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Frühe HilfenEin Haus für Teenager-Eltern

Das "Bunte Haus" in Marzahn-Hellersdorf bietet Hilfen für junge Mütter. Während die Kinder spielen, können die Frauen etwa mit einer Kunsttherapeutin malen - und über Erziehungsprobleme reden.

Mit Kindern spielen ist Anstrengung, davon muss man sich wie in Marzahn erholen können Bild: ap

Für das "Bunte Haus" haben Studenten der Alice-Salomon-Fachhochschule in Hellersdorf Handzettel verteilt. "Sie haben gezielt sehr junge Mütter mit Kinderwagen oder mit kleinen Kindern an ihrer Hand angesprochen", erzählt Heike Meves, Kunsttherapeutin und Dozentin in der neuen Freizeiteinrichtung. Junge Mütter gibt es viele in Hellersdorf. Die durchschnittliche Mutter hier ist drei Jahre jünger als im Berliner Durchschnitt. "Ich kenne Frauen, die mit 23 Jahren bereits drei Kinder haben", sagt Meves.

Die Einrichtung "Buntes Haus" liegt in der Hellersdorfer Promenade, in einem ehemaligen Sparkassengebäude. Zur Eröffnung am Samstag tollen Kinder an Kletterwänden und Strickleitern, sie rennen Luftballons hinterher oder gestalten Kunstwerke. Die Idee des Hauses ist einfach: Eltern können im Elterncafé mit anderen Eltern reden oder auch selbst künstlerisch tätig werden. Dabei werden sie von Sozialpädagogen oder Studenten begleitet, die sie ermutigen, über ihre familiären Probleme zu sprechen. Den Eltern soll hier das angeboten werden, was sie annehmen werden, nämlich kostenlose Freizeitangebote. Wenn sie sich hier wohlfühlen, so die Hoffnung, nehmen sie auch Erziehungshilfen, Tipps zur Kinderernährung oder andere Beratung an, sie sie dringend brauchen. Während die Kinder gut versorgt sind, stehen den Eltern Pädagogen und Therapeuten zur Seite. Das Geld für zwei Fachkräfte, 5 Studenten und 14 Eineurojobber kommt aus dem Europäischen Sozialfonds, dem Quartiersmanagement an der Hellersdorfer Promenade und von lokalen Quellen.

Anders als in der westlichen Innenstadt stammen die sozialen Problemfälle am östlichen Stadtrand in der Regel aus deutschen Familien. Einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge stammen die Teenagereltern zumeist aus der ersten Generation von Ostdeutschen, die in dauerarbeitslosen Familien aufgewachsen sind. Viele haben keinen Schulabschluss. Das frühe Kind sehen viele Frauen als Ausweg aus der sozialen Misere: Mit dem Kind gibt es eine eigene Wohnung. Es gibt Geld vom Staat. Wird aus der arbeitslosen Hauptschulabgängerin eine Mutter, steigt ihr soziales Ansehen. Schließlich bringt ein Kind auch Wärme und Geborgenheit. Laut der Studie erhoffen sich viele mit der Mutterschaft, Liebe zu empfangen, die sie vermissen. Die Kinder sind Wunschkinder. Schwangerschaftsverhütung ist kein Thema. Und dass ein Kind neue Probleme bringt, merken viele Mütter erst später.

Manuela Schmidt (Linke) ist Jugendstadträtin in Marzahn-Hellersdort. Ihr ist aufgefallen, dass die jungen Mütter von klassischen Angeboten der Schwangerenbetreuung und Sozialarbeit für Kinder nicht erreicht werden. "Sie suchen kaum Hilfe, weil sie Angst haben vor Stigmatisierung, die sie in der eigenen Kindheit erlebt haben", sagt Heike Meves von der Alice-Salomon-Fachhochschule. "Die Probleme der Kinder werden oft erst sichtbar, wenn sie zur Schule kommen, und dann ist es sehr spät."

Die Idee zum Bunten Haus entstand in einem Seminar der Alice-Salomon-Fachhochschule. "Warum sollen wir mit der Sozialarbeit warten, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist, haben die Studenten gefragt", erinnert sich Dozentin Meves. Die Alternative war: Die Familien stärken.

Meves zeigt ein Bild, das eine 25-jährigen Mutter von drei Kindern malte. Es erinnert an impressionistische Bilder. "Die Frau hat seit ihrer Schulzeit nicht mehr gezeichnet und hatte am Anfang große Scheu. Sie sagte, sie sei doch keine Künstlerin", sagt die Kunsttherapeutin. Beim Malen habe die Mutter sich aber geöffnet und Erziehungsprobleme angesprochen, die sie sonst für sich behalten hätte.

Während sie das erzählt, malt ein sechsjähriger Junge am Nebentisch eine Märchenfee. Hinter dem Jungen steht ein junges Paar, vielleicht 16 oder 17 Jahre alt. Das Mädchen ist schwanger. Sie ist die Schwester des Malers.

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