Fußball-Club Paris St. Germain: Dauerstreit unter den neuen Chefs

Für den franzöischen Verein Paris St. Germain steht gegen Liverpool viel auf dem Spiel. Dem Neymar-Team droht das Auseinanderbrechen.

Neymar bei einem Spiel von Paris St Germain

Steht im Zentrum des Teams: Paris St Germains Stürmer Neymar Foto: reuters

PARIS taz | Edinson Cavani nahm den Ball mit links an, jonglierte ihn auf den rechten Fuß und verwandelte volley. Traumtor und Sieg gegen den FC Toulouse. Auf der Tribüne applaudierten die beiden anderen aus dem Sturmdreieck von Paris St. Germain: Neymar und Kylian Mbappé waren angeschlagen. Doch nun zählt kein Schmerz mehr, am Mittwoch steht das Trio vor seiner größten Probe. Alles andere als ein Sieg gegen Liverpool bedeutet wohl das Ende in der Champions League.

Im Novemberregen der französischen Hauptstadt entscheidet sich, wie der Frühling wird. Unternimmt der Scheichklub dann den oft angekündigten und genauso oft verschobenen Angriff auf die europäische Krone? Oder muss er Europa League spielen, was angesichts der Pariser Ambitionen kaum weniger demütigend wäre als ein komplettes Ausscheiden, das in der spannenden Gruppe mit dem SSC Neapel und Roter Stern Belgrad auch noch möglich ist. Verhandelt wird im Aufeinandertreffen der Trainer Thomas Tuchel und Jürgen Klopp aber auch schon der Sommer. Bei einem Abgang aus der Champions League wird es kaum so weitergehen können wie bisher.

Der aktuelle PSG ist gebaut um Neymar, der vorigen Sommer für 222 Millionen Euro aus Barcelona verpflichtet wurde. Hinter Lionel Messi und Cristiano Ronaldo die dritte Lokomotive des Weltfußballs, ist er eigentlich zu groß für Frankreichs Liga. Das soll er laut ständiger Medienberichte aus Spanien längst selbst so sehen. Angeblich bereut er den Wechsel und will zurück. Man scheint ihm diese Zweifel anzumerken, und sie färben ab auf das ganze Projekt. Nur europäischer Erfolg könnte diese Liaison doch noch legitimieren – für beide Seiten.

Denn der PSG wird sich ihn ohne Zusatzeinnahmen aus der K.-o.-Runde kaum mehr leisten können. Ein neues Verfahren der Uefa im Rahmen des Financial Fairplay läuft. Der Druck wächst, die Pariser mit ihren wohl künstlich aufgeblähten Sponsorenverträgen aus Katar nicht mehr so glimpflich davonkommen zu lassen wie bisher. Dazu steht der Verein in der Kritik wegen des Skandals um Profiling nach Rassenkriterien in der Scoutingabteilung. Es ist ein schwieriger Herbst beim PSG, daran ändert auch ein historischer Startrekord in der französischen Meisterschaft nichts. 14 Siege aus 14 Spielen haben die alte Bestmarke der großen europäischen Ligen von Tottenham Hotspur aus dem Jahr 1960 pulverisiert.

Strukturkonflikt in Neymars PSG

In Europa hingegen gab es eine Niederlage in Liverpool, zwei Remis gegen Neapel und nur gegen Belgrad einen Sieg. Von einer „der letzten Chancen, zu zeigen, wozu wir wirklich in der Lage sind“, spricht Tuchel nun. „Zusammen können wir etwas erreichen“, betont derweil Mbappé. „Ensemble“ – zusammen: Dieses Wort fällt in Paris permanent, dabei ist es eigentlich eine Tautologie: Wie sollte man in einem Mannschaftssport anders reüssieren als zusammen? In der französischen Liga geht das wirklich: So überlegen ist der PSG, da muss nicht jeder immer beim Pressing mitmachen, seinen Gegenspieler verfolgen, die Lücken stopfen. Gegen die Neapels und Liverpools reicht es indes schon nicht mehr. Das ist der Strukturkonflikt in Neymars PSG.

Der Brasilianer wurde mit dem Versprechen nach Paris gelockt, dort sein zu können, was in Barcelona über ihm Messi war: der, für den alle spielen. Doch er hat sich nie sonderlich viel Mühe gegeben, die anderen mitzunehmen. Aus Sicht der alten PSG-Garde wurden einer gewachsenen Hierarchie mit Neymar und Mbappé zwei neue Chefs vorgesetzt. Daraus resultieren Eifersüchteleien, die insbesondere zwischen Neymar und Cavani längst chronisch sind. Es gibt Dauerstreit um die Ausführung der Elfmeter, Statistiken demonstrieren, dass man kaum Pässe austauscht, zuletzt fuhr der Uruguayer dem Brasilianer bei einem Freundschaftsspiel böse in die Parade. Die anschließenden Blicke beider Spieler sagten mehr als die wortreichen Friedensbekundungen danach.

Selbst bei bester Absicht ist es nicht einfach für eine Mannschaft, im Dienste von Stars zu spielen und trotzdem die nötige Eigeninitiative einzubringen. Für einen Trainer wird die Arbeit nicht leichter, wenn just die wichtigsten Teamplayer wie Blaise Matuidi (2017 zu Juventus Turin) oder Thiago Motta (2018 Karriereende) zur Gegenfinanzierung der Superstars nicht ersetzt werden. Thomas Tuchel bastelt schon die ganze Saison an der Quadratur des Kreises. Gegen Liverpool muss er gelingen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.