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Friedrich Merz im Kampf um CDU-VorsitzFrontalangriff aufs Adenauer-Haus

Vorsitzbewerber Friedrich Merz geht auf scharfen Konfrontationskurs zur CDU-Spitze. Dafür gibt es viel Kritik – aber durchaus auch Unterstützung.

Friedrich Merz und sein aussichtsreichster Konkurrent um den Parteivorsitz, Armin Laschet Foto: Michael Kappeler/reuters

BERLIN taz | Hat Friedrich Merz etwas zu lange über den großen Teich geschaut? Gerade drängt sich der Eindruck auf. Seit der CDU-Vorstand am Montag die Verschiebung des für Dezember geplanten Parteitags beschlossen hat, macht Merz bisweilen auf die deutsche Version von Donald Trump. Er, der Fan der Parteibasis, der das Delegiertentreffen so herbeigesehnt hatte – und nun vom fiesen „Parteiestablishment“, gemeint ist die CDU-Spitze, ausgebremst wird. So stellt es der frühere Unionsfraktionschef dar. „Sauerland-Trump“ nannte ihn sogar die FAZ.

Seither fährt Merz also einen Frontalangriff auf die Parteispitze. Er zieht durch die Fernsehstudios und tippt sich, Trump-gemäß, die Finger wund, um seinem Ärger Luft zu machen. „Es läuft seit Sonntag der letzte Teil der Aktion „#Merz verhindern“ in der #CDU. Und das mit der vollen Breitseite des Establishments hier in #Berlin“, ließ er via Twitter verbreiten. Unter vielen CDU-Mitgliedern herrsche „blankes Entsetzen“.

Den Widersacher in der Erzählung spielt dabei Armin Laschet. Der NRW-Ministerpräsident und CDU-Vize ist Merz' aussichtsreichster Konkurrent um den Parteivorsitz. Er hat in der gegenwärtigen Pandemie mehr Möglichkeiten, sich als Krisenmanager zu profilieren (allerdings auch zu scheitern). „Ich habe ganz klare, eindeutige Hinweise darauf, dass Armin Laschet die Devise ausgegeben hat: Er brauche mehr Zeit, um seine Performance zu verbessern“, behauptete Merz in der Welt.

Dabei ist Merz' Ansinnen zunächst wenig trumpesk: Er will schlicht, dass der CDU-Parteitag, nachdem er bereits während der ersten Pandemiewelle im Frühjahr verschoben wurde, noch in diesem Jahr über die Bühne geht – zur Not rein digital. Wegen Bedenken ob der Rechtmäßigkeit lehnt die CDU-Spitze dies aber ab. Auch eine Mischvariante hatte Generalsekretär Paul Ziemiak am Montag vorerst ausgeschlossen, da sich die damit verbundene Briefwahl lange hinziehen würde. Spätestens im Januar soll über das weitere Vorgehen entschieden werden.

Der Generalsekretär weist Merz' Vorwürfe zurück

Eine Reihe von CDU-Spitzenpolitikern stellte sich hinter den Beschluss, so auch Laschet und Norbert Röttgen, der dritte Bewerber, sowie Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus. Bei Twitter bekam Merz indes viel Häme ab. Unter dem Hashtag #merzverhindern sprachen ihm viele das Format ab, die CDU oder gar Deutschland als Kanzler zu führen.

Vereinzelt erhielt Merz aber auch Rückenwind. Zum Beispiel von Susanne Eisenmann, der CDU-Spitzenkandidatin in Baden-Württemberg. Sie sei „nicht gerade glücklich darüber, wie schnell von alternativen Veranstaltungsformen – hybrid oder digital – abgerückt wurde“, sagte sie am Dienstag der taz. Sie sehe die Gefahr für „parteiinterne Querelen“ – die längst offenbar waren.

Bereits am Morgen hatte Generalsekretär Ziemiak im Deutschlandfunk einige Vorwürfe von Merz zurückgewiesen. Dieser hatte etwa argumentiert, dass durch die Parteitagsverschiebung der bisherige Vorstand ab Jahresende unrechtmäßig im Amt sei. Ziemiak widersprach: „Im kommenden Jahr ist die Situation so, dass der Vorstand im Amt bleibt“, sagte er – und bezog sich auf ein jüngst beschlossenes Gesetz, dass Verlängerungen wegen der Pandemie erlauben soll. Ähnliches gelte für Delegierte.

