an, dass die badische Wohlfühloase Freiburg für sie irgendwann zu klein werden könnte. Die meisten Spielerinnen aus Freiburg sind in der Vergangenheit dann zum FC Bayern gewechselt. Dem Verein, den Arjen Robben mit seinem Move geprägt hat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Der Fall von Assad in Syrien
Eine Blamage für Putin