Fußball und Ökonomie: Im Keller, da liegen die Chancen
Über die Krise von Borussia Dortmund empfinden manche stille Freude: Aktienkäufer mit Lust auf Spekulation.
D em Fußballverein Borussia Dortmund ging es schon einmal schlechter. Aber früher hatte man dort noch Humor: Am letzten Spieltag der Saison 1977/78 lag die Mannschaft gegen Borussia Mönchengladbach bereits zur Halbzeit mit 0:6 hinten.
Der noch junge Bundesligatrainer Otto Rehhagel pfiff seine Spieler in der Halbzeitpause gehörig zusammen. Worauf Stürmer Manni Burgsmüller, nach eigener Erzählung, den aufgebrachten Fußballlehrer beiseitenahm und ihm zuflüsterte: „Trainer, ich glaub, das Spiel gewinnen wir nicht mehr.“ Nach dem Schlusspfiff stand ein 0:12 an der Anzeigetafel, bis heute die höchste Niederlage eines Teams in der Bundesligageschichte.
Womit wir bei der aktuellen Situation der „Echte Liebe“-GmbH & Co. KGaA namens Borussia Dortmund wären. Und beim Aktienmarkt. In der vergangenen Woche wurde der wackere Kleinanleger, der an Christian Lindners Versprechen der lukrativen Aktienrente glaubt, von der Mitteilung geschockt, dass die BVB-Aktie auf den tiefsten Stand seit 2013 gefallen ist: 2,91 Euro pro Papier, der Ausgabepreis im Jahr 2000 lag bei 11 Euro. Schuld für den Kurssturz sei die unerwartete Niederlage bei Holstein Kiel gewesen, so die Analysten.
Borussia kommt nicht in die Gewinnzone
Die Performance des BVB lässt also sehr zu wünschen übrig, erst auf dem Rasen, dann auf dem Parkett. Nach der Ära Klopp, der gerade seine Seele ohne Not an die Marketingabteilung von Red Bull verkauft hat, kommt der BVB nicht mehr in die Gewinnzone. Vielmehr kann man bei den Schwarz-Gelben seit Jahren ein spektakuläres Enttäuschungsmuster erkennen: in der Champions League gut gespielt, aber Finale verloren – gegen Real Madrid 2024; in der Liga über die ganze Zeit um die Meisterschaft gespielt, aber sie am letzten Spieltag vergeigt – so 2023.
Das sind eigentlich große Erfolge. Nur das Gefühl passt nicht dazu.
Vom liebenswerten und als zu weich empfundenen Trainer Edin Terzić trennte man sich, angeblich auf dessen Wunsch hin. Er wurde durch die Vereinslegende Nuri Şahin ersetzt. Jetzt, nach der 0:2-Niederlage bei Eintracht Frankfurt am Freitag, steht Borussia Dortmund in der Tabelle so schlecht da wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Als Nächstes dürfte Nuri Şahin entlassen werden, und das bewährte Muster dürfte mit jemand anderem durchgespielt werden.
Es gibt Spaßvögel an der Börse, die sagen: Jetzt ist ein günstiger Zeitpunkt, in die Borussia Dortmund Kommanditgesellschaft auf Aktien zu investieren.
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