Freddy Beleri in albanischer Haft: EU-Kandidatur trotz Gefängnis
Der Rechtsaußen-Politiker hat gute Chancen, für Griechenland ins EU-Parlament zu ziehen. Schon lange ist er im Visier der albanischen Behörden.
Mitsotakis' Kalkül ist es, ob der immer härteren Konkurrenz von rechts mit Beleri, der politisch ein Rechtsaußen ist, etwas entgegenzusetzen. Die unverhohlene Botschaft in Richtung Tirana lautet: „Wir Griechen wollen die Inhaftierung Beleris nicht hinnehmen.“
Beleri gehört der griechischen Minderheit in Albanien an. Er wuchs in der Küstenstadt Himara auf. Ende 1990 machte er sich wie so viele griechische Albaner auf den Weg nach Hellas. Auf der Insel Zakynthos ließ er sich orthodox taufen, später ging er nach Athen und arbeitete zunächst als Klempner. Der umtriebige Beleri studierte dann Internationale und Europäische Studien und kehrte 2015 nach Himara zurück. Dort ist er nach eigenen Angaben im Tourismussektor aktiv.
Schon in jungen Jahren engagierte sich Beleri in der Kommunalpolitik. Mit Nachdruck tritt er für die Rechte der griechischen Minderheit in Albanien ein. Bei den Kommunalwahlen im vorigen Jahr kandidierte er für das Bürgermeisteramt in Himara – und gewann in der Stichwahl, obgleich er wegen des Vorwurfs des Stimmenkaufs zwei Tage vor dem Urnengang verhaftet wurde. Seither sitzt Beleri. Im März wurde er zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt.
„Erfundene Anklage“, „politischer Prozess“
Beleri spricht von einer „erfundenen Anklage“ und einem „politischen Prozess“. Der wahre Grund für seine Inhaftierung sei die örtliche Beton-Mafia, hinter der die sozialistische Regierung in Tirana unter Premier Edi Rama stecke. Die sei auf die Liegenschaften ethnischer Griechen im touristisch boomenden Himara aus, so Beleri.
Beleri ist schon lange im Fokus der albanischen Behörden. Im März 1995 wurde Beleri mit sechs Personen von griechischen Grenzbeamten verhaftet. Die ominöse Gruppe hatte Waffen bei sich, darunter ein halbes Dutzend Kalaschnikows, 878 Kugeln, Messer sowie Uniformen und Perücken. Prompt stand sie unter Verdacht, einen Anschlag auf ein albanisches militärisches Ziel verüben zu wollen. Beleri wurde dafür in zweiter Instanz zu 18 bis 20 Monaten Gefängnis verurteilt. Sein aktueller Fall geht derweil in die nächste Runde. 13 Tage vor den Europawahlen sollte vor einem albanischen Gericht das Berufungsverfahren im Fall Beleri starten. Der Termin wurde auf den 7. Juni verschoben, zwei Tage vor den Europawahlen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos