piwik no script img

Für eine Mark über die Jümme

■ In Ostfriesland gibt es die einzige handbetriebene Fähre Deutschlands

Die beiden ostfriesischen Orte Amdorf und Wiltshausen (Kreis Leer) liegen nur gut 100 Meter voneinander entfernt. Doch zwischen beiden Dörfern liegt die Jümme. Um den Menschen lange Wege zu ersparen, wurde bereits im Jahre 1562 eine Fährverbindung zwischen beiden Orten eingerichtet. Da es damals allerdings noch keine Motoren gab, wurde die „Pünte“an einem Seil von der einen Flußseite zur anderen gezogen. So ist es bis heute geblieben.

Nach Angaben des „Vereins zur Förderung und Erhaltung der historischen Pünte als Denkmal auf dem Wasser“, ist die Jümme-Verbindung die einzige von Hand gezogene Fähre Deutschlands.

Kräftige Arme braucht Fährmann Willrich Mennenga für seine Arbeit, doch auch sehr viel Fingerspitzengefühl. Sein Wissen, das er sich in den vergangenen acht Jahren angeeignet hat, gibt er derzeit an Heinz Penning weiter. Er wird vom kommenden Jahr an neuer Fährmann auf der 14 Meter langen und gut drei Meter breiten „Pünte“sein. „Eine Ausbildung gibt es für meinen Job nicht. Das lernt man eben so, und man lernt jeweils von seinem Vorgänger“, erzählt Mennenga, während er zusammen mit Penning an dem dicken Stahlseil zieht.

An diesem Seil ist die Fähre über Rollen befestigt. Mit dem sognannten „Kniepholt“, das am Stahlseil eingehakt wird, ziehen die beiden Männer die Fähre über den Fluß. Die Verbindung zwischen Amdorf und Wiltshausen dient heute eher touristischen Zwecken.

Einen festen Fahrplan kennen Willrich Mennenga und Heinz Penning nicht. Mit einem einfachen „Fährmann hol over“setzt sich die „Pünte“in Bewegung. Der Fahrpreis pro Person beträgt eine Mark. Erstmals erwähnt wird die Fähre vor 435 Jahren. Das kleine Schiff gehörte damals zum alten Heerweg zwischen dem westfälischen Münster und dem ostfriesischen Emden.

dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen