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Frauenrechte in AfghanistanTaliban schreiben Niqab an Unis vor

In einem Regelwerk erlauben die Taliban Frauen zwar den Zugang zu Hochschulen – doch nur mit Gesichtsverhüllung und getrennt von Männern.

Sie ahnten die Gefahr: Frauen protestieren am 3. September in Kabul für ihre Rechte Foto: Wali Sabawoon/ap

Kabul afp | Die Taliban haben nach ihrer Machtübernahme in Afghanistan strenge Regeln für Frauen an privaten Hochschulen erlassen. In einem langen Regelwerk der für höhere Bildung zuständigen Behörde der Islamisten wird Frauen ein Besuch privater Universitäten nur mit Gesichtsverhüllung, dem Niqab, sowie getrennt von Männern gestattet. Ist eine räumliche Trennung nicht möglich, müssen Männer und Frauen demnach durch einen Vorhang getrennt werden.

Klassen mit Frauen sollen dem Dokument zufolge nur von Frauen unterrichtet werden. Ist dies nicht möglich, sei auch Unterricht durch einen „alten Mann“ mit gutem Charakter möglich. Die Vorschriften sehen zwar keine Burka-Pflicht vor, aber auch der Niqab, eine Kopf- und Gesichtsbedeckung, lässt nur einen schmalen Schlitz für die Augen frei.

Während der ersten Herrschaft der Taliban in den 1990er Jahren waren Frauen und Mädchen von Bildung weitgehend ausgeschlossen. Nach deren Ende im Jahr 2001 entstanden in vielen Städten Afghanistans private Hochschulen und Universitäten. Diese sollten am Montag wieder öffnen. In den vergangenen 20 Jahren war die Zahl von Frauen an Universitäten stark gestiegen.

„Das ist praktisch ein schwieriger Plan, wir haben nicht genug weibliches Lehrpersonal“, sagte ein Universitätsprofessor der Nachrichtenagentur AFP. „Aber die Tatsache, dass sie Mädchen erlauben, Schulen und Universitäten zu besuchen, ist ein positiver Schritt.“

Die Regeln sehen weiter vor, dass Frauen die Unterrichtsräume fünf Minuten vorher verlassen und in speziellen Räumen warten müssen, bis alle Männer das Gebäude verlassen haben. So sollen Begegnungen vermieden werden.

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3 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Gegen Dummheit und einer völlig verquere Auffassung von menschlicher Freiheit ist nur schwer anzugehen. Das sehen wir doch selbst im eigenen Land.

  • Also mal vorweg. Im Islam st es nicht üblich, dass Frauen unter sich verschleiert herumlaufen. Bei Hochschulen wird das sicherlich nicht anders gehandhabt. Nur noch die Niquab auf der Straße ist ein großes Zugeständnis (für uns zu wenig, aber dort eine Revolution, besnders weil es veschiedene Schnitte der Niquab mit mehr oder weniger Vehüllung gibt)..Das Hauptproblem dürfte also eher sein, genug weibliches Lehrpersonal zu finden.

    Was mich erstaunt ist eher, dass alle sich auf den Zustand in den Großstädten konzentrieren. Wichtig ist doch auch Grundschule und Aufbauschule. Ist es denn schon gegeben, dass alle Frauen lesen, schreiben, rechnen können? Was ist mit Grunbegriffen von Biologie und Chemie? Das würde den Frauen auf dem Land helfen, und auch Respekt einbringen. Dort auf dem Dorf muss das Umdenken stattfinden.

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Faktisch ist das das Ende höherer Bildung für Frauen, weil wenn die Taliban das so an Unis vorschreiben werden sie Frauen auch nur massiv eingeschränkt arbeiten lassen und dann werden die meisten Familien sich das Geld sparen eine Tochter auf die Uni zu schicken, wenn sie danach eh nicht arbeiten kann.

    Außerdem spricht das für ein so ein frauenfeindliches Bild, das Frauen vermutlich aus der Öffentlichkeit verbannt werden.

    Aber das ist was die meisten deutschen wollten wir sind nicht mehr vor Ort, die Amis sind auch weg, etc. Jetzt kriegen die Deutschen endlich ihre lang ersehnte Welt ohne amerikanische Dominanz. Das die vor Blut und Tyrannei nur so triefen wird sei dahingestellt die Amerikaphobie und der Pseudo-Pazifismus der Deutschen ist befriedigt.