Ein Appell, rhetorisch abzurüsten, kam derweil aus dem hohen Norden. Karin Prien, die Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, schrieb bei Twitter: „Können wir jetzt bitte konzentriert weiter arbeiten und das öffentliche Gezänk beenden. Es nervt tierisch angesichts der Lage.“ Adressiert war das an alle drei Kandidaten, gemeint haben dürfte sie aber einen besonders.

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8 Kommentare

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  • Viele Deutsche schauen ja immer noch mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Überheblichkeit auf die USA und fragen sich wie in einem halbwegs zivilisierten Land jemand wie Donald Trump Präsident werden und bleiben kann. Aber wenn nächstes Jahr Friedrich Merz als Bundeskanzler vereidigt wird, werden sie feststellen, dass auch bei uns ein neoliberaler Rüpel Regierungschef werden kann.

  • ENDLICH...



    zeigt der MESSIAS seine breitseite. jesus hat sich doch als jude auch gegen die pharisäer und hohepriester aufgelehnt und den tempel geräumt. wir alle brauchen diese lichtgestalt aus dem sauerland - die cdu, um endlich wieder der wirtschaft und den banken zu gefallen, die spd, um wieder kantiger zu werden, die fdp, um im vollbesitz der politischen weisheiten zu grabe getragen zu werden, die grünen, um sich von ihrer eigenen bürgerlichkeit zu verabschieden, die afd, um einzusehen, dass auch andere rechts und konservativ können:



    merz macht's !

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    wie sieht eigentlich das establishment aus, wenn nicht karrieristen aus wirtschaft und politik mit dem begriff gemeint sein sollen?



    ist merz etwa ein underdog? außerdem: als einkommensmillionär hat man doch recht und weiß alles.



    so selbstlos für die partei, die parteimitglieder und die demokratie engagiert, fast wie die afd, der er wähler abnehmen könnte - dann wäre auch für die anderen, außer ihn, noch etwas gutes mit dabei.



    cdu, du hast die wahl: begibst du dich in die hände von jemandem vom stamme der nimm?

  • Ich werd das mulmige Gefühl nicht los, dass hier ein ehemals öffentlich Gedemütigter es jetzt mal allen zeigen will. "Make me great again." Na, wenn der Vorstandsvorsitzender der Schland AG wird, dann gut Nacht.

    • @mats:

      ähnlich wie die USA war er halt nie "great"

  • Es gibt mehrere passende Sprüche: 1. Freund, Feind, Parteifreund. 2. Erst das Land, dann die Partei, dann ich, soll von Kohl stammen; stimmte aber auch bei ihm nicht. Merz outet sich schon mal richtig im umgekehrten Sinne, schon im Oktober und nicht erst im März.

  • Da wird der "Bonsai-Trump", so gehört in einem treffenden TV-Kommentar, aber böse.



    Kommt nach Jahren des Schmollens über seinen Rauswurf als Fraktionschef der CDU aus seinem Hinterstübchen wieder raus und möchte jetzt natütlich (!) - da er ja sooo viele Unterstützer in der Basis hat !! - auf direktem Wege - ohne sich jemals wirklich als Politiker um das Land verdient gemacht zu haben - geschweige denn mit einer erkennbaren politischen Agenda - in das höchste Amt der CDU und - Gott gegeben ! - in das Amt des Bundeskanzlers reindüsen (ein eigenes Flugzeug hat er ja schließlich).



    Und das alles mit "fundamentierten" Platituden wie : Digitalisierung, Altersvorsorge auf Aktienbasis usw. usw.



    Gott - und die CDU selber - bewahre uns vor solch einem selbstverliebten Selbstdarsteller als Kanzler !! ( +++ = 3 Kreuzzeichen)

  • Es geht ein aufatmen durch die CxU: endlich einer mit Führerqualitäten...