piwik no script img

Fridays-for-Future-Demo gegen den Krieg„Einfach Solidarität zeigen“

Die Klimabewegung ist Donnerstag gegen den Krieg in der Ukraine auf die Straße gegangen. Viele Schü­le­r*in­nen waren dabei. Fünf Protokolle.

Auf der Demo von Fridays for Future am Donnerstag mitten in Berlin Foto: Filip Singer/Epa

Berlin taz | Weltweit haben Kli­mak­ti­vis­t*in­nen von Fridays for Future am Donnerstag zu Protesten gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine mobilisiert. Auch in Berlin versammelten sich mittags Menschen zur einer Kundgebung auf dem Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude. Die Polizei zählte bis zu 5.000 überwiegend jugendliche Teilnehmer*innen, viele in Blau-Gelb gekleidet, den Nationalfarben der Ukraine.

Aufgerufen zu den Protesten unter dem Motto #StandWithUkraine, die am Donnerstag außer in Berlin noch in zahlreichen anderen deutschen Städten stattfanden, hatten ukrainische Fridays-Aktivist*innen auf Twitter: „Wir haben Angst. Der Krieg eskaliert, wir wissen nicht, was als Nächstes passiert. Deshalb machen wir es kurz: Wir brauchen Euch!“

Fridays for Future in Deutschland griff den Hilferuf auf. „Wir halten unseren Alltag inne, um auf die Notwendigkeit dringender, entschlossener Maßnahmen gegen Putins Brutalität und ungleiche Kriege hinzuweisen, die niemals stattfinden dürfen“, hieß es in einem bundesweiten Aufruf.

Berliner Schü­le­r*in­nen waren, anders als in Hamburg, für die Demo nicht von der Schulpflicht befreit – die sei gerade in der Pandemie „ein hohes Gut“, ließ sich ein Sprecher der Bildungsverwaltung zitieren.

Die Fridays-Proteste hatten 2018 als freitägliche Schüler*innen-Demos gegen den Klimawandel begonnen. Nun treibt sie die nächste große Krise auf die Straße – und die Klimakatastrophe ist noch immer nicht abgewendet. Was macht das mit den Jugendlichen? Wie haben mit fünf von ihnen gesprochen, hier die Protokolle.

Augen öffnen

„Ich bin heute hier, weil ich gegen Russland und für die Ukraine einstehen und den Krieg beenden möchte. Man sieht gerade die ganzen Bilder, wie Kinder fliehen und ihre Väter zurücklassen müssen. Ich kenne selber Leute, die gerade versuchen, ihre Familienmitglieder aus der Ukraine zu holen, und das berührt einen einfach. Es ist noch nicht ganz klar, ob wir von der Schule freigestellt werden, ich vermute mal … Ich war schon ein paar Mal bei Fridays for Future, ich glaube, das hier ist einfach sehr dringend, weil es so aktuell und nah bei uns ist, weil man es einfach schnell bekämpfen muss. Ich erhoffe mir, dass irgendjemand die Augen öffnet, jemand in einer Position, in der man Putin vielleicht noch stoppen und wirklich etwas bewegen kann.“ Anouk, 15

Einfach fassungslos

„Ich bin heute hier, weil ich den Menschen in der Ukraine und auch in Russland zeigen will, dass sie nicht allein sind, dass wir unser Bestes geben, sie zu unterstützen. Mich bewegen die Menschen, die fliehen müssen, die nicht wissen, was los ist, und dass einfach einer die Macht über alles hat – und niemand kann was dagegen tun. Niemand will diesen Krieg. Ich war schon öfter bei Fridays for Future, ich denke Demonstrationen haben alle was gemeinsam, und es ist wichtig, immer zu Demonstrationen zu gehen und seine Meinung zu äußern. Durch die aktuelle Lage bin ich einfach fassungslos, auch sehr emotional, ich habe keine Worte. Ich hoffe, dass die Regierungen uns sehen, dass man uns sieht und sich was verändert, hoffentlich.“ Alena, 22

Vergleichbar mit der Klimakrise

„Ich habe meine Mittagspause heute vorgezogen, um gegen den Krieg auf die Straße zu gehen, was definitiv notwendig ist. Früher war ich bei den Students for Future. Es ist einfach unfassbar, dass es so weit überhaupt kommen konnte und dass man so lange diesen Konflikt, der so nah ist, aber egal wie nah oder fern, ignoriert hat und ihm nicht wirklich die Aufmerksamkeit geschenkt hat, die er braucht. Es ist vergleichbar mit der Klimakrise, daher gehe ich auf die Straße – und das mache ich eigentlich schon immer.“ Rebecca, 25

Krieg und Zukunft

„Ich bin heute hier, weil ich es nicht okay finde, was passiert, und es auch nicht einsehen kann. Dieses Gefühl, wenn man Leute aus Bahnen steigen sieht, die mit ihren Kindern sind, ohne Väter, und die weinen, das ist herzzerreißend, und deswegen will ich einfach, dass wieder Frieden in Europa ist. Mein Schülersprecher hat sich dafür eingesetzt, dass wir für diese Demonstration freibekommen. Das ist mein zweites Mal bei Fridays for Future, und ich sehe in einem gewissen Sinn schon einen Zusammenhang zu dieser Demo, denn Gas und Öl haben damit natürlich was zu tun. Auch generell Krieg, vielleicht sogar mit Atomwaffen, hat natürlich mit der Zukunft zu tun. Ich hoffe, dass die russische Regierung uns irgendwann erhört, wenn überall auf der Welt protestiert wird, muss sie uns irgendwann erhören.“ Flora, 13

Solidarität zeigen

„Ich bin heute hier, weil mir das Thema wichtig ist, weil ich krass finde, was überall gerade passiert, und ich einfach Solidarität zeigen möchte. Mich bewegen die ganzen Bilder, was die Leute gerade erleben müssen, wie sie flüchten. Ich war schon bei der letzten großen Fridays-for-Future-Demo, zur Wahl am 24. September letzten Jahres. Für mich war Fridays for Future immer eher was mit Umwelt, aber ich habe das Gefühl, dass sie sich mittlerweile in jede Richtung engagieren. Ich hoffe, dass die Leute in der Ukraine das sehen und wisssen, dass wir offen für sie sind und ihnen helfen können.“ Anton, 13

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare