Früherer Archäologiechef von Palmyra: IS enthauptet Altertumsforscher
Khaled al-Asaad leitete 40 Jahre lang die Ausgrabungen in Palmyra. Seit einem Monat war er in Gefangenschaft des IS. Nun wurde er hingerichtet.
Die Tötung von Khaled al-Asaad ist die jüngste Gräueltat des IS, der ein Drittel sowohl Syriens als auch des Irak eingenommen hat. Seit der IS im Mai dieses Jahres Tadmor nordöstlich der Hauptstadt Damaskus eroberte, gab es Befürchtungen, die Extremisten würden die 2000 Jahre alte Stadt Palmyra aus der Römerzeit am Rand von Tadmor zerstören. Die Terroristen haben bereits zahlreiche berühmte archäologische Stätten im Irak beschädigt.
Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana und der Aktivistengruppe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurde al-Asaad am Dienstag auf einem Platz vor dem Museum von Tadmor enthauptet. Die Beobachtungsstelle erklärte, dutzende Menschen hätten sich versammelt, um Zeuge der Tötung zu sein. Die Leiche des Opfers wurde anschließend zur archäologischen Stätte von Palmyra gebracht und an einer der römischen Säulen aufgehängt, wie der Chef des Altertums- und Museumsamts in Damaskus, Maamun Abdulkarim, der Agentur sagte.
Der Getötete sei „einer der wichtigsten Pioniere in der syrischen Archäologie im 20. Jahrhundert“ gewesen, sagte Abdulkarim weiter. Der IS habe versucht, von ihm Informationen darüber zu gewinnen, wo einige der archäologischen Schätze der Stadt vor den IS-Kämpfern versteckt worden seien.
Laut Sana war al-Asaad vier Jahrzehnte lang bis zu seinem Ruhestand 2003 für die antike Stätte von Palmyra verantwortlich. Danach arbeitete er als Experte für das Altertums- und Museumsamt und schrieb zahlreiche Bücher und wissenschaftliche Texte. Zu seinen Werken zählen „Die Skulpturen von Palmyra“ und „Xenobia, die Königin Palmyras und des Orients“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“