Fusion von Bayer und Monsanto: US-Kartellexperten fürchten Dominanz
Höhere Preise, geringere Auswahl an Saatgut, Pestiziden und Lebensmitteln wären die Folge der Fusion. Wer kann das noch verhindern?
Bereits jetzt dominierten wenige Unternehmen diese Sektoren. Die Folge wären dann wahrscheinlich höhere Preise und geringere Auswahl an Saatgut, Pestiziden, und Lebensmitteln.
Bayer aus Leverkusen hat zuletzt 64 Milliarden Dollar für seinen nordamerikanischen Konkurrenten Monsanto geboten, die dieser aber als zu wenig abgelehnt hat. Die US-Amerikaner zeigten sich jedoch weiter gesprächsbereit.
„Nach einer Fusion würden Bayer und Monsanto zum Beispiel für [das Saatgut auf] rund 70 Prozent der US-Baumwollanbaufläche aufkommen“, schreiben die Juristen Maurice Stucke und Allen Grunes in ihrem Gutachten. Die Autoren, die früher für die Kartellabteilung des US-Justizministeriums gearbeitet haben, berufen sich auf Daten der Regierung in Washington. Der Zusammenschluss würde nach Meinung der Experten auch gegen einen Gerichtsbeschluss von 2008 verstoßen, mit dem Monsanto gezwungen wurde, sich von Teilen seines Baumwollgeschäfts zu trennen. Diese wurden damals an Bayer verkauft.
Die sechs größten Anbieter von gentechnisch veränderten Pflanzen – Monsanto, Bayer, BASF, Syngenta, Dow und DuPont – hätten 2009 das Saatgut für mehr als 95 Prozent der Äcker mit Mais, Soja und Baumwolle in den USA geliefert. Auf 90 Prozent dieser Felder hätten Pflanzen mit genetischen Merkmalen gestanden, die Monsanto gehörten. Bayer dagegen biete die führende Alternative zu Monsantos Unkrautvernichtungsmittel Roundup und die dazu passenden Pflanzen an.
„Eine Bedrohung für alle Bauern auf der Welt“
Weltweit waren den Angaben zufolge Monsanto, DuPont/Pioneer und Syngenta 2009 die drei größten Saatguthersteller und auch bei den Pestiziden auf vorderen Plätzen. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Anbieter gesunken, während die Preise stiegen. „Folglich dürfen die Kartellwächter den Zusammenschluss nicht erlauben“, so das Gutachten.
Anne Isakowitsch, Campaignerin von SumOfUs, urteilte: „Eine potenzielle Fusion zwischen Bayer und Monsanto ist eine Bedrohung für unsere Lebensmittelversorgung und für alle Bauern auf der Welt.“ Der neue „Megakonzern“ wäre der weltgrößte Produzent von Saatgut und Schädlingsbekämpfungsmitteln.
Bayer äußerte sich nicht zum Inhalt der Studie, ein Sprecher sagte der taz nur: „Die Kartellbehörden werden den Zusammenschluss entsprechend prüfen.“ Allerdings ist zweifelhaft, ob die Übernahme tatsächlich an der hohen Konzentration im Markt für Baumwollsaatgut scheitern würde. Es ist gängige Praxis, dass fusionswillige Konzerne die Teile des Geschäfts verkaufen, die kartellrechtliche Probleme verursachen. Das wäre auch bei Monsanto und Bayer vorstellbar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
SPD im Vorwahlkampf
Warten auf Herrn Merz