Frauen in der Tech Industrie: Diskriminierungsklage abgewiesen
Frauen sind im Silicon Valley in der Minderheit. Die Klage von Ellen Pao, die ihrem Arbeitgeber vorwarf, bei Beförderungen übergangen worden zu sein, scheiterte.

Verloren: Ellen Pao mit ihren Anwälten vor dem Gerichtsgebäude in San Francisco. Bild: ap
SAN FRANCISCO dpa | Eine Ex-Mitarbeiterin der namhaften US-Wagniskapitalfirma Kleiner Perkins Caufield & Byers ist mit einer Diskriminierungsklage gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber gescheitert. Geschworene in San Francisco entschieden am Freitag, dass die Firma sie nicht schlechter behandelt habe, weil sie eine Frau ist.
Ellen Pao, eine langjährige KPCB-Mitarbeiterin und heute Interimschefin der Internet-Plattform Reddit, hatte 16 Millionen Dollar Schadenersatz gefordert – unter anderem weil sie als Frau bei Beförderungen übergangen worden sei. Die Anwälte der Firma hielten entgegen, Paos Karriere-Probleme hätten mit ihren beruflichen Fähigkeiten zu tun gehabt. Diese Einschätzung setzte sich schließlich auch bei der Mehrheit der zwölf Geschworenen durch.
In dem Prozess gelangten viele Interna der Firma, die als eine Institution im Silicon Valley gilt, an die Öffentlichkeit. Dazu gehörten neben Gehaltsangaben und Informationen darüber, wie Entscheidungen getroffen und Mitarbeiter bewertet werden, auch einige peinliche Momente.
Etwa eine Unterhaltung über Porno-Stars in einem Privatjet oder die Geschichte von einem KPCB-Partner, der nur im Bademantel im Hotelzimmer einer anderen Mitarbeiterin auftauchte. Pao hatte mit dem Partner eine kurze Affäre gehabt, die vor den Geschworenen mit vielen Details von E-Mails bis hin zu heimlichen Küssen auf dem Parkplatz ausgebreitet wurde. Der Mann wurde schließlich von Kleiner Perkins gefeuert.
Klagen nehmen zu
Wagniskapitalgeber im Silicon Valley beteiligen sich früh an Internet-Firmen in der Hoffnung auf einen Geldregen bei einem Börsengang oder Verkauf. Zu dem Geschäft gehört aber auch, dass viele Investitionen ins Leere laufen. So machte Kleiner Perkins viel Geld mit frühen Beteiligungen bei Google und Amazon. Danach erwies sich ein Fokus auf erneuerbare Energien als Verlustbringer. Zuletzt konnte KPCB aber beim Verkauf des Thermostate-Anbieters Nest für 3,2 Milliarden Dollar an Google wieder groß abräumen.
In den USA war das öffentliche Interesse an dem Prozess groß. Die Klagen von Frauen, die Unternehmen der Tech-Branche Diskriminierung vorwerfen, nahmen zuletzt zu. So wurden in den vergangenen Wochen Facebook und Twitter verklagt. Bei Internet-Firmen sind Frauen in der Minderheit.
Meist machen sie etwa 30 Prozent der Belegschaft aus, in technischen Bereichen ist der Anteil noch niedriger. In den Führungsetagen sind Frauen besonders unterrepräsentiert, es gibt nur wenige weibliche Firmenchefs wie Marissa Mayer bei Yahoo oder Meg Whitman bei Hewlett-Packard.
Leser*innenkommentare
vøid
Ich kann mir gut vorstellen, dass in diesem kalifornischen Turbokapitalismus sich viele psychopathische und/oder machohafte Poser-Typen in Führungspositionen vorkommen dürften. In so ein Schema passen Frauen dann eher weniger rein und haben bei Beförderungen das Nachsehen. Ist jetzt aber nur wilde Spekulation von mir... vielleicht weiß ja jemand mehr und kann meine Vermutung bestätigten/widerlegen.
mir-kommen-die-tränen
@vøid eigentlich dumm vom Kapitalismus, dass er sich die fähigsten Köpfe entgehen lässt. Meine Erklärung: Denen ghet es gar nicht um Gewinnmaximierung.