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Frauenanteil in FührungsetagenMänner bleiben unter sich

Frauen sind in Chefetagen unterrepräsentiert. 2014 waren nur 29 Prozent der Posten mit Managerinnen besetzt. Damit liegt Deutschland unter dem EU-Schnitt.

Sie gehört zu den wenigen Frauen an der Spitze: Isbell Wallpott, Direktorin des Eifel-Zoos. Foto: dpa

Wiesbaden dpa | | Frauen in Führungspositionen sind in Deutschland trotz der Debatte über bessere Aufstiegschancen im EU-Vergleich unterrepräsentiert. 2014 waren 29 Prozent der Posten von Managerinnen besetzt – der Anteil blieb im Vergleich zu den beiden Vorjahren nahezu unverändert, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März mitteilte. Im Durchschnitt der 28 EU-Staaten lag der Frauenanteil in Führungsetagen bei 33 Prozent.

Spitzenreiter in der EU war Lettland, dort waren 44 Prozent der Leitungsfunktionen mit Frauen besetzt. Relativ hoch war der Anteil auch in Ungarn (40 Prozent) sowie Polen und Litauen (jeweils 39 Prozent). Schlusslicht war Zypern mit 17 Prozent.

Vor allem in klassischen „Männerdomänen“ gibt es vergleichsweise wenig Frauen in höheren Positionen. Am geringsten war ihr Anteil nach Angaben der Wiesbadener Behörde in der Baubranche mit 13 Prozent, am höchsten im Bereich Erziehung und Unterricht (62 Prozent). Die Quoten entsprechen in etwa den jeweiligen Frauenanteilen in den Branchen. Insgesamt waren 47 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland Frauen.

Als ein Hemmnis für den beruflichen Aufstieg gilt, dass vor allem Frauen aus familiären Gründen in Teilzeit arbeiten. Die IG Metall forderte daher, die Vereinbarungen des Koalitionsvertrages zum Rückkehrrecht Teilzeitbeschäftigter in Vollzeit konsequent umzusetzen. „Nach wie vor bleiben überwiegend Frauen wegen Kindererziehung oder Pflege zu Hause, was im späteren Berufsleben zu Einbußen bei Entgelt und Karriere führt“, sagte Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, in Frankfurt.

Karrierechancen haben sich verbessert

Aufstieg und Führung in Teilzeit sei in deutschen Firmen kaum denkbar, kritisierte Benner. „Wir brauchen einen Kulturwandel. Es muss endlich mehr für die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben getan werden.“

Zu den Führungspositionen nach der verwendeten internationalen Standardklassifikation werden Vorstände und Geschäftsführerinnen sowie Führungskräfte in Handel, Produktion und Dienstleistungen gezählt. Berücksichtigt werden Privatwirtschaft und öffentlicher Dienst.

Nach einer jüngst veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) war im Jahr 2014 nur jede vierte Chefposition auf der obersten Führungsebene eines Privatunternehmens mit einer Frau besetzt.

Verbessert haben sich dem IAB zufolge in den vergangenen zehn Jahren aber die Karrierechancen von Frauen auf der zweiten Führungsebene. Habe der entsprechende Anteil im Jahr 2004 bei 33 Prozent gelegen, seien 2014 bereits 39 Prozent der Stellen im mittleren Management mit einer Frau besetzt gewesen. Dort nähere sich der Chefinnen-Anteil dem Anteil der in Privatunternehmen beschäftigten Frauen (43 Prozent) allmählich an.

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5 Kommentare

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  • Ich denke auch, dass 29% Frauenanteil nicht bedeuten kann, dass Männer unter sich bleiben. Außerdem sollte auch beachtet werden, dass Frauen oft wegen Kindern länger pausieren und Führungspositionen nicht immer interimsmäßig gemanaged werden können...

  • Tatsächlich ist es doch schon umgekehrt. Bei der Neubesetzung haben Frauen aufgrund des Quotendrucks bessere Chancen als Männer.

     

    Wichtig wäre doch eine ganz andere Statistik - nämlich die der Neubesetzungen unter Berücksichtigung der Bewerbungen. Dann könnte man sehen, welches Geschlecht benachteiligt wird.

    • 8G
      86548 (Profil gelöscht)
      @TazTiz:

      So ist es z.B. im Öffentlichen Dienst. Da werden momentan (bei gleicher Qualifikation) ganz offen Frauen bevorzugt befördert.

  • "Am geringsten war ihr Anteil nach Angaben der Wiesbadener Behörde in der Baubranche mit 13 Prozent, am höchsten im Bereich Erziehung und Unterricht (62 Prozent). Die Quoten entsprechen in etwa den jeweiligen Frauenanteilen in den Branchen."

     

    Wenn das in allen Branchen so wäre, dass Frauen in Führungspositionen denselben Anteil haben wie auf anderen Hierarchieebenen auch, wo ist dann die Ungerechtigkeit?

     

    Des Weiteren nervt mich die ganze Debatte. Wenn es wirklich um Emanzipation ginge, gehörte die Unterdrückung als solche abgeschafft und damit ein Großteil der Führungspositionen. Okay, Frauen dürfen nun auch ausbeuten, unterdrücken, lobbyieren, Kriege anzetteln... Herzlichen Glückwunsch, Feminismus.

  • "Männer bleiben unter sich" bei 29% Frauenanteil? Selten so gelacht.

    Wie würden Sie die Situation in den Grundschulen beschreiben - "Männer ausgerottet"?

    Wenn die Propaganda zu offensichtlich wird, untergräbt sie das an sich positive Anliegen. taz-Schlagzeilen auf Bild-Niveau machen mich traurig.