Freiheitskämpferin Harriet Tubman: Erste schwarze Frau auf Dollarnote
Nach langen Debatten setzt das US-Finanzministerium das Porträt einer schwarzen Freiheitskämpferin auf die 20-Dollar-Note. Dafür muss ein Mann auf die Rückseite.

Später Ruhm für Harriet Tubman: In Zukunft ziert sie die amerikanische 20-Dollar-Note Foto: ap
WASHINGTON dpa | Zum ersten Mal in der Geschichte der USA soll das Porträt einer schwarzen Frau einen Geldschein zieren. Auf der 20-Dollar-Note wird künftig das Gesicht der Sklavin und Fluchthelferin Harriet Tubman zu sehen sein, wie das Finanzministerium in Washington am Mittwoch mitteilte.
„Das Leben von Harriet Tubman ist eine der großen amerikanischen Geschichten“, sagte Finanzminister Jacob J. Lew. „Es ist eine Geschichte, die amerikanische Werte spiegelt, amerikanische Demokratie, aber auch die Macht eines Einzelnen, etwas in unserer Demokratie zu verändern.“
Tubman wurde auf einer Plantage in Maryland geboren und verhalf ab 1850 als Untergrundkämpferin unzähligen anderen Sklaven zur Freiheit. Später engagierte sie sich in der Frauenbewegung. Sie starb am 10. März 1913.
Derzeit ist auf der Note das Antlitz des siebten Präsident der USA, Andrew Jackson, abgebildet. Jackson (1829 bis 1837) gilt als Unterdrücker der nordamerikanischen Ureinwohner. Sein Porträt soll auf die Rückseite des Geldscheines weichen.
Weg mit dem Männerclub auf Amerikas Geldscheinen
Der Entscheidung war eine monatelange Debatte vorangegangen. Initiativen wie die Grassroots-Kampagne „Women on $20s“, die mit dem Männerclub auf Amerikas Geldscheinen brechen wollten, fordern schon länger, dass endlich eine Frau auf einem Dollar-Schein abgebildet wird.
Die demokratische Senatorin aus New Hampshire, Jeanne Shaheen, initiierte einen Gesetzentwurf und schlug unter anderem Tubman vor. Sie sprach am Mittwoch von einem Sieg. „Frauen haben lange genug gewartet“, schrieb sie im Kurznachrichtendienst Twitter.
Die einzigen beiden Frauen, die bisher auf Banknoten verewigt wurden, waren Martha Washington, die Ehefrau des ersten US-Präsidenten, und die amerikanische Ureinwohnerin Pocahontas.
Ursprünglich hatte das Finanzministerium vorgehabt, die 10-Dollar-Note neu zu gestalten. Doch diese soll weiterhin den amerikanischen Gründervater und ersten US-Finanzsekretär Alexander Hamilton zeigen. Seine Geschichte wird derzeit als Hip-Hop-Musical am New Yorker Broadway gezeigt – und das ziemlich erfolgreich. Allerdings kommen auf die Rückseite des Scheins gleich fünf Frauen: Lucretia Mott, Sojourner Truth, Susan B. Anthony, Elizabeth Cady Stanton und Alice Paul.
Leser*innenkommentare
mowgli
Dass Geldscheine auch eine "Rückseite" haben, war mir gar nicht so bewusst.
Immerhin passt diese Art der Ambivalenz ja ziemlich gut in unsere Zeit. Man möchte Fortschritt demonstrieren, indem man eine schwarze Frau, eine Menschenrechtlerin auf die angebliche Vorder-Seite eines 20-Dollar-Scheins druckt. Auf die andere, die angebliche Rück-Seite, druckt man allerdings zeitgleich einen weißen, männlichen Menschenhasser. Vermutlich, damit die Leute, die sich aus Gewohnheit eher mit dem Mann identifizieren, nicht umgehend zur Waffe greifen ob der "Dreistigkeit" der Finanzbehörden. Wahrscheinlich wird es nun in manchen Kreisen zu einer Art Gewissensausweis, wen man nach oben blicken lässt, wenn man bezahlt: Mann oder Frau, weiß oder schwarz, Macht oder Widerstand.
Echte Siege sehen anders aus für mich, verehrte Frau Senatorin!
Christian_72
@mowgli Hallo Mowgli, Sie sehen das anders; für mich ist das Glas hier jedoch eindeutig halb voll. Christian