Fridays-for-Future-Demo in Berlin: Na jetze Klimajerechtigkeit!

Atomkraft und Erdgas plötzlich wieder zukunftsträchtig? Vor der Vertretung der EU-Kommission demonstriert Fridays for Future gegen Greenwashing.

Fridays for Future demonstrieren in Berlin

Eine Ansage von Fridays for Future an die EU Foto: Gerner

BERLIN taz | Zwischen Glühweinbude und Currywurststand mit Blick auf die Vertretung der Europäischen Kommission, unweit vom Brandenburger Tor, zeigen sich am Freitagmittag KlimaaktivistInnen. Ort und Zeit sind kein Zufall: Fridays for Future demonstrieren gegen die neue „grüne Taxonomie“ der EU. Die Taxonomie soll private Investitionen mobilisieren und in Tätigkeiten lenken, die notwendig sind, um in den nächsten 30 Jahren Klimaneutralität zu erreichen. Dabei soll für alle Wirtschaftsbereiche festgelegt werden, was nachhaltig ist und was nicht. Dass dabei aber auch Erdgas und Atomkraft ein grünes Label bekommen, sorgt für einen Aufschrei.

Für die De­mons­tran­t*in­nen vor der EU-Kommission ist die Sache jedenfalls klar: Für sie ist die Taxonomie ein Skandal, Erdgas und Atomkraft seien nicht nachhaltig. Die EU versuche fossile Energien grün zu waschen. Der Fokus sollte eher auf den Ausbau erneuerbarer Energien liegen als Anreize zu schaffen, in überholte Techniken zu investieren. Auf den international von FFF verwendeten Ruf „What do we want? Climate justice. When do we want it? Now!“ folgt hier auf Berlinerisch: “Wat wollen wa? Klimajerechtigkeit. Wann wolln wa dit? Na jetze!“.

Da Berlin momentan bundesweit mit die höchsten Inzidenzen verzeichnet, stellt sich die Frage, ob eine digitale Demonstration nicht besser gewesen wäre als auf die Straße zu gehen. „Wir haben natürlich gründlich darüber nachgedacht, ob wir das heute verantworten können“, sagt Clara Duvigneau, die Sprecherin von FFF-Berlin. „Wir haben während der Pandemie dank guter Hygienekonzepte fast keine Ansteckungen auf unseren Demos verzeichnet. Also haben wir entschieden, heute direkt vor der EU-Kommission zu demonstrieren. Auf der Straße erreichen wir einfach deutlich mehr Leute als bei digitalen Veranstaltungen.“

Um den Infektionsschutz zu sichern, wird über das Mikrofon auf die Regel „1,5 Meter Abstand für 1,5 Grad“ hingewiesen. Zur Demo am Freitag sind auch nur um die 60 Menschen gekommen, so dass die Abstände weitgehend eingehalten werden können. Zudem tragen alle eine Maske und sie stehen ja draußen an der frischen Luft, was die Ansteckungsgefahr verringert.

Klima betrifft uns alle

Als erste Rednerin spricht eine Greenpeace-Aktivistin: Zum Thema Atommüll verweist sie darauf, dass man ja auch keine Toilette in ein Haus baue, das nicht an das Abwassersystem angebunden sei. Das Publikum applaudiert. In Deutschland gibt es kaum noch aktive AKWs, der Ausstieg ist längst beschlossene Sache. Was aber wenig hilft, wenn die EU in eine andere Richtung steuert. „Das Thema wird jetzt wieder aktuell, wenn die EU Atomkraft mit einem grünen Label versieht und somit Investitionsanreize schafft. Das kann und darf nicht sein“, sagt Duvigneau. „Außerdem“, so die FFF-Aktivistin, „ist der Kampf gegen Atomkraft ein generationenübergreifendes Phänomen. Wir müssen uns fragen, wofür haben vorherige Generationen gekämpft und was möchten wir kommenden Generationen zumuten?“

Stichwort Generationen: Am Rande der Demonstration diskutiert ein älterer Passant mit einem jungen FFF-Aktivisten. Die beiden reden über Nordstream 2 und Co. Sie sind zunächst sehr unterschiedlicher Meinungen. Nach einer Weile kommen sie aber in etwa zu dem Ergebnis, es bräuchte eine intelligente Mischung aus Energieträgern.

Der ältere Herr ist zwar nur zufällig vorbeigekommen, aber den Demo-Aufrufen von FFF folgen schon länger Menschen jeden Alters: Auch dieses Mal waren wieder von Schü­le­r*in­nen bis zu den „Omas For Future“ verschiedenste gesellschaftliche Gruppen vertreten. Der Klimawandel verbindet nun mal Generationen.

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