Fußball-Weltmeisterschaft 2026: Bobfahren mit Infantino

Die Fußball-WM 2026 wird ein Heidenspaß: Rummenigges Roboterdouble, 96 Teams, drei Ausrichter und ein Fifa-Chef.

Der Siegerpokal der Fussball-Weltmeisterschaft

Bald greifen 96 Mannschaften nach diesem Pokal Foto: dpa

Das Warten ist vorbei. Im Sunrise Park sponsored by Tequila in Chinas 100-Millionen-Einwohnerstadt Jing-Jin-Ji beginnt die Fußball-WM 2026. Zum Auftakt trifft in Gruppe Dandia Team Portugal I auf Belize. Freundlicher Handschlag zwischen den Coaches, dem 12-fachen Weltfußballer und jetzigen Spielertrainer Cristiano Ronaldo und Winnie Schäfer. Obwohl er in der Allzeittorjägerliste mit 1.456 Treffern nur noch 7 Tore hinter dem kürzlich zurückgetretenen Lionel Messi liegt, lässt Ronaldo ihn das Spiel überraschend auf der Bank beginnen.

Beim übertragenden Fernsehsender D-Max beschweren sich die ersten Zuschauer über die unverständlichen Gruppennamen. Vor dem Funkgebäude sammeln sich Anhänger der Protestbewegung #dasist­nichtmehrmeinewelt(meister­schaft), die bei den vergangenen Bundestagswahlen auf 11 Prozent der Stimmen kam. Experte Lukas Podolski versucht, die Gemüter zu beruhigen. „Die Gruppennamen sind aus dem kryptischen Alphabet. Das hat 32 Buchstaben. Unser Alphabet ist für ein 96er Turnier einfach zu klein.“ Der Moderator korrigiert: „Koptisches Alphabet.“

Wir erinnern uns: Im Mai 2017 war das Turnier von ursprünglich 48 auf 96 Teams erweitert worden. „Die WM wurde 1930 erstmals ausgetragen, 2026 wird sie also 96 Jahre alt“, hatte Fifa-Chef Gianni Infantino erklärt. „96 Jahre, 96 Teams – diese Reverenz sind wir unserem schönen Spiel schuldig“. Die anfangs widerspenstigen Verbände aus Europa und Südamerika gewann Infantino mit einer weiteren Reform für sich: Die ersten 16 Teams der neuen Rangliste „The Greatest“ dürfen erstmals mit zwei Mannschaften antreten. „Das ist auch eine Frage von Verteilungsgerechtigkeit im Sport“, so Infantino. „Beim Bobfahren hat jede Nation auch zwei Schlitten.“

Vorwürfe, dass nur ein Startplatzstreit zwischen asiatischer und ozeanischer Konföderation zur Verdoppelung auf 96 Teilnehmer geführt habe, wies Infantino entschieden zurück. Entsprechende Informationen hatte ein englischer Boulevardreporter veröffentlicht, der sich, getarnt als Händler von Luxusuhren, das Vertrauen des Weltliga-Vorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge erschleichen konnte. Wie Infantino jedoch darlegte, hatte gar nicht der echte Rummenigge mit dem Händler diniert, sondern ein Roboterdouble, das russische Hacker erstellen konnten.

Die anschließende Debatte, ob Russland die Ko-Ausrichtung des Turniers wieder entzogen werden sollte, blieb so vorhersehbar wie fruchtlos. Auch hier galt das Wort von Infantino: „Eine Welt, drei Gastgeber.“ Eine klare Bezugnahme auf das Freundschaftsabkommen „Eine Welt, drei Herrscher“, mit dem sich die Regierungen von China, Russland und den USA einig Jahre zuvor die Dauerausrichtung der WM zuerkannt hatten.

Die Gruppennamen sind aus dem kop­tischen Alphabet. Unseres ist für das Turnier zu klein

Logistische Befürchtungen erwiesen sich letztlich als harmlos, nachdem der amerikanische Expräsident Donald Trump die Flotte seiner privaten Fluggesellschaft verdreifachen konnte und für die WM unter anderem 20 tägliche Direktverbindungen zwischen Kazan und Dallas anbietet. Unzufrieden sind nur die Italiener. Im 32tel-Finale wird Italien durch Ronaldos 1457. Karrieretor von Portugal I eliminiert. Der 41-Jährige nutzt als Einwechselspieler einen Passus im neuen Reglement, das für das obligate Elfmeterschießen nach jedem Spieldrittel eine Mehrfachausführung durch denselben Spieler erlaubt.

Im Miss-World-Stadion von Novyj York zieht Infantino eine begeisterte Zwischenbilanz. Zum Format erklärt er: „Der Modus mit 96 Mannschaften in 32 Gruppen hat sich bewährt. Einziger Wermutstropfen war vielleicht der letzte Spieltag in Gruppe Di, als Usbekistan vor dem dritten Elfmeterschießen schon für das 32tel-Finale qualifiziert war und es deshalb etwas locker angehen ließ. In der Fußballfamilie gibt es eine starke Bewegung, wieder zu Vierergruppen zurückzukehren. Ich werde daher Beschlussempfehlungen für eine Erweiterung auf 128 Teams vorlegen.“

Im selben Atemzug kündigt Infantino seinen baldigen Rückzug an. Im TV-Studio erklärt Podolski: „Meine Quellen sagen mir, dass Infantino zum Kino wechselt. Er soll im nächsten James Bond den Blumfeld spielen.“ Der Moderator korrigiert: „Blofeld.“

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