Fußball Bundesliga: Nett und völlig wirkungslos

Werder Bremen verliert zum Saisonauftakt gegen Schalke mit 0:3. Aber gute 20 Minuten ließen ahnen, was für die Bremer in dieser Saison drin sein könnte.

Viel probiert, alles verloren: Lukimya und Bremen im Pech Foto: dpa

BREMEN | taz „Gefällig“ nannte Werders Sportchef Thomas Eichin das Spiel seiner Mannschaft gegen Schalke 04. Das will man über seine Leistung nicht hören, gehört das Attribut doch eher in die Liste vergifteter Komplimente wie „hat sich stets bemüht“ im Arbeitszeugnis. Ganz nett anzusehen, aber völlig wirkungslos.

Zwar war für Werder Bremen der Wunsch in Erfüllung gegangen, endlich mal mit einem Heimspiel in die Saison zu starten. Aber mit dem FC Schalke 04 kam ausgerechnet eine Mannschaft, die mit ihrem neuen Trainer André Breitenreiter die in sie investierten Millionen endlich in spielerische Qualität umsetzen kann. Die Schalker traten im Weser-Stadion jedenfalls mit der Dominanz und der Selbstverständlichkeit eines von sich überzeugten Champions-League-Aspiranten an.

Werders Trainer Viktor Skripnik hatte in einem Interview vor dem Spiel mehrfach betont, mutig in die neue Saison gehen zu wollen. Gegen Schalke wählte er dennoch anfangs eine sehr vorsichtige Taktik. Wohl auch, um der jungen Mannschaft eine Eingewöhnungszeit zu gewähren und sie nicht gleich ins offene Messer der Schalker Offensive laufen zu lassen.

Einer Offensive, der Breitenreiter vor dem Spiel eine „brutale Qualität“ zugesprochen hatte. Franco di Santo ist das Sinnbild der unterschiedlichen Voraussetzungen beider Vereine: Werder wollte den argentinischen Mittelstürmer halten und ging dafür an die finanzielle Schmerzgrenze. Schließlich mussten sie ihn vor drei Wochen dann doch für sechs Millionen Euro Ablöse nach Schalke ziehen lassen. Nun kehrte Franco di Santo nach seinem in Bremen als unrühmlich empfunden Abgang als Gegner ins Weserstadion zurück.

Bei di Santos offizieller Verabschiedung vor dem Spiel versteckten ihn die fürsorglichen Werder-Offiziellen noch in den Katakomben – dafür pfiff ihn das Bremer Publikum während des Spiels umso gnadenloser aus. Bei Werder blieb der als di-Santo-Ersatz kurzfristig aus Alkmaar verpflichte US-Amerikaner Aron Johannson zunächst auf der Bank. Von den 14 Spielern im Werder-Kader, die noch für die U23-Mannschaft spielen dürfen, liefen der aus Leverkusen ausgeliehene Levin Öztunali (19) im Angriff und Neuzugang Ulisses Garcia (19) als linker Verteidiger auf.

Erfrischende Leistung

Garcia zeigte bis zu seinem Ballverlust in der 85. Minute, der zum 0:3 durch Schalkes Stürmer Klaas-Jan Huntelaar führte, vorne eine erfrischende Leistung. In der Defensive hatte er es mit Schalkes bestem Spieler Eric Maxim Choupo-Moting zu tun, der als 18-Jährger beim HSV in der Bundesliga debütierte.

Choupo-Moting riss nach Bremer Ballverlusten mit seinem impulsiven Antritt mehrfach Löcher in den dichten Bremer Abwehrverband. Die nutzen allerdings zunächst nicht seine Stürmer, sondern ausgerechnet Werders Verteidiger Theodor Gebre Selassie, der einen Pass in den Strafraum mit einem unhaltbaren Heber über seinen eigenen Torwart hinweg verwandelte.

Anfang der zweiten Halbzeit, als Werder durch den Rückstand gezwungen war, mehr Druck nach vorne zu machen, gab es 20 Minuten lang eine Ahnung davon, was für Werder in dieser Saison möglich sein könnte, wenn das Kombinationsspiel funktioniert. Endlich entstanden Räume im Zentrum und auf den Flügeln, über die gute Aktionen initiiert wurden. Eine von ihnen führte zur größten Chance, als Fin Bartels den Ball aus kurzer Entfernung aus der Bedrängnis heraus nur knapp am Tor vorbeischoss.

Doch Schalkes Trainer reagierte, nahm den sichtbar verunsicherten di Santo raus und verstärkte mit Höger das Zentrum. Werder fehlten im weiteren Spielverlauf „die Mittel“, wie Kapitän Clemens Fritz nach dem Abpfiff einräumte. Durchs Zentrum leitete Joel Matip dann auch das vorentscheidende 2:0 durch Choupo-Moting ein, das das Bremer Publikum zum Verstummen brachte.

Wie stark Werder in dieser Saison wirklich ist, wird sich erst in ein paar Wochen zeigen. Als Orientierungspunkt eignet sich allerdings eher der kommende Gegner Hertha BSC als ein Champions League-Kandidat wie Schalke 04. Die Berliner haben die vergangene Saison als 15. abgeschlossen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.