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Freund Rainer Wendt ist Deutschlands lautester Polizist – und ein freundlicher Populist. Unter den meisten Linken ist er verhasst. Dabei könnten Sie viel von ihm lernen. Dies ist eine EinladungNachhilfe vom Polizistenpapst

Wie geht man am Besten auf Sendung? Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, klassisches Feindbild progressiver Linker und Populist Foto: picture alliance

Von Martin Kaul

Er hat auch einen Anspruch auf eine Antwort. „Als was komme ich denn?“, wollte Rainer Wendt wissen. „Komme ich als Fremder oder komme ich als Freund?“ Unsere Antwort: Er kommt als Freund – und allein dies ist, natürlich, schon eine Provokation.

Kaum eine öffentliche Figur polarisiert so vorhersehbar und breitenwirksam wie Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. Der Mann, den die taz in ihrer Ausgabe vom 12. Dezember ausführlich porträtierte, zählt zu den klassischen Feindbildern vieler progressiver Linker. Zuletzt gab er ein Interview im rechten Magazin Compact; er sagt zwar, das sei ein Missverständnis gewesen. Aber er steht auch dazu, der neurechten Junge Freiheit immer wieder Interviews und Meinungsbeiträge zu liefern. Kann so jemand die taz als Freund besuchen kommen? Natürlich; versuchen wir es.

Als Freunde reden

Denn Rainer Wendt wird der taz zum taz.lab am 2. April ein Gastgeschenk mitbringen, das er bislang noch niemandem gemacht hat: Dann nämlich reden wir nicht über Positionen und inhaltliches Kleinklein, sondern über das Handwerk dahinter, über Taktik, Technik, Instrumente: „Herr Wendt zieht blank: Neuigkeiten aus dem Handwerkskasten eines Populisten“, so lautet unsere Einladung an ihn und an Sie – und darüber wollen wir reden. Als, sagen wir: Freunde. Dabei wollen wir uns gar nicht erst mit inhaltlichem Dissens aufhalten – was wäre schließlich vorhersehbarer? Uns interessiert viel mehr: Wie funktioniert der deutsche Populismus? Wo geht es am besten auf Sendezeit? Und was ist nötig, damit aus der eigenen Position auch Politik wird? Um es provokant zu sagen: Das sind alles Fragen, bei denen die deutsche Linke durchaus Nachhilfebedarf hat. Willkommen zur Nachhilfestunde.

Rainer Wendt

Jahrgang 1956, ist Polizeibeamter und seit 2007 Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) Er gilt als Populist und ist bekannt für eher rechte Parolen. Auf dem taz.lab am 2. April gewährt Wendt Einblick in den Handwerkskoffer des deutschen Populismus. Eine Nachhilfestunde für Linke.

Rainer Wendt, der ein strategischer Lobbyist, ein konservativer Rechtsausleger, aber auch ein freundlicher und selbstironischer Gesprächspartner ist, hat hierzu viel zu erzählen. Er kennt das Geschäft mit den Talkshows und kann berichten, was nötig ist, um sich selbst im Gespräch zu halten. Er weiß, wie politische Themensetzung funktioniert – und was Redakteure hören wollen, um noch mehr Sendezeit zu vergeben.

Zwei Wochen Rederecht

Neulich, das war im Oktober, wollte Wendt einen Zaun um Deutschland ziehen. Sein Vorschlag sorgte bundesweit für Erregung. Wendt wartete eine Weile, dann relativierte er seine Aussagen – und war schließlich wieder bei seiner Kernforderung: „Deutschland braucht mehr Polizisten“, sagte er dann. „Der Zaun“, sagte Wendt später der taz, „brachte mir zwei Wochen Aufmerksamkeit. Zwei Wochen Aufmerksamkeit sind zwei Wochen Rederecht.“ Da spricht ein Erfolgreicher. Die taz freut sich auf das gemeinsame Experiment mit Herrn Wendt. Möge es anders werden als das übliche Blabla.

